Heute berührt er Hunderte

Nach zwei Suizid-Versuchen zu Christus gefunden

Weil er nach einem Unfall im Rollstuhl war, wollte sich ein indischer Mann das Leben nehmen. Das änderte sich, als er Christ wurde. Bald wollten andere mehr von diesem Glauben wissen. Seine Geschichte ist exemplarisch für das, was Christen auf diesem Subkontinent erleben.

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Indische Christen bei einem Gottesdienst (Bild: HMK)
Ein Mann in Indien war nach einem Unfall im Rollstuhl. «Das ist eine äusserst schwierige Situation in diesem Land, deshalb wollte er sich zwei Mal das Leben nehmen», sagt Chhaya (Name geändert), Rechtsanwältin und Projektpartnerin der international tätigen Hilfsorganisation «HMK Hilfe für Mensch und Kirche» mit Sitz in Thun. «Dann gab ihm jemand eine Bibel und er entschied sich für Christus. Bald erreichte er andere Menschen mit dem Glauben. Wöchentlich kommen bis zu 500 Personen zu ihm, um ihm zuzuhören. Er betet für sie und Menschen werden geheilt.»

Chhaya erwähnt eine andere Geschichte: «Eine Frau wurde krank und konnte nicht mehr laufen. Ihre Familie brachte sie ins Spital, in den Tempel und zur Zauberin – erfolglos. Als Christen für sie beteten, wurde sie geheilt. Die Familie kam zum Glauben an Jesus und besucht nun regelmässig den Gottesdienst.» Geschichten wie diese seien das Gesicht der Christenheit in Indien, so Chhaya. «Auf diese Weise verbreitet sich das Evangelium.»

Politische Agenda «Hindutva»

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70 Prozent der Kirchen in Indien haben einen Dalit-Hintergrund.
Gleichzeitig gibt es pro Jahr mehrere Hundert Übergriffe auf religiöse Minderheiten wie Morde und Vergewaltigungen, insbesondere in ländlichen Gegenden. Hinzu kommen zahlreiche Diskriminierungen wie Kirchenschliessungen, der verwehrte Zugang zu Dorfbrunnen, Waldgrundstücken oder staatlichen Vergünstigungen. Immer wieder werden Christen dazu gedrängt, ihren Glauben zu verlassen und zu verleugnen. Hinter dieser besorgniserregenden Entwicklung steckt die politische Agenda «Hindutva». Diese klärt, wer ein Inder ist und dass ein echter Inder ein Hindu zu sein hat und Indien sein heiliges Land ist. Buddhisten werden ebenfalls noch akzeptiert, Christen aber werden als fremdartig betrachtet.

Toleranz schrumpft

Im Hinduismus werden etwa 330 Millionen Götter gezählt. «Einer mehr war früher kein Problem.» Doch in den letzten Jahren hat sich das Klima verschärft, nicht zuletzt durch den Premierminister und einflussreiche Persönlichkeiten, die der «Hindutva» anhangen. So wurden in jüngster Vergangenheit 20'000 Nichtregierungsorganisationen aus Indien verbannt, u.a. «Compassion International» (Livenet berichtete) mit der Begründung, das Hilfswerk würde Menschen zum Christentum konvertieren. 150'000 Kinder verloren den Zugang zu Essen und Bildung. Öffentlich äussern prägende Hindu-Führer: 'Mutter Teresa war Teil der Verschwörung, welche die Hindus zum Christentum bekehren will.' Es gibt Bestrebungen, Christen in Teilen Indiens bis 2021 auszumerzen.

Antikonvertierungsgesetze

In mehreren indischen Bundesstaaten steht der Abfall vom Hinduismus unter Strafe. Das führt zunehmend dazu, dass Aktivitäten von christlichen Gemeinden als Gesetzesverstoss geahndet werden. Chhaya: «Sogar der Mann im Rollstuhl war vier Tage im Gefängnis, weil er Christ wurde und dies bezeugte. Es kommt immer wieder vor, dass die Opfer und nicht die Täter inhaftiert werden. Und der Vater der Frau, die geheilt wurde, wurde von Hindu-Extremisten dazu aufgefordert, den christlichen Glauben zu verlassen. Als er sich weigerte, haben sie ihm sein Kleingeld mit einem Bunsenbrenner erhitzt und ihn am Rücken und am Daumen ein Brandmal versetzt.»

Chhaya erwähnt einen weiteren tragischen Fall (Livenet berichtete): «70 Kinder waren mit ihrem Jugendpastor unterwegs in ein Sommerlager, als sie von der Polizei angehalten wurden. Sie verhafteten den Pastor wegen Entführung und Bekehrung der Kinder. Auch ein Elternpaar wurde verhaftet, das erfolglos argumentierte, alle Kinder seien im Einverständnis ihrer Eltern in diesem Sommerlager und stammten aus christlichen Familien. Der Pastor und das Elternpaar waren drei Monate im Gefängnis. Die Kinder kamen für drei Tage in ein staatliches Heim, wo auf sie Druck ausgeübt wurde, dass sie ihren Pastor belasten sollen.»

Polizisten besuchen Gottesdienst

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In Indien verschärft sich das Klima für Christen.
«Doch unser Gott ist ein Gott der Hoffnung und er hat auch Humor», so Chhaya. Die Polizei habe einer Gemeinde verboten, sich zum Gottesdienst zu versammeln. Das Sicherheitsrisiko sei zu gross wegen der Hindu-Nationalisten, die vor der Kirche demonstrierten. «Das Verbot dauerte mehr als vier Monate! Vor Gericht erreichten wir, dass sich die Gemeinde wieder versammeln durfte und die Polizei die Gottesdienste beschützen muss. Inzwischen besuchen auch die Polizisten den Gottesdienst.»

Dalits besonders interessiert

Am stärksten an Jesus interessiert sind die Dalits, die unterste Kaste. Chhaya: «Sie erleben immer noch unsägliche Unterdrückung. Kürzlich berührte eine Dalit-Frau, die im achten Monat schwanger war, den Abfall eines Mannes einer höheren Kaste. Wegen dieser 'Verunreinigung' des Mülls wurde sie getötet.» Doch auch die Dalits haben von Gesetzes wegen Zugang zu Bildung, staatlicher Unterstützung sowie politischem Mitspracherecht. Aber wenn Hindus ihren Glauben verlassen, verlieren sie all diese Unterstützung. Besonders hart trifft das die Dalits, die ohnehin schon um ihr tägliches Überleben ringen. Und dennoch haben 70 Prozent der Kirchen in Indien einen Dalit-Hintergrund.»

Das Recht auf Religionsfreiheit ausschöpfen

Das Anwälte-Netzwerk von Chhaya besteht aus mehreren Hundert Anwälten und unterstützt in Not geratene Christen in ganz Indien. Es gibt Notrufzentralen, Betroffene erhalten juristische Beratung und Anwälte vor Ort werden vermittelt. Bei Übergriffen setzt sich das Netzwerk unmittelbar mit den lokalen Polizeirevieren in Verbindung und trägt dazu bei, dass die Verbrechen erfasst und geahndet werden. Es finden Schulungen für Anwälte, Jurastudierende und Pastoren statt. «Anwälte sollen den rechtlichen Handlungsspielraum ausschöpfen können und Pastoren sollen wissen, welche Rechte ihnen zustehen und wie sie vor der Polizei argumentieren können.» Dank des Einsatzes von Chhaya und ihrem Team wurden schon zahlreiche verfolgte Christen verteidigt und Täter verurteilt.

Zur Webseite:
HMK

Hier ein Video der HMK zur Christenverfolgung in Indien:


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Datum: 06.05.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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