Olympia-Goldgewinnerin

«Jesus ist meine grösste Belohnung»

Als Kunstturnerin Shawn Johnson bei Olympia 2008 statt den erwarteten vier Goldmedaillen nur eine mit nach Hause bringt, ist sie am Boden zerstört. Es folgt Kritik an ihrem Aussehen, ihrer Persönlichkeit. Shawn beginnt, sich zu verändern, um andere nicht zu enttäuschen und zerbricht fast daran. Bis Gott ihr etwas zeigt, das ihr die Last von den Schultern nimmt.

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Shawn Johnson
Mit nur drei Jahren beginnt Shawn Johnson das Turnen. Gut zehn Jahre später wird sie immer erfolgreicher, qualifiziert sich letztlich als Favoritin für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking. «Ich erinnere mich noch an jedes Detail von Peking: den Geruch, die Lichter, die Leute…» Ihre Teamkollegin Nastia Liukin ist vor ihr dran und liefert eine fehlerfreie Routine ab. «Ich erinnere mich, wie ich auf ihren Punktestand schaute: Er war einen Punkt höher als mein bestes Ergebnis! Und mir war klar: Es war unmöglich für mich, eine Gold-Medaille zu erringen.» Soll sie überhaupt noch starten? Soll sie sich kampflos vom Wettbewerb zurückziehen?

Vor der ganzen Welt versagt…

Shawn zieht die Routine durch. «Nie im Leben habe ich mich so leicht gefühlt! Ich fühlte mich, als ob ich ganz oben angekommen war.» Die beste Routine ihres Lebens. Dennoch reicht es nur für Silber, Shawn Johnson ist am Boden zerstört. Bei der Medaillenübergabe sagt die Person, die ihr die Silbermedaille überreicht, ins Ohr: «Es tut mir leid!» Für Shawn bestätigen diese Worte nur eins: Sie hat versagt! «Ich sagte jedem, dass dies die grösste Ehre meines Lebens war, doch in Wirklichkeit war ich am Boden zerstört.»

…als Mensch versagt

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Shawn Johnson, 2008, mit ihrer Goldmedaille
Insgesamt gewinnt sie drei Silbermedaillen und zum Schluss doch noch eine Goldmedaille, aber «das war dann irgendwie egal. Der Schaden war bereits geschehen.» Denn jeder hatte vier Goldmedaillen von ihr erwartet. «Ich fühlte mich, als ob ich die ganze Welt hängen gelassen hatte. Und da mich alle als Kunstturnerin sahen, ich aber als solche versagt hatte, fühlte ich, dass ich auch als Mensch versagt hatte…»

Wenn die Welt dich nicht mag

Ein Jahr später tritt sie in der Fernseh-Show «Dancing with the stars» auf und wird mit ihren 17 Jahren zur jüngsten Teilnehmerin und Siegerin der Show. Doch von allen Seiten hagelt es Kritik aufgrund ihres Gewichtes, ihres Aussehens, ihres Auftretens, ihrer Persönlichkeit… Ihre muskulösen Turnerbeine und ihre geringe Körpergrösse helfen ihr neben den Supermodels dabei nicht viel. «Das hat mich stark beeinflusst. Es brachte mich dazu, alles an mir ändern zu wollen. Doch wenn du versucht, auszusehen wie jemand oder jemand zu sein, der du nicht bist, ist das extrem ermüdend. Es tut weh zu erkennen, dass die Welt dich nicht mag, so wie du bist…»

Am Tiefpunkt angelangt

All das zieht sie immer weiter runter. 2012 entscheidet sie sich zu einem sportlichen Comeback. Doch sie steht unter enormem Druck seitens der Sponsoren. «Etwa sechs Monate vor der Qualifizierung für die Olympischen Spiele war ich am Tiefpunkt angekommen. Ich trainierte etwa 40 Stunden pro Woche, versuchte erfolglos, Gewicht zu verlieren, und meine Eltern wollten unbedingt, dass ich einen Psychologen besuchte; sie dachten, ich sei klinisch depressiv. Mein Haar fiel aus, ich konnte nicht schlafen, nicht vernünftig essen…»

Ihr grösstes Problem ist, zu spüren, dass sie nicht mehr 16 ist. Doch sie versucht, weiterzumachen. «Ich dachte, wenn dies die Sponsoren, meine Eltern und meinen Trainer glücklich macht, dann wird das ja das Richtige für mich sein.» Jeden Tag kommt sie vom Training nach Hause und kann nur noch weinen. Sie findet einfach keinen Frieden.

«Ich wusste, dass alles gut würde»

Eines Tages kommt plötzlich die Wende: «Ich erinnere mich, wie ich beim Training auf dem Balken stand und runter schaute, bereit, mit den Sprüngen zu starten. In dem Moment spürte ich, wie Gott zu mir sagt: 'Du bist die ganze Zeit so unglücklich mit der Entscheidung. Du zwingst dich dazu und hast Angst davor, andere zu enttäuschen. Aber es ist in Ordnung, wenn du deinem Herzen folgst, einfach weggehst und das alles hinter dir lässt!' In dem Moment fühlte ich mich, als ob das Gewicht der gesamten Welt von meinen Schultern gehoben wurde. Ich wusste mit einem Mal, dass alles gut werden würde.»

Der Sinn des Lebens

Wenig später teilt sie öffentlich die Entscheidung mit, dass sie sich aus dem Sport zurückzieht. «Ich war an den Punkt gekommen, an dem ich mein Herz und meine Seele wieder dafür gab, um die Goldmedaillen zu gewinnen, obwohl mir die eine Goldmedaille ja schon 2008 gar nichts mehr bedeutet hatte.»

Shawn begreift, dass es immer mehr geben wird als eine Goldmedaille. «Gott ist die Antwort für alles. Jesus hat sein Leben am Kreuz geopfert, so dass man, wenn man auf dem Podium die Goldmedaille erhält, dies als etwas unglaublich Grosses und Tolles empfinden kann, aber es ist nicht das Ende. Ich kann mein ganzes Leben dafür arbeiten, um Geschäftsführer eines Unternehmens zu werden, ein gewisses Gehalt zu bekommen oder um zwölf weitere Goldmedaillen zu gewinnen. Aber das ist nicht der Sinn des Lebens! Jesus wird immer meine grösste Belohnung sein, die Anerkennung, die mich am stolzesten macht.»

 

Zum Thema:
Olympia-Heldin: «Ich sehe Gottes Wirken überall um mich herum»
Back im Outback: Neben dem Feld und doch dankbar
Mirjam Mettler: «Ich muss nicht perfekt sein»


Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / iamsecond.com

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