Helena Kerschner von 2013 bis 2021 (Bild: wng.org)
Helena Kerschner begann im Alter von 18 Jahren mit einer
Testosteronbehandlung, um zum Mann zu werden. Nach anderthalb Jahren Behandlung
kam sie zu der Erkenntnis, dass sie nicht wirklich transgender war
– und wählte den schwierigen Weg zurück.
In einem Interview
erzählt Helena – heute eine gesunde junge Frau – ihre Geschichte, die für viele
Teenager typische Züge trägt. «Als ich 15 war, ging ich durch eine Zeit in
meinem Leben, in der ich kaum Freunde hatte, einsam war und öfter die Schule
wechseln musste.» Sie verliess sich in dieser Zeit in ihrem Alltag sehr auf
das Internet und die sozialen Medien.
Die
Botschaft der sozialen Medien
«In den Sozialen Medien kam
ich mit der Gender-Ideologie und allgemein linken, woken Gedanken in Berührung», erzählt sie rückblickend. «Damit ich sozial 'in' war, musste ich diese
Anschauungen übernehmen. Ich hörte immer wieder die Botschaft: 'Wenn du das
Gefühl hast, dass du irgendwo nicht reinpasst, wenn du dich in deinem Körper
nicht wohlfühlst, bedeutet das, dass du trans bist. Wenn dich andere Mädchen
nicht verstehen, dann bist du trans'.»
Sie fühlte, dass sie Schritte tun musste:
«Ich kam zur Überzeugung: Wenn ich meine Pronomen ändere – also mich nicht mehr 'sie' nenne –, dann fühle ich mich vielleicht besser. Ich bekam Botschaften
zurück: 'Ja, mach das, es ist gut, sein Geschlecht in Frage zu stellen, so entdeckst
du dich selbst.'» Und dann die bezeichnende Logik: «Nur trans-Leute stellen ihr
Geschlecht in Frage. Wenn du also dein Gender hinterfragst, bedeutet das, dass
du trans bist.»
Zwei Jahre lang ging Helena immer
weiter auf diesem Weg. Sie schnitt ihr Haar kurz und kam langsam zur
Überzeugung: «Ich hätte doch eigentlich ein Bub sein müssen. Ich muss zum Mann
werden.» Heute sagt sie: «Das war ein langer Prozess, wo ich von der Realität
losgelöst und mit ganz wenig Kontakten im wirklichen Leben lebte, die mich
vielleicht korrigiert hätten.»
Die
Macht der Schönheitsideale
Helena Kerschner (Bild: Screenshot Youtube)
Schon von Kindheit her war
Helena über ihre Familie mit der Schönheitsindustrie in Berührung gekommen und
wurde ständig mit Schönheitsidealen konfrontiert. «Rückblickend war das der
Grund, dass ich mit meinem Körper Probleme hatte» – ein Körper, der diesen
Idealen offenbar nicht entsprach. «Im Umfeld der sozialen Medien sagte man mir
immer wieder: 'Dass du Probleme hast, das hat den Grund, dass du im falschen
Körper geboren bist'.» Unnötig zu erwähnen, dass Depressionen und Angstzustände
diesen ganzen Prozess begleiteten. Schliesslich entschloss Helena sich, ihr
Geschlecht zu ändern und sich mit Testosteron behandeln zu lassen.
Zu ihren Eltern hatte sie
offenbar keine Beziehung, die Gespräche ermöglicht hätte. «Erst als ich mich
entschloss, ein Junge zu werden, konfrontierte ich meine Mutter damit. Klar, sie
war schockiert – und zog sich zurück von mir. Das war eine ganz schwierige Zeif
für unsere Beziehung», erzählt Helena heute.
Massive
Veränderungen
Zum Testosteron kam sie nach
einem einstündigen Gespräch mit der Organisation «Planned Parenthood»: «Es gab keine
psychologische Befragung, kein längeres Gespräch – einfach eine Stunde, ein
Formular wurde ausgefüllt, und ich bekam meine erste Testosteron-Spritze von
100 mg. Es wurde die Diagnose der 'endokrinen Störung' gestellt, nicht einmal 'Gender-Störung'».
Durch die
Testosteron-Behandlung erlebte Helena keine grossen physischen Veränderungen,
aber um so grössere psychologische Spannungen: «Mein Sextrieb wurde sehr stark,
ich wurde völlig ruhelos, gereizt, wollte in und aus dem Körper. Nach einem
Jahr hatte ich keine Gefühle mehr, sondern alle Emotionen wurden sofort in Zorn
umgewandelt. Ich musste meine inneren Spannungen externalisieren, wurde
aggressiv und habe mich selbst ein paarmal ziemlich verletzt.» Helena hatte
viele Gespräche mit Psychologen, aber «keiner kam auf die Idee, dass das
Testosteron der Grund für mein psychisches Durcheinander war», wie sie heute
fast erstaunt feststellt.
Der
Weg zurück
Nach etwa anderthalb Jahren auf
Testosteron kam sie langsam zur Entscheidung: «Das war alles ein Fehler, was
ich da gemacht habe». Der Grund: «Ich war so dysfunktional, dass ich die sozialen
Medien kaum noch nutzte. Die fehlende Verstärkung von dieser Seite her half mir,
zu klarem Denken zu kommen und zu verstehen, dass ich kein Trans war.»
Der Weg zurück zur Bejahung
ihres ursprünglichen Geschlechts war nicht einfach. «Alte Freunde, die mich
früher bestätigt hatten, erklärten mir jetzt 'du bist ja verrückt, du bist
eklig, du bist krank'. Es ist eine starke Haltung in der Trans-community: Wenn
du dein Trans-Sein in Frage stellst, bist du verrückt.»
Heute ist sie froh, dass sie
«nur» Testosteron genommen hat. «Ich kenne viele junge Männer und Frauen, die
recht schnell zu körperlichen Operationen gedrängt worden sind. Das habe ich zum
Glück nie gemacht. Ich bin froh, dass ich dieser Ideologie und diesem
medizinischen System relativ unbeschädigt entkommen bin.»
Die
Wichtigkeit der Eltern
Auf die Frage, was sie jungen
Mädchen von 13 oder 14 Jahren, die sich in ihrem Körper unwohl fühlen, heute
raten würde, zögert Helena: «Als ich in diesem Alter war, hätte ich auf keinen
Rat gehört. Die Trans-Ideologie ist sehr manipulativ und autoritär.»
Heute spricht Helena meistens mit Eltern und betont ihre wichtige Rolle: «Rede
mit deinem Kind, nimm es ernst und schreibe es nicht ab als 'nur eine Phase,
aus der es wieder herauswächst'.»
«Es ist viel Manipulation und Gefahr hier», ist
Helena überzeugt – «Eltern müssen sich informieren, sich vielleicht mit anderen
Eltern verbinden und Wege suchen und diesen äusseren Einflüsse erkennen, die ihre
Kinder in radikale Schritte drängen wollen.»