Ausländische Nachbarn haben wir vielleicht schon länger. Arbeitskollegen, die nicht in der Schweiz geboren wurden, ebenfalls. Wenn 37% der Bevölkerung, also über drei Millionen Menschen, einen Migrationshintergrund haben, ist das nicht verwunderlich.
Celebration der SEA-Arbeitsgemeinschaft interkulturell (AGiK).
Eine Mehrheit der Schweizer
glaubt, dass die Integration funktioniert. Das mag für die Gesellschaft gelten.
Aber was empfinden wir, wenn anders geprägte Menschen unseren persönlichen
Lebensbereich berühren? Wenn sie sogar in christlichen Gemeinden auftauchen?
Braucht es
überhaupt kulturell gemischte Gemeinden?
Unser Glaube ist tief in
unserer Identität verwurzelt, ähnlich tief wie unser Zugehörigkeits- und Heimatgefühl. Im Gottesdienst können wir idealerweise
beides zusammen ausleben: beim Singen und Beten
in der Zeit der Anbetung oder spätestens beim Kaffee nach
dem Gottesdienst. Dass wir da lieber
«unter uns» sind, ist naheliegend.
Wenn Gottes
Plan auf das Miteinander der Völker hinausläuft, könnten
wir nicht schon jetzt
die Vorfreude auf diese Gemeinschaft geniessen? Oder, falls
es mit dem Freuen nicht so spontan klappt, mindestens ein bisschen üben?
Wenn in der
Gemeinde nicht mehr alle gleich sind
Wie kann eine Gemeinde damit umgehen, wenn Menschen einer ganz anderen Prägung auftauchen?
Grundsätzlich bieten sich ihr
drei unterschiedliche Modelle an:
Modell 1
Eine Kultur (die einheimische oder eine fremde) steht im Vordergrund.
Deshalb kann man dieses Modell als monokulturell bezeichnen. Menschen anderer
Herkunft sind willkommen, sofern sie mit der angestammten Funktionsweise zurechtkommen. Die
Evangelisation richtet sich primär an Menschen der eigenen Kultur. Die verbreitetsten monokulturellen Gemeinden sind schweizerisch geprägt.
Modell 2
Die Gemeinde strebt eine möglichst starke Durchmischung von Menschen
aus verschiedenen Kulturen an.
In ihrer Funktionsweise stellt sie sich zwischen
die Kulturen, sie ist in diesem Sinn
interkulturell. Meist wird die gemeindeeigene Mischung
gleichzeitig von der Kultur des Leiters wie auch von
der Gastkultur geprägt. Kleingruppen sollten hier aber keine ausschliessliche
kulturelle Prägung haben.
Modell 3
Einer kulturellen Vielfalt wird
bewusst Raum geboten. In einer solchen multikulturellen Gemeinde gibt es kulturell und sprachlich unterschiedlich
geprägte Gruppen, aber
auch regelmässige gemeinsame Gottesdienst und eine gemeinsame Hauptleitung. Meist prägt die Gastkultur den Rahmen.
Wohin geht die Reise?
Keine Gemeinde funktioniert
ganz nach einem dieser Modelle. Man kann sich
die idealisierten Modelle
als Ecken eines Dreieckes
vorstellen. Jede Gemeinde nimmt
ihrer Vision und Geschichte entsprechend eine Position irgendwo im Inneren des Dreiecks ein.
Wie kann
sich eine Gemeinde weiterentwickeln? Der erste Schritt ist die
Selbsterkenntnis: Wo stehen
wir als Gemeinde? Wie gehen wir bisher mit kultureller Verschiedenheit um?
Cover des aktuellen Magazins INSIST
Als
nächstes können wir uns fragen, in welche
Richtung es weitergehen könnte. Haben wir vor allem Beziehungen zu einzelnen Personen aus
unterschiedlichen Hintergründen? Dann ist es
wohl an der Zeit, die Durchmischung
aktiv zu fördern. Oder haben wir Kontakte zu Menschen aus einem bestimmten Kulturkreis? Dann müssten wir die Bildung einer fremdsprachigen
Gruppe andenken.
Die multikulturelle Vielfalt mag uns manchmal
unüberschaubar vorkommen. Aber wenn wir uns daran erinnern, dass wir die
Ewigkeit mit Jesusjüngern aus allen Kulturen zusammen verbringen werden,
dann kann uns das
hier beschriebene Vorgehen
ermutigen, nächste Schritte in diese Richtung zu gehen.