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Blutbad-Willy kehrt um
Er rauchte die Bibel – und forderte Gott zum Kampf heraus
Fast 150 Straftaten verübt Wilhelm Buntz in seinem Leben als Gangster. Reue empfindet er keine, auch für einen Totschlag nicht. Während der langen Haft benutzt er die Seiten der Bibel zum Zigarettenrauchen. Vorher liest er sie – doch die Worte zeigen keine Wirkung. Bis er zur Bergpredigt gelangt.Wilhelm Buntz wird als Baby von seiner Mutter ausgesetzt. Dieses Trauma hinterlässt in ihm schwere Folgen. Er wird zwar später vom Vater aufgenommen und aufgezogen, doch von klein auf ist er gewalttätig. In der Schule wird er schnell als «Blutbad-Willy» bekannt, weil er sich ständig mit Klassenkameraden prügelt. «Es war für mich eine Lust, andere Kinder zu schlagen und ich habe immer so lange geschlagen, bis die Leute geblutet haben.» Um ihn zu kontrollieren, schlägt ihn sein Vater ihm mit benagelten Schuhen auf den Kopf, oder verprügelt ihn im Wald. Die Kinder aus zweiter Ehe behandelt der Vater ganz anders. «Ich habe mich verraten gefühlt (…), ich bekam keinerlei Zuwendung.»
Vater bittet um Todesstrafe
Er kommt in ein Heim für Schwererziehbare, bis er mit einem Freund ausreisst. Im geklauten Auto fahren sie – Willy sitzt am Steuer – wild herum, bis sie frontal in die Seite eines Polizeiautos rasen. Der Fahrer ist sofort tot, sein Beifahrer so schwer verletzt, dass er bis zum Lebensende im Rollstuhl sitzt. Doch selbst dies ist Wilhelm Buntz egal. «Ich hatte keinerlei Gefühle.»
Nach dem Jugendarrest wird Wilhelm Buntz erst recht kriminell. Banküberfälle, Waffengeschäfte, Menschenhandel, Totschlag – fast 150 Straftaten begeht er und wird mit 22 Jahren endlich gefasst. Zum Prozess lädt der Richter den Vater als Zeugen, damit irgendjemand etwas Positives über ihn sagt. Doch als er den Vater fragt, sagt dieser unter Tränen: «Bitte, bitte, bitte führen Sie die Todesstrafe wieder ein… Nicht, dass ich mein Kind nicht liebe, aber wir können nicht mehr; er hat unsere ganze Familie zerstört.»
Der Bibel-Raucher
Das Urteil lautet 14 Jahre Haft mit anschliessender Sicherheitsverwahrung. Ein Mithäftling schmuggelt ihm Tabak und Zündhölzer in die Zelle, doch Papier für die Zigarretten gibt es nicht. Also bittet Wilhelm den Pfarrer um eine Bibel. «Über sechs Jahre lang habe ich immer eine Seite aus der Bibel rausgerissen, hab sie vorne und hinten gelesen, vier Teile draus gemacht und sie geraucht – innerhalb von sechs Jahren verrauchte ich das gesamte Alte Testament.»
Kampf mit Gott
Die Texte, die er liest, hinterlassen keine Wirkung. «Ich las sie eigentlich, um Gott eins auszuwischen. Nachdem sich mein Vater bekehrt hatte, sagte er immer, wir haben einen Gott der Liebe. Aber wo war denn deine Liebe bei mir, oh Gott?» Die Bibelseiten liest er voller Hohn.
«Irgendwann komm ich mit dem Rauchen in die Bergpredigt. Da geht es um Salz und Licht. Und das erste Mal im Leben habe ich über mich selbst nachgedacht. 'Wo war Licht in deinem Leben? Du bist eine taube Funzel gewesen… Wo war in deinem Leben Salz? Du warst bitteres Gift…'» Er beginnt, mit dem Gott zu reden, an den er eigentlich gar nicht glaubt und betet: «Man sagt immer, dass du ein starker Gott bist. Wenn du wirklich etwas mit meinem Leben vorhast, müsstest du in der Lage sein, mich zu verändern. Aber ich lass mich nicht verändern! Wenn du stärker bis als ich, musst du mich besiegen.»
