Wie der Hass verschwand

Vom Rechtsradikalen zum Flüchtlingshelfer

Michael Beyerlein mochte keine Ausländer. In einer rechtsradikalen Partei engagierte er sich gegen alles, was nicht Deutsch war. Als er dann einen Missionar kennenlernt, wird sein Weltbild völlig auf den Kopf gestellt. Heute ist Beyerlein mit einer Afrikanerin verheiratet und arbeitet mit Flüchtlingen. Hier erzählt er seine Geschichte.Ich bin mit den Naziparolen meines Vaters aufgewachsen. Später arbeitete ich als Reisebusfahrer und egal, wo ich hinkam, die Deutschen waren nicht beliebt. Ich fragte mich, warum, denn ich selbst war stolz darauf, ein Deutscher zu sein. 

In dem Ort, in dem ich lebte, gab es viele Ausländer. Ich war überzeugt, dass die alle Sozialschmarotzer sind. Mir gefielen die rechtsradikalen Wahlsprüche der «Republikaner» und so trat ich 1985 der Partei bei. Im Laufe der Zeit stieg ich immer weiter auf, bis ich Betriebsvorsitzender von Oberfranken war.

Die Botschaft der Liebe

Durch einen Freund lernte ich eines Tages Gordon kennen, einen christlichen Missionar aus Kanada. Er strahlte so eine Liebe, Freundlichkeit und Offenheit aus, was mich sehr gewundert hat. 

Gordon erzählte mir von Jesus, auf eine Art, wie ich es noch nie gehört hatte. Das war so anders, als ich das aus dem Religionsunterricht oder der Kirche kannte. Die Botschaft war so voller Liebe. Ich wollte mehr über Jesus wissen und besuchte Gordon jetzt öfter.

Das erste Mal im Flüchtlingsheim

Zoom
Michael Beyerlein im Flüchtlingsheim
Irgendwann lud mich der Kanadier ein, ihn bei seiner Arbeit zu begleiten. Er nahm mich mit in ein Erstaufnahme-Lager für Flüchtlinge. Eigentlich wollte ich nicht, ich konnte doch nicht zu den Feinden gehen. Aber dann tat ich es ihm zuliebe.

Was ich dort erlebte, veränderte mein Leben. In dem Saal, gross wie eine Turnhalle, standen Betten in mehreren Reihen dicht nebeneinander. Von der Decke hingen Wolldecken als Ersatz für Trennwände zwischen den Flüchtlingsfamilien. Privatsphäre gab es nicht. Es stank. Ich war schockiert zu sehen, wie die leben.

Aber die Flüchtlinge empfingen uns so herzlich. Das wenige, was sie hatten, teilten sie grosszügig mit uns. Sie waren so liebevoll und freundlich, dass ich beschämt erkannte, wie falsch ich mit meinen rechtsradikalen Ansichten gelegen hatte.

Mein Ausländerhass verwandelte sich an diesem Abend in Nächstenliebe. So lange hatte ich mich in meinem Leben nach Annahme und so einer Atmosphäre gesehnt und jetzt fand ich das bei Ausländern! Damit war meine politische Karriere bei den Republikanern vorbei.

Eine Bibel, ein Bus und die Stimme Gottes

Gordon schenkte mir eine Bibel, die ich in meinen langen Busfahrer-Pausen anfing zu lesen. Einmal ging ich in meinem Bus auf die Knie und betete zu Gott, ich wolle auch so werden wie Gordon. Und da hörte ich zum ersten mal die Stimme Gottes. Er sagte: «Gordon hab ich schon, ich möchte dich haben.»

Da betete ich aus voller Überzeugung: «Dann gebe ich dir mein ganzes Leben, mach damit was du willst. Ich möchte dir nachfolgen.» Danach überkam mich eine unbeschreibliche Freude, das war genial.

Neues Leben

Ich kündigte meinen Job als Busfahrer und begann, an einer freien Theologischen Fachschule zu studieren. Dort begriff ich immer mehr, was Jesus für mich getan hat. Je näher ich Gott kennenlernte, um so weicher wurde mein Herz anderen Menschen gegenüber.

Heute bin ich mit einer Afrikanerin verheiratet. Ich lebe in Chemnitz und arbeite als Pastor und Flüchtlingshelfer. Ich möchte anderen Menschen die Liebe Gottes weitergeben, die ich selbst erfahren habe. Meine Frau und ich haben einen Verein gegründet, der sich «Die Brücke» nennt. Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen Deutschen und Ausländern. Zum Beispiel haben wir ein Café, in dem man sich begegnen kann und wo Rentner Flüchtlingen beim Deutschlernen helfen. Niemals hätte ich gedacht, dass mein Leben so eine Wende nehmen würde. Aber bei Gott ist alles möglich.

Zum Verein «Die Brücke»:
Brückenbauer Chemnitz

Zum Thema:
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Datum: 01.09.2015
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch, zeit.de, youtube.de

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