In Jerusalem begann es. Der Apostel Petrus erzählte von Jesus. Menschen wurden dadurch angesprochen und schlossen sich zusammen. Dort entstand die erste christliche Gemeinde.
Es folgten Bewegungen, welche sich zunächst im Mittelmeerraum ausbreiteten. Im Jahr 48 wird Kleinasien erreicht. Im Jahr 49 Griechenland. Im Jahr 60 Rom.
Wie sahen diese ersten Gemeinden aus? Kein Schema, keine feste Form. Eine bestimmte, allgemein gültige Organisation fehlt. Meist sind es Hausgemeinden.
Macht und Einfluss
Ursprünglich waren die christlichen Gemeinden selbstständig. Sie achteten darauf, dass sie in der Lehre übereinstimmten.
Später schlossen sich die Gemeinden gebietsweise zusammen. An ihrer Spitze stand ein Bischof. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte erhoben die Bischöfe der verschiedenen Gebiete den Anspruch, über den anderen Bischöfen zu stehen.
Nachdem der Islam das Christentum in Palästina und Nordafrika praktisch ausgelöscht hatte und das römische Reich zerfallen war, blieben nur noch Rom und Konstantinopel übrig. Nach einigen Streitereien trennten sich die beiden Bischöfe und jeder kümmerte sich um sein eigenes Gebiet. So entstanden die römisch-katholische Kirche und die orthodoxe katholische Kirche („orthodox" bedeutet, die alte, ursprüngliche Lehre bewahren).
Es gab auch immer wieder Alternativen. In Spanien lebte ein Mann namens Priscillian. Er wollte das Leben mit Jesus wirklich ernst nehmen. Daraus entstand eine Bewegung bis tief nach Frankreich hinein. 385 musste er vor Gericht. Er wurde mit sechs Anhängern zum Tode verurteilt. Vermutlich das erstemal, dass „Christen“ andere Christen hinrichteten.
Die Bogomilen
Die Bogomilen waren beispielsweise eine christliche Religionsgemeinschaft, die vom 10. bis 15. Jahrhunderts, vor allem in Südosteuropa existierte.
Sie gründeten sehr viele Gemeinden. Die Missionstätigkeit der Bogomilen in Italien und Südfrankreich gilt als Grundlage des Entstehens der Religionsgemeinschaften der lombardischen Patarener, der Katharer und der Waldenser. Die Kirche der Bogomilen geht auf die Lehren des bulgarischen Priesters Bogomil zurück. Von der katholischen und der orthodoxen Kirche wurden die Bogomilen gewaltsam verfolgt.
Die Hussiten
Unter dem Begriff „Hussiten“ (auch Bethlehemiten genannt) werden verschiedene reformatorische Bewegungen in Böhmen des 15. Jahrhunderts zusammengefasst. Der Name Hussiten geht auf den tschechischen Theologen und Reformator Jan Hus zurück. Dieser kritisierte den Reichtum der Kirche und liess einzig die Bibel als gültig für Glaubensfragen gelten. Hus wurde auf dem Konstanzer Konzil trotz der Zusage freien Geleits zum Tode verurteilt und am 6. Juli 1415 verbrannt.
Hugenotten
„Hugenotten“ ist die seit etwa 1560 gebräuchliche Bezeichnung für die französischen Protestanten. Ihr Glaube wurde stark von der Lehre Johannes Calvins beeinflusst.
Die Hugenotten wurden in Frankreich stark verfolgt. Ab 1685 lösten eine Fluchtwelle von einer Viertelmillion Hugenotten in die umliegenden protestantischen Länder aus.
Diese Beispiele stehen stellvertretend für andere Gemeinschaften. So gab es durch die ganze Geschichte immer wieder solche Bewegungen. Manche kennen wir nicht mal mehr den Namen nach.
Verfolgung begünstigt Ausbreitung
Durch die ganze Geschichte versuchten immer wieder verschiedene Männer, die christlichen Gemeinden zu reformieren und wieder mit der Bibel in Übereinstimmung zu bringen (Wyclif, Hus, Zwingli, Calvin, Luther, und so weiter). Dadurch enstanden immer wieder christliche Gemeinden, die immer wieder verfolgt wurden und sich deshalb immer wieder neu ausbreiteten.
Kommentar
Christen im Fadenkreuz
Von Bruno Graber
Totalitäre Führer (religiöse und säkulare) tolerieren es kaum, wenn sich jemand auf einen absoluten Massstab beruft. Die Bibel ist aber so ein Masstab. Damit konnte Ethik und Verhalten des Staates oder von religiösen Gemeinschafen angeprangert werden und das machte Christen zu „Zielscheiben“.
Dieser Faktor und die vielen Abspaltungen begleiteten das Christentum durch alle Jahrunderte. Heute sind die Bewegungen in vielen Konfessionen und Gruppen gespalten. Gerade die Geschichte der Kirche zeigt, dass Gott die Möglichkeit offengelassen hat, sich von ihm abzuwenden. Gott hindert seine Gemeinde nicht, ihn zu verdrängen.
Zugleich zeigt es sich, wie Gott immer neu