«Es war, als würde eine zentnerschwere Last von mir fallen»
Cornelia Rutz (44), Schweiz
Als fünfjähriges Mädchen ist die heute 44-jährige Cornelia Rutz vor ihrem Haus in ein Auto gerannt. Sie lief dem Fahrer direkt vor die Kühlerhaube.
Erste Begegnung
Der Autofahrer selbst hatte wahrscheinlich auch sehr unter dem Unfall
gelitten, wie Cornelia im Gespräch mit Jesus.ch-Print erzählt. Denn sie
erinnert sich an die erste Begegnung mit ihm im Alter von sieben
Jahren: «Er kam und parkierte vor unserem Haus, er drückte mir einen
Früchtekorb in die Hand und fuhr gleich wieder weg.» Erst als junge Frau
hat Cornelia Rutz verstanden, was bei dieser kurzen Begegnung mit dem
Autofahrer passiert ist. «Der Schock war vermutlich zu gross für ihn»,
erklärt sie. Trotz der unzähligen Operationen war das Gesicht von
Cornelia im Alter von sieben Jahren noch immer entstellt. Es war jedoch
nicht die Begegnung mit dem Autofahrer, die ihr zu schaffen machte.
«Ich fühlte mich als Aussenseiterin»
Nicht nur Schulkolleginnen, sondern auch manche Erwachsene waren mit
der Situation überfordert. So beeinflusste ihr Aussehen sowohl sie
selbst als auch das Verhalten ihrer Mitmenschen. «Ich habe sehr gelitten
unter dem Gefühl, dass ich nicht dazu gehörte und fühlte mich als
Aussenseiter. Ich fühlte mich allein, war schüchtern, gehemmt und habe
mich in der Gruppe nicht geäussert, sondern zurückgezogen.» Das Gefühl
der Ablehnung hatte bei ihr tiefe Verletzungen und Groll gegenüber
Menschen hinterlassen. Cornelia erinnert sich: «Ich war zeitweise
aggressiv, einfach weil ich nicht damit umgehen konnte.»
Gott als liebender Vater
Es begann eine längere Zeit, von intensiven inneren Kämpfen: «Warum
musste das ausgerechnet mir passieren?» Aber immer mehr hat sich mit
Gott ein persönliches Gespräch entwickelt. «Für mich ist Gott zu einem
liebenden Vater geworden.» Und während sie das erzählt, leuchten ihre
Augen. «Ja, heute bade ich mich täglich in seiner Liebe und fühle mich
sicher und wichtig.»
Gottes Liebe ermöglicht Vergebung
«Die Liebe von Gott hat in mir die Bereitschaft gefördert, mich der
Vergangenheit zu stellen. Ich habe im Gespräch mit Gott über meine
Situation und über meine inneren Verletzungen gesprochen. Ich habe ihm
gesagt, dass ich meine Bitterkeit loslassen und meinen Mitmenschen
vergeben will.» Dieses Gebet löste in ihrem Leben eine grosse Freiheit
aus: «Es war, als würde eine zentnerschwere Last von mir fallen.»
«Eine ganz tiefe Erfahrung»
«Ich wollte unbedingt noch einmal dem Autofahrer begegnen», erzählt
Cornelia Rutz. Die TV-Redaktion von «Fenster zum Sonntag» hat ihn
ausfindig machen können. So sass Cornelia ihm nach 30 Jahren gegenüber.
«Für uns beide war diese Begegnung eine ganz tiefe Erfahrung. Wir hatten
beide Tränen in den Augen. » Es sei ihr wichtig gewesen, dem Autofahrer
zu sagen, dass es ihr gut gehe und sie keinen Groll gegen ihn hege.
«Gott hat mich auf meinem schwierigen Weg seine befreiende Vergebung und
seine unendlich tiefe Liebe erfahren lassen.»