Wynton Rufer

Fussball ist nicht mehr mein Gott

Wynton Rufer ist ein echter Fussball-Weltenbummler. Er spielte in England, der Schweiz, Deutschland und Japan. Kein Wunder, denn in seiner Heimat Neuseeland ist der Fussball immer noch eine Randsportart. Hier regiert Rugby. Trotzdem entscheidet sich Wynton schon mit fünf Jahren gegen das „Ei“ und für das „runde Leder“. Er will Profi werden.

Als 18-jährigen zieht es ihn nach England. Mit 19 erlebt er bereits den ersten Höhepunkt seiner Karriere: Neuseeland hat sich für die Weltmeisterschaft 1982 in Spanien qualifiziert. Und Wynton Rufer ist in der Nationalmannschaft dabei. Der Junge aus Wellington darf in der Vorrunde gegen das Weltklasseteam aus Brasilien antreten. Ein Traum wird wahr. Die Brasilianer sind sein grosses Vorbild, mehr noch: „Fussball war meine Religion und Pelé mein Gott.“

Mit wem möchtest du tauschen?

Nach der WM verdient Wynton Rufer sein Geld in der Schweizer Nationalliga. Sein damaliger Chefcoach ist Ottmar Hitzfeld. Wynton fällt dort aber nicht nur als Fussballverrückter und klasse Stürmer auf, sondern auch durch Skandale: Alkohol, Frauengeschichten, Krach mit Trainern und Mannschaftskollegen. Dann muss er in der Schweiz seinen Militärdienst leisten. Sein Vater ist gebürtiger Schweizer, also bleibt Wynton keine andere Wahl. In der Kaserne macht er Bekanntschaft mit einem Kameraden, der in seiner Freizeit eine ganz andere Uniform trägt: die der Heilsarmee. Er heisst Bert und erzählt ihm ganz unverblümt von der Bibel und von der Möglichkeit, eine persönliche Beziehung zu Jesus aufzubauen. Wynton ist tief berührt: „Wenn man die Soldaten in meiner Truppe gefragt hätte: Mit wem möchtest du tauschen? Wynton oder Bert? – dann hätten alle gesagt, ich will mit Wynton Rufer tauschen. Er ist Profifussballer, hat viel Geld und fährt ein super Auto. Er hat alles! Ich aber wollte mit Bert tauschen, denn er hatte Liebe, Freude, Frieden und Güte.“ Wynton entscheidet sich für die persönliche Beziehung zu Jesus – ein Schritt, der ihn total verändert. Er ist immer noch ein bisschen „crazy“, ein Neuseeländer halt, aber mit Alkohol in grossen Mengen und all den anderen Dingen, für die er so bekannt war, ist von einem Tag auf den anderen Schluss.

Der „Heilige“

1989 wechselt er in die Bundesliga zum SV Werder Bremen. Dort geniesst er heute noch Kultstatus. Mit dem Team von Trainerlegende Otto Rehhagel holt er DFB-Pokal und Meisterschaft. 1992 trägt er mit seinem Tor im Finale entscheidend zum Europapokalsieg der Bremer bei. Rehhagel nennt seinen Stürmer respektvoll den „Heiligen“. Wer hätte das einige Jahr zuvor gedacht? Ottmar Hitzfeld hat den Heisssporn während seiner Zeit beim FC Aarau kaum bändigen können. Nun ist er ein echtes Vorbild für seine Mannschaftskameraden geworden. Als die Zeit in Bremen abgelaufen ist, stellt sich Wynton Rufer neuen Abenteuern, zum Beispiel der damals noch jungen J-League in Japan. Als Otto Rehhagel ihn später bittet, den inzwischen zweitklassigen 1.FC Kaiserslautern zu verstärken, legt er noch einmal einen kurzen Zwischenstopp in Deutschland ein und trägt entscheidend zum Wiederaufstieg ins Oberhaus bei. Dann zieht es ihn zurück nach Neuseeland: „Gott hat mir in einem Traum gesagt, dass ich in Neuseeland mit Fussball und Jugendlichen arbeiten soll.“ Der Start in der alten Heimat ist nicht leicht. Von Fussballeuphorie keine Spur. „Ich war gewöhnt vor 45 000 Zuschauern zu spielen. Hier waren es manchmal nur 150, davon 45 Seemöwen und zwei Hunde.“ Für kurze Zeit arbeitet er als Spielertrainer beim einzigen Proficlub des Landes, den Auckland Kingz. Dann geht er an die Verwirklichung seines Traums. Und der wird tatsächlich Realität: Hunderte von Kindern haben mittlerweile an seinem selbst entwickelten Trainingsprogramm teilgenommen. Auch in Deutschland kümmert er sich in Fussballcamps immer wieder um den Nachwuchs. Neben der sportlichen Ausbildung möchte er auch am Charakter der Jugendlichen arbeiten. „Nicht jeder wird ein Weltfussballer, aber jeder hat das Potenzial, ein Weltbürger zu werden“, sagt er.

