Aus der Sicht eines Querschnittsgelähmten

«Mit meinem Freund Jesus den Himmel erkunden»

Markus Schenderlein sitzt seit einem Motorradunfall 1995 im Rollstuhl. Wie sich seine Perspektive auf das Leben vor und nach dem Tod dadurch verändert hat, erzählt er hier bei Jesus.ch:

Zoom
Blick in die Ferne: Markus Schenderlein
Ich hatte soeben mein Examen bestanden. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl zu leben. Bisher war es durch Lernen geprägt gewesen. Erst die Schule und dann die Ausbildung zum Krankenpfleger. Jetzt war Ruhe. Einfach nur arbeiten und den Feierabend genießen.

Das tat ich besonders gerne mit meinem Motorrad. Jede freie Minute riss ich Kilometer ab. Mein Motorradhändler musste mir spätestens alle zwei Monate einen neuen Hinterreifen aufziehen. Als ich dann als Dauernachtwache im Krankenhaus arbeitete, war ich an meinen freien Tagen hauptsächlich mit meinem Motorrad unterwegs. Ich genoss es, unabhängig zu sein.

Noch viel Zeit...

Wenn abends die Sonne unterging und ich auf dem Motorradtreff war – einer Gaststätte mit einem großen Parkplatz, wo man Kaffee und eine Currywurst mit Pommes unter Gleichgesinnten zu sich nahm –, machte ich Pläne für die Zukunft. Wie sollte es beruflich weitergehen? Was ist mit der Familienplanung? Welche Länder wollte ich noch bereisen? Ich dachte, ich hätte noch viel Zeit. Schließlich war ich gerade mal fünfundzwanzig Jahre alt.

Schon damals glaubte ich an Gott. Ich war in einer Kirchengemeinde aktiv, und fast alle meine Freundschaften lebte ich dort. Als Jugendlicher hatte ich von Jesus gehört. Von seinem Leben, seinen Taten und auch von seinem Tod und seiner Auferstehung. Er faszinierte mich, und so fing ich an, mit ihm zu reden. Wir wurden Freunde. Schon bald hatte ich das Gefühl, mit ihm an meiner Seite kann mir nichts passieren. Gott würde über mich wachen und aufpassen, dass mein Leben gut verläuft.

Dann wurde alles anders

Es war ein Sommertag. Gegen zwölf Uhr mittags. Ich war auf einer Mitarbeiterfreizeit unserer Kirchengemeinde in Österreich, und da wir eine kleine Gruppe waren, waren wir mit unseren Privatfahrzeugen in den kleinen Skiort gereist. Mein Freund und ich waren mit dem Motorrad dabei. In der Freizeit fuhr ich die Passstraße, die in den Ort führte, rauf und runter. Es war eine herrliche Strecke. Die Kurven machten viel Spaß.

Doch auf einer gemeinsamen Fahrt der Gruppe ins Schwimmbad passierte der Unfall. Von einer Sekunde auf die andere war alles anders. Ich brach mir die Wirbelsäule. Da saß ich nun. Ein junger Mann, den Kopf voller Lebenspläne, querschnittsgelähmt, im Rollstuhl. Ich musste umdenken. Andere Pläne machen. Mich von Dingen verabschieden und mir selbst neu begegnen. Mich neu finden.

Und was war mit meinem Glauben? Meiner Freundschaft zu Jesus? Nachdem ich meine erste Wut losgeworden war, dachte ich nach. Was hatte es mit dem Glauben auf sich? Was hatte Jesus uns versprochen? Dass alles gut verläuft? Eigentlich nicht. Aber das ewige Leben.

Das Leben danach

Ich fing an, über das Leben nach dem Tod nachzudenken. Ich war dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen, aber war er auch das Ende aller Dinge? Meine Antwort ist nein. Jesus selbst ist auferstanden, das glaubte ich noch immer. Und er versprach mir ewiges Leben.

Leben bedeutet aber auch nicht, nur dumm rum zu sitzen. Mir wurde klar, dass ich spätestens jetzt nicht mehr alle Dinge erleben können würde. Keinen Berg mehr besteigen und kein Tor in der Bundesliga schießen. Dennoch konnte ich noch vieles.

Zum Beispiel hoffen. Hoffnung auf den Himmel haben. Dort werde ich wieder einen gesunden Körper haben. Ich werde wieder laufen können, Berge besteigen, und wenn es dort eine Bundesliga gibt, werde ich auch wieder Fußball spielen. Jesus versprach mir das Leben. Und auch wenn ich es jetzt nicht mehr voll auskosten kann – nach dem Tod werde ich es können. All die Sachen wieder erleben, die ich heute nicht mehr kann.

Meine Vorstellung vom Himmel

Ich glaube, dass Gott für mich einen Ort vorbereitet. Ein eigenes Heim. Ein Haus an der Mittelmeerküste. In einer leichten hügligen Landschaft. Eine kurvige Straße führt hinauf. Und in der Garage steht mein Motorrad.

Ich werde den Sonnenuntergang beobachten und mit Jesus an meiner Seite ein Glas Wein trinken. Wir werden über das Leben sprechen, das hinter mir liegt. Er wird mir alle Fragen nach dem Warum beantworten, auf die ich heute keine Antwort bekomme.

Und dann werden wir Pläne für das Leben machen, das vor mir liegt. Ich werde interessante Menschen treffen, die lange vor mir lebten. Ort und Städte sehen, die ich immer sehen wollte. Fremde Kulturen kennenlernen und exotische Gerichte essen. Und das alles mit meinem Freund Jesus an der Seite.

Jesus kennenlernen

Lesen Sie auch:
«Gott liess mich nicht sterben»
«Ich dachte, Gott hat mich vergessen»
«Ich lebte als Prostituierte»

Datum: 09.01.2013
Autor: Markus Schenderlein
Quelle: Jesus.ch

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Ex-Transgender Linda Seiler
«Seit meiner frühesten Erinnerung wollte ich ein Junge sein und nicht ein Mädchen», erinnert sich Linda Seiler. «Als Kind betete ich immer wieder,...
Was es mit DIR zu tun hat
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...
Gottes Liebe ist grösser als Sucht
Für die Behörden war Gordana Möckli aus Basel ein hoffnungsloser Fall. Kein Drogenentzug half, nicht mal im Gefängnis schafft sie es, clean zu werden...
Beeindruckt von Jesus
Die Mutter Christ, der Vater Muslim – und die neunjährige Abel hin- und hergerissen in der Mitte. Doch als sie sich entschied, die Gemeinde der...

Anzeige

RATGEBER

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...