«Nahrung bringen reichte nicht»

Ukrainische Familie nimmt Waisenkinder auf

Vor zehn Jahren fühlten Ruslan und Maryna Gumenyuk die Berufung, die Liebe Gottes den Verletzlichsten weiterzugeben – nämlich den obdachlosen Kindern in Ternopil in der Westukraine. Maryna blickt selbst auf eine leidvolle Vergangenheit: Ihr Mann verstarb, als die gemeinsame Tochter Nastya zwei Jahre alt war.

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Ruslan Gumenyuk mit seiner Familie
Marynas Lebensweg ist nicht einfach gewesen. Vor etwa zwölf Jahren starb ihr erster Mann. Er liess sie mit der zweijährigen Tochter Nastya und ohne Job zurück. Sie lernte viel über Schmerz und Angst.

Daraufhin wurde sie Kindermädchen in einem christlichen Internat für Waisenkinder, das ihr ein kleines Schlafzimmer zur Verfügung stellte. Maryna kannte die Not aus erster Hand, aber sie wusste damals nicht, was Gott für sie geplant hatte. Zwei Jahre später heiratete Maryna Ruslan, den sie bei einem Kirchenbibelstudium getroffen hatte.

«Es tat weh, das zu sehen»

«Wir begannen, gemeinsam zu beten, wie man Waisenkindern und Obdachlosen helfen kann. Jede Woche gingen wir zum Bahnhof und gaben obdachlosen Kindern zu essen. Wir haben das vier Jahre lang getan und die dort lebenden jugendlichen Waisenkinder ziemlich gut kennengelernt. Sie konnten nirgendwo anders hingehen.»

Das Schicksal dieser Jugendlichen war erschreckend: «Die meisten von ihnen waren alkohol- und drogenabhängig und viele Mädchen waren Prostituierte. Es tat weh, diese Kinder ohne Eltern zu sehen. Und es war nicht ihre Schuld. Sie waren verzweifelt und wir hatten das Gefühl, dass Gott uns befahl, ihnen zu helfen.»

«Nahrung war nicht genug»

Ruslan fährt fort: «Wir haben gute Dinge organisiert, um die obdachlosen Kinder zu ernähren, aber es war einfach nicht genug. Es war offensichtlich, was diese Kinder brauchten: eine Familie. Und deshalb sind wir in dieses Dorf gezogen und haben einen alten, kleinen, heruntergekommenen Bauernhof gekauft. Wir begannen mit der Zucht von Ziegen und plötzlich hatten wir eine Ziegenfarm. Die Kinder lieben die Ziegen.»

Pflegesohn Wolodya kam vor fünf Jahren zur Familie, als er acht Jahre alt war. «Er war körperlich gesund und geistig behindert. Seither hat er sich sehr verändert und ist viel selbstbewusster geworden. Sein Traum ist es, ein berühmter Koch zu werden – 'wie die im Fernsehen' – und er will heiraten und Kinder aus einem Waisenhaus in seine eigene Familie bringen.»

Entscheid nie bereut

Das zweite Pflegekind, Marisa, wurde mit einer genetischen Störung geboren und hat viele Lernschwierigkeiten. Sie wog extrem wenig und versteckte Essen in ihrem Bett und im Schrank. «Leute von der Kirche warnten uns davor, Marisa wegen ihrer vielen Probleme zu nehmen. Aber 18 Monate nach Wolodya haben wir auch unsere kleine Marisa bekommen. Wir haben diese Entscheidung nie bereut.»

Heute geht es der mittlerweile 13-jährigen Marisa viel besser. «Sie macht langsame Fortschritte, wir haben ihr das Lesen und Schreiben beigebracht, und sie kann sogar einen Teil des Textes verstehen. Ihre Sehkraft verbessert sich und sie kann jetzt viele Dinge tun, wie Waschen, Haare kämmen, Geschirr spülen und die Tiere füttern.»

«Ins Herz gegeben»

«Gott hat uns das ins Herz gegeben», sagt Maryna über zwei Brüder, die ebenfalls bei der Familie leben. «Wir haben einen der Jungs auf einer Website für Waisenkinder gefunden, die eine Familie brauchen. Dann erfuhren wir, dass er einen Bruder hat. Der jüngere, Andriy, hat HIV. Aber das war uns egal. Wir wussten, dass wir sie nehmen mussten. Wenn du Platz für einen hast, gibt es immer Platz für einen anderen.»

Und noch etwas spielte eine Rolle: «Du weisst, dass diese beiden Jungs schon einmal abgelehnt wurden. Neue Eltern nahmen sie mit und brachten sie später wieder zurück. Sie vertrauen Erwachsenen nicht sehr schnell. Als wir sie im Waisenhaus besuchten, waren Sasha und Andriy sehr aktiv. Sasha war offener, aber Andriy war misstrauisch.»

Ruslan erklärt: «In der Bibel spricht Gott davon, dass trostlose Städte bewohnt werden… Wenn Gott zu deinem Herzen spricht und Dinge geschehen, verstehst du, dass es seine Hand ist.»

Zum Thema:
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Datum: 14.10.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch/Assist News

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