Entscheidende Werte

Heute gehört Ozeaniens Fussballer des Jahrhunderts einem erlesenen Kreis an. Er ist Mitglied des FIFA-Spielerkomitees – gemeinsam mit anderen Fussballgrössen wie Franz Beckenbauer oder Pelé – jenem Pelé, den er früher so verehrt hat. Am Anfang der Karriere war Pelé sein Gott, heute ist der Brasilianer sein Freund. Sein Gott heisst Jesus Christus.

Und das sind Wynton Rufers Lieblingsbibelstellen: „Ihr könnt das Reich Gottes nur durch das enge Tor betreten. Die Strasse zur Hölle ist breit und ihre Tür steht für die vielen weit offen, die sich für den bequemen Weg entscheiden. Das Tor zum Leben dagegen ist eng und der Weg dorthin ist schmal, deshalb finden ihn nur wenige.“ (Die Bibel. Matthäus, Kapitel 7, Vers 13-14) „Wenn dagegen der Heilige Geist unser Leben beherrscht, wird er ganz andere Frucht in uns wachsen lassen: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Die Bibel. Galater, Kapitel 5, Vers 22) „Ich liebe diese Verse aus dem Neuen Testament,“ so Rufer, „weil sie so einfache aber auch entscheidende Werte für mein Leben vermitteln. Ist es nicht so, dass viele dieser Werte in unserer „Sportgesellschaft“ fehlen? Die Bibel ist das wichtigste Buch für mein Leben, sie zeigt mir deutlich, auf welche Lebenswerte es ankommt. Sie ist ein tolles Werkzeug für mein Leben. Ich möchte diesen „schmalen Weg“ aus Matthäus 7, gehen und möglichst vielen Menschen davon erzählen.

Den Weg gefunden

Es lohnt sich, die Werte Gottes anzunehmen, von ihnen zu erzählen und sie auch vorzuleben, weil dieser Weg zum ewigen Leben führt. Handelt es sich doch um ewige Werte, ja tatsächlich um die grösste Liebesgeschichte der Menschheit durch die Vollendung mit der Kreuzigung von Jesus (für meine Schuld) und die anschliessende Auferstehung. Er möchte mich und dich durch den „schmalen aber schönen“ Weg in das ewige Zusammensein mit Gott führen. Die WM 2006 in Deutschland war ein tolles Erlebnis für mich, auch die Tatsache, dass ich mit Persönlichkeiten wie Pelé, Beckenbauer, und vielen anderen im FiFa-Players- Committee sitze, macht mir sehr viel Spass und es ist eine wirklich wichtige und herausfordernde Aufgabe für den Weltfussball . Als ich aber während der WM zurück nach Neuseeland flog, weil meine Mutter verstorben war, fühlte ich zunächst natürlich eine tiefe Traurigkeit. Doch als mir bewusst wurde, dass sie jetzt bei Jesus ist, erfüllte mich auch Freude. Sie hat es geschafft. Sie hat den Weg dorthin gefunden. Das mitzuerleben, erfüllt mein Leben mit Sinn, genau diese Werte möchte ich in der Fifa vermitteln aber auch schon bei den Jungen und Mädchen, die mit Begeisterung in meiner Fussballschule trainieren.“

Vorabdruck des Buches „Sportlerleben“ (Hänssler-Verlag) mit freundlicher Genehmigung der Autoren Dietmar Ness, Ingo Marx und Bodo Sandrock.


Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch

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