Verändert
Und das Unglaubliche geschieht: Er verändert sich – obwohl er selbst gar nichts merkt. Nur sein Zellennachbar Dieter fragt ihn eines Tages, ob er krank sei, er habe seit Wochen keine Schlägerei mehr gehabt, werfe den Beamten das Essen nicht mehr hinterher… Auch der Gefängnisdirektor beobachtet ihn, vergewissert sich über die Veränderung und verkündet, dass er in einem halben Jahr entlassen wird.
«Damit ging das Elend erst richtig los…» Denn als Wilhelm Buntz das Bibelwort hört: «Wenn ihr eure Sünden bekennt, ist er treu und gerecht…» (1. Johannes Kapitel 1, Vers 9), merkt er, dass dass Gott etwas von ihm will. Er hat seine Sünden vor Gott bekannt, doch im Prozess wurde er bei 100 Delikten, für die er verantwortlich war, freigesprochen. Und er merkt, dass Gott will, dass er dies regelt. «Ich sagte: Nein, Gott, das kannst du von mir nicht erwarten. Ich stehe ein halbes Jahr vor der Entlassung. Wenn ich jetzt diese 100 Delikte einräume, kostet mich das noch einmal 15 bis 20 Jahre Haft.»
Der Brief vom Staatsanwalt
Doch es lässt ihn nicht mehr los. Er schreibt dem Staatsanwalt, dass er Christ geworden ist und bekennen will, dass er in den 100 Freisprüchen schuldig ist. Die Antwort ist ein Anklageschreiben, darin aufgeführt jedes der 100 Delikte mit der jeweiligen Haftzeit. Wilhelm Buntz zählt alles zusammen und kommt auf 123 Jahre Haft – also mindestens noch einmal 20 Jahre. «Wie konnte ich so blöd sein?», schiesst es ihm durch den Kopf. Ist Gott wirklich treu und gerecht?
Irgendwann nimmt er den Brief noch einmal zur Hand und sieht, dass hinten noch ein Blatt drin liegt. Darauf steht: «'Lieber Bruder Buntz, ich kann mich noch gut an Sie erinnern. Die ganzen Straftaten, die Sie bekannt haben, stehen nicht im Verhältnis zu dem, warum Sie jetzt in Bruchsal sind. Wir stellen alle Straftaten ein nach Paragraf 154 StPO und für Ihre Entlassung am 15.02.1985 wünsche ich Ihnen Gottes reichen Segen.' Jetzt begann ich, dem Wort Gottes zu glauben!»
Wahre Vergebung
Wilhelm Buntz erlebt, dass Gott ihm vergeben hat. Doch was ist mit den vielen Menschen, denen er Schaden zugefügt hat? Etwa die Witwe des verstorbenen Polizisten und ihre fünf Kinder? Als er sich mit ihr trifft, ihr bekennt, dass er der Fahrer war und sie um Vergebung bittet, steht sie auf, «nimmt mich in den Arm und sagt: 'Wissen Sie, mein Mann war gläubig. Seit dem Tag, an dem wir erfuhren, dass mein Mann tot ist, beten wir für Sie, dass der lebendige Gott Ihr Leben rettet – und heute bekamen wir leibhaftig eine Gebetserhörung!'»
Auch mit seinem Vater kann er sich aussprechen. Beide bitten sich gegenseitig um Vergebung und beten füreinander. Sein hartes, gefühlsloses Herz verändert Gott völlig. «So hart, wie ich früher war, heute bin ich nahe am Wasser gebaut.»
Heute ist er verheiratet und hat zwei Söhne. Bis zu seinem Ruhestand 2017 arbeitete er in einem Blindenwerk. Wenn er auf seine Zeit in Haft zurückblickt, empfindet er nur eins: Dank. «Ich bin Gott dankbar für jeden Tag, den ich im Gefängnis verbringen durfte, denn ich habe dort etwas gefunden, das ich sonst vielleicht nicht gefunden hätte. Ich habe einen kostbaren Schatz gefunden: Ich bin gläubig geworden.»
ERF im Gespräch mit Wilhelm Buntz:
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Datum:
09.08.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch / ERF Medien
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch / ERF Medien