Die Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) verkauft Christen und Jesiden auf dem Markt in Mossul (Nordirak) – Frauen und Kinder. Das berichtete der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Thomas Mirkis.
Zurückgekaufte IS-Sklaven
Seine Kirche habe «um die 60 Personen» freigekauft, sagte er bei einem Besuch des katholischen Hilfswerks «Kirche in Not». Die Verhandlungen führten «muslimische Freunde», die dafür ein grosses Risiko eingingen. Sie müssten sehr mutig sein, «denn wenn der IS erfährt, dass sie Christen helfen, werden sie getötet». Besonders bewegt habe ihn die Geschichte einer Frau mit einem behinderten Kind, so der Erzbischof. Sie habe ihren 15-jährigen Sohn tragen müssen, da er nicht gehen kann: «Beide sind fast vor Kälte und Hunger gestorben» Den Vater und den Bruder habe der IS als Geiseln genommen.
Christen und Muslime arbeiten zusammen
Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Thomas Mirkis, kaufte ca. 60 Sklaven frei.
In der Diözese von Kirkuk lebten derzeit etwa 300 christliche Flüchtlingsfamilien. Die Kirche miete Häuser für sie und versorge sie mit Essen und Kleidung. Einmal wöchentlich biete eine Gruppe von Ärzten – Christen und Muslime – Sprechstunden für die Flüchtlinge an. Diese Hilfe wäre laut dem Erzbischof ohne Unterstützung von aussen nicht möglich: «Ich kenne Menschen, die jeden Monat die Hälfte ihres Gehalts abgeben, um es an Flüchtlinge zu verteilen. Darunter sind auch Muslime aus Kirkuk und Sulaimaniyya» Das Oberhaupt der irakischen Schiiten, Ajatollah Ali al-Sistani, habe einen Vertreter mit einem Wagen voller Lebensmittel nach Kirkuk geschickt und damit die Botschaft verbunden: «Wir wollen danke sagen und den Christen helfen, weil diese auch den muslimischen Flüchtlingen geholfen haben.»
«Das ist Scharia»
Der IS hat in Teilen Syriens und im Nordirak ein «Kalifat» ausgerufen, in dem er das islamische Gesetz, die Scharia, mit äusserster Brutalität durchsetzt. Im vergangenen Sommer hatte die Terrororganisation damit begonnen, hunderttausende Christen, Jesiden und gemässigte Muslime aus ihrer Heimat in Syrien und im Nordirak zu vertreiben, sie zum Übertritt zum Islam zu zwingen oder sie zu töten.
Bereits im letzten Herbst wurde bekannt, dass seit der Besetzung durch den IS einige tausend Frauen und Kinder für 10$ auf den Sklavenmärkten von Mossul angeboten wurden. Ausgesuchte Frauen wurden für Preise zwischen 25 und 150$ als «Bräute» an IS-Kämpfer verkauft.
Der IS sieht keine Probleme darin, Menschen zu versklaven und zu verkaufen. So stellte ein Artikel im Jihadisten-Magazin «Dabiq», einem wichtigen Propagandainstrument des IS, letztes Jahr fest: «Das ist Scharia. Und das islamische Scharia-Gesetz erlaubt es, Polytheisten und Heiden als Sklaven zu nehmen».