Wasser spielt eine zentrale Rolle im Leben von Jacqueline Walcher-Schneider, 38.
Wasser wird Jacqueline Schneider quasi in die Wiege geschöpft. Ihr
Vater ist Rettungsschwimmer, und die Faszination für das kühle Nass
vererbt er seiner Tochter weiter. Die Ästhetik und akrobatische Leistung
der Wasserspringerinnen faszinieren Jacqueline. Mit sechzehn schliesst
sie sich einem Verein an. Nur zwei Jahre später, just an ihrem 18.
Geburtstag, wird Jacqueline Schneider Schweizer Meisterin. Diesen Titel
sichert sie sich 14 Mal in ihrer Karriere.
Hilfeschrei zum Himmel
Der Weg an die Weltspitze ist frei und führt sie mit 25 Jahren an die
WM nach Perth. Doch neben den ehrgeizigen Elitekämpferinnen fühlt sich
die Schweizerin plötzlich klein und hilflos. «Ich war mental blockiert
und konnte meine Leistungen nicht mehr bringen.» Völlig verzweifelt,
flüchtet sich Jacqueline in die Natur und schreit zuGott. «Ich habe
immer geglaubt, dass es einen Gott gibt, aber ich wollte ihn richtig
kennenlernen. Vor allem brauchte ich dringend sein übernatürliches
Eingreifen.» Gott antwortet der jungen Frau auf mächtige Art und Weise:
«Ich spürte eine noch nie gekannte Kühnheit und Kraft, wurde innerlich
gestärkt und erreichte den vierten Rang.»
Lebendiges Wasser
Das öffentliche Interesse an Jacqueline Schneider erwacht. Sponsoren
melden sich, und sie taucht ein in die glitzernde Promiwelt. Trotz ihrer
Publizität und Beliebtheit bleibt sie auf dem Teppich. Auch aus ihrem
Glauben macht sie keinen Hehl; will alles darüber wissen. Sie absolviert
eine Bibelschule der Sportlerorganisation «Athletes in Action»,
schliesst sich einer christlichen Gemeinde an und lässt sich im
Zürichsee taufen. «Noch heute, wenn ich mit Menschen über Gott rede,
spüre ich die Zusage aus Johannes, Kapitel 7, Vers 38 geradezu
körperlich. Dann sprudelt mein Herz fast über vor Freude und
Leidenschaft für Jesus.» In diesem Bibelvers steht: «Wer mir vertraut,
wird erfahren, was die Heilige Schrift sagt: Von ihm wird Leben
spendendes Wasser ausgehen wie ein starker Strom.»
Gott springt mit
Dank ihres Glaubens meistert Jacqueline Schneider die Hürden und
Herausforderungen im Sport immer entspannter. «Der extreme
Leistungsdruck, dem Sportler ausgesetzt sind, kann einen kaputtmachen»,
erklärt Schneider. Mein Glaube gab mir Boden. Ich wusste, dass ich von
Gott geliebt und wertgeachtet bin, ganz egal welche Kritik meine Sprünge
ernteten. An der Olympiade 2000 in Sydney begleiteten mich die Worte
aus Jesaja, Kapitel 43, Vers 2 ganz besonders: ‚Wenn du durch tiefes
Wasser oder reissende Ströme gehen musst, bin ich bei dir, du wirst
nicht ertrinken.»
Amor wird aktiv
2002, zwei Jahre nach der Olympiade in Sydney, wo Jacqueline den 8.
Rang erreicht, gibt sie ihren Rücktritt bekannt. Kurz danach begegnet
sie unter dem «Goldenen Dachl», dem Wahrzeichen Tirols, in Innsbruck,
dem Österreicher Jörg Walcher. «Ich wusste sofort, dass Jörg mein Mann
ist, und ich ihn heiraten werde», erinnert sich Jacqueline. Auf den Tag
genau findet ein Jahr später unter freiem Himmel am Gardasee die
Hochzeit statt.
Das gleichaltrige Paar liebt Wasser und wohnt heute am Bodensee.
Wohlgefühl für alle. Jörg ist als Mentor, Coach und als Sportpfarrer
tätig. Ihre Rolle als Ehefrau, Mutter dreier Mädchen und Referentin für
Work-Life-Balance, füllt Jacqueline voll aus. Die Disziplin aus der
Sportkarriere hat sie nicht verloren. Um fünf Uhr in der Früh wenn die
meisten Menschen noch an der Matratze lauschen, sieht man Jacqueline am
Seeufer Morgenfitness machen. Einmal in der Woche gesellen sich Leute
aus dem Dorf dazu. «Aber dann beginnen wir erst um sechs Uhr», sagt sie
und lächelt.