Die
neue Verfassung Ungarns soll mit dem ersten Satz der Nationalhymne - «Gott
segne jeden Ungarn» - beginnen und ein Bekenntnis zum Christentum enthalten.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Debatten um das ungarische Mediengesetz werden
die symbolischen und die das Christentum betreffenden Aussagen in der Präambel
der neuen ungarischen Verfassung im Westen allerdings eher mit Skepsis
aufgenommen.
Die Pläne sehen vor, dass der
Verfassungstext mit dem ersten Vers der ungarischen Nationalhymne («Gott segne
jeden Ungarn») beginnt.
Die Präambel nimmt vor allem Bezug
auf, König Stephan, der im 11. Jahrhundert gelebt hat. Über die neue Verfassung
soll demnächst abgestimmt werden. Auch die Rechte der Roma sollen darin
verankert sein.
Eine faire Debatte sollte aufgreifen,
dass Ungarn das erste EU-Land sein werde, das die europäische Grundrechtecharta
in die nationale Verfassung aufnimmt, so der ungarische Botschafter in Berlin,
Jozsef Czukor, am 21. März gegenüber dem Europa-Internetportal «euractiv.de».
Erwähnt werden sollte auch, dass Ungarn die öffentlichen Ausgaben per
Schuldenbremse regulieren und Minderheiten eine Vertretung im ungarischen
Parlament garantierten werde.
«Ich habe ein Problem damit, dass
darüber sehr wenig diskutiert wird, während sich eine sehr heftige Diskussion
darauf konzentriert, dass eine demokratisch gewählte Zwei-Drittel-Mehrheit
diese Verfassung wahrscheinlich zu Ostern verabschieden wird. Das ist nach
meinem Dafürhalten ungerecht», sagte der Botschafter.
Roma-Programme europaweit koordinieren
Czukor erläuterte auch Ungarns
Vorstellungen zu einer EU-weiten Romapolitik. In Europa lebten zwischen zehn
und zwölf Millionen Roma. «Es ist also nicht nur ein ungarisches Problem. Auch
die Zahl der Roma in Berlin nimmt zu. Die Armutsbekämpfung und die Lösung des
Roma-Problems im Rahmen der Europa-2020-Strategie sind uns besonders wichtig»,
betonte der Botschafter.
Bei der von Ungarn betriebenen
europäischen Roma-Strategie gehe es darum, zunächst nationale Mittel
einzusetzen, nationale Programme umzusetzen und diese nationalen Programme auf
EU-Ebene besser zu koordinieren: «Aber es geht auch darum - wenn nötig -,
europäische Mittel zu mobilisieren und einzusetzen, um das Roma-Problem zu
lösen. Europa darf sich nicht scheuen, das Roma-Problem anzuerkennen.»
In Ungarn gebe es drei Millionen arme
Menschen, die weniger als 300 Euro (rund 380 Franken) monatlich verdienen,
darunter 700.000 Sinti und Roma, so Czukor. Es sei ein Faktum, dass die Roma in
den vergangenen 20 Jahren «sozial und wirtschaftlich an den Rand der
Gesellschaft geraten» seien. Die Arbeitslosigkeit bei ihnen sei drei bis vier
Mal höher als die durchschnittliche Arbeitslosenquote.
Kirchliche Programme erfolgreich
Wie der ungarische kirchliche
Pressedienst «Magyar Kurir» berichtet, habe die Regierung den grossen Erfolg
der kirchlichen Initiativen in der Romapastoral anerkannt. Deshalb seien
Vereinbarungen zwischen den Kirchen und der Regierung abgeschlossen worden. Die
Verhandlungen zwischen den Kirchen und dem zuständigen Ministerium wurden im
Januar mit einem Rahmenabkommen über die zukünftigen unterstützten und
gemeinsam abzuwickelnden Massnahmen abgeschlossen.
Die Regierung erwartet von den Kirchen
in erster Linie Mitwirkung im Bildungswesen mit dem Ziel des gesellschaftlichen
Anschlusses.
Aber auch dort, wo es nicht möglich
ist, über die Schule Integration zu erreichen, sind die Kirchen gefragt. So
existieren eigene Lehranstalten für Roma, und den Kirchen wird ermöglicht,
künftig Personen für gemeinschaftlich wichtige Dienste anzustellen. Diese
Mitarbeiter können sie entweder über die Romapastoral als Seelsorger oder
Sozialarbeiter anstellen. Die Löhne werden zu 70 Prozent von der Regierung und
zu 30 Prozent vom Arbeitgeber übernommen.