Caroline Bullinger

Wenn Gott durch Meeresschildkröten spricht

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Carolin Bullinger (Bild: Instagram)
Vollzeitdienst in einer Kirche – was bis vor einem Jahr für Caroline Bullinger noch völlig unmöglich klang, ist heute Realität. Im aktuellen ICF Church Magazin berichtet die junge Frau, was sie an ihrem heutigen Job liebt und wie Gott Wege führt.

Es ist verrückt, wenn ich darüber nachdenke, wie mein Leben noch vor einem Jahr ausgesehen hat. Damals war ich als Kommunikationsmanagerin im Business Development beim grössten Drogeriekonzern Deutschlands angestellt und verantwortlich für die Kommunikation rund um den chinesischen Onlineshop. Heute leite ich den Communications und Creative Bereich im ICF Karlsruhe – etwas, was ich mir noch vor einem Jahr kaum vorstellen konnte. Doch erst einmal von vorne…

Ein überraschendes Angebot

Es ist Dezember 2020. Zwischen Weihnachten und Neujahr sitze ich an einem verschneiten Dienstagnachmittag bei meinen Eltern im Wintergarten und arbeite im Homeoffice. Seit Januar 2020 war ich als Kommunikationsmanagerin tätig und fühlte mich dieser Aufgabe gewachsen und kompetent. An jenem Tag im Dezember hatte ich gerade ein neues Projekt ins Leben gerufen und viel positives Feedback dazu erhalten.

«Endlich angekommen», dachte ich, als mein Handy klingelte: Manuel von Kahlden, Executive Pastor im ICF Karlsruhe, war in der Leitung. Nach ein bisschen Smalltalk über die Weihnachtstage und den bevorstehenden Jahreswechsel sagt er: «Caro, ich rufe heute nicht an, um Moderationstermine mit dir abzustimmen. Ich wollte dich fragen, ob du dir vorstellen kannst, Leiterin des Bereichs Communication im ICF Karlsruhe zu werden?» «Hahaha, echt jetzt? Wow, voll die Ehre, dass ihr an mich denkt, aber… ähm…nein. Ich bin richtig happy in meinem Job.» Er erklärte mir trotzdem, was der Job im ICF beinhalten würde, dann legten wir auf, mit der Prämisse, uns im neuen Jahr wenigstens einmal zu treffen, um das Gespräch weiter zu führen.

«Könnte das meine Berufung sein? Vollzeitdienst in einer Kirche? Meinen sicheren Job in einem bekannten Unternehmen aufgeben? Inklusive aller Benefits, die damit verbunden sind? Nein, da muss Gott schon sehr klar zu mir sprechen – mindestens ein brennender Dornbusch oder ein sprechender Esel müssen her. Sonst mache ich das nicht.» Das waren die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen und mit denen ich ins neue Jahr startete.

Herausforderungen

2021 brachte persönliche Herausforderungen mit sich: Meine erste Predigt im ICF Karlsruhe, schmerzhafte Veränderungen in meinem engsten Freundeskreis, Probleme mit meiner Schilddrüse – und nebenbei bewarb ich mich mitten in der Pandemie für einen achtwöchigen christlichen Freiwilligendienst im Ausland. Das war schon länger ein Traum von mir und wie durch ein Wunder genehmigte mir mein Arbeitgeber den unbezahlten Urlaub und ich bekam die Zusage für den Einsatz. Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass ich die Entscheidung für oder gegen den Job im ICF gedanklich mitnehmen würde. «Und wenn Gott dort nicht spricht, sage ich es ab», denke ich.

Der Freiwilligendienst war ein absoluter Traum und ich genoss die Zeit in vollen Zügen. Meine Arbeit bestand aus Rasen mähen, Hecken schneiden und Unkraut jäten. Am Wochenende machten wir als Crew der Freiwilligen Ausflüge – meinen Job in der Heimat vermisste ich nicht, die Kollegen und Kolleginnen hingegen schon. Gleichzeitig wartete ich in jeder Worship-Session und Morgenandacht auf den «Brennenden-Dornbusch-Moment», der aber nicht passieren wollte.

Der brennende Dornenbusch im Meer

Bis wir eines Tages einen Ausflug ans Meer machen durften, wo wir sogar schnorcheln gehen konnten, um Meeresschildkröten zu sehen. Meeresschildkröten sind faszinierende Tiere. Während Wasser nicht so mein Element ist, sind sie perfekt darauf angepasst. Keine Welle wirft sie aus der Bahn, sie lassen sich im Wasser treiben und sind ganz ruhig dabei. «Was wäre, wenn du im Job genauso in deinem Element wärst wie diese Meeresschildkröten im Wasser, Caro?», durchfuhr mich ein Gedanke, der mich ab da nicht mehr losliess. «Vielleicht ist der Job im ICF Karlsruhe genau so einer, bei dem ich in meinem Element sein werde und meine Begabungen und Fähigkeiten viel besser einsetzen kann als im aktuellen Job.»

Es folgten noch ein paar solcher «Blitz-Gedanken» während meiner Zeit im Ausland. Gott sprach mehrmals zu mir; ganz anders, als ich mir das gedacht oder gewünscht hatte. Der «Brennende-Dornbusch-Moment» blieb aus, aber durch verschiedene Situationen und Begegnungen, wie mit den Schildkröten, räumte er nach und nach meine Bedenken und Ängste aus dem Weg. Er forderte mich auf, meine Komfortzone zu verlassen und mein Herz nicht an Unternehmensbenefits wie Gehalt oder Rabattkarten zu hängen. Das alles konnte ich nach und nach loslassen und erlebte es als befreiend. So konnte ich mich zu Entscheidung für den Job durchringen.

Gott redet so, wie wir es brauchen

Im Februar 2022 war mein erster Arbeitstag im ICF Karlsruhe. Und tatsächlich kann ich seitdem sehr gut nachvollziehen, wie sich Meeresschildkröten im Wasser fühlen. Es fasziniert mich, wie Gott auf so unterschiedliche Weise und zur richtigen Zeit zu uns spricht. So, wie wir es brauchen und dass wir es verstehen. Und ich bin dankbar dafür, wie er mein Herz verändert und Sorgen und Ängste in Bezug auf den vollzeitlichen Dienst nach und nach ausradiert hat.

Dieser Artikel erschien zuerst im ICF Magazin.

Zum Thema:
Berufen – was bedeutet das?: Teil 6: Berufung durch andere
Wertschätzen und Fördern: Berufung im Berufsalltag ausleben
Leben als Christ: Mythos Berufung – 3 Fehler, die Sie vermeiden sollten

Datum: 29.12.2022
Autor: Caroline Bullinger
Quelle: ICF Church Magazin

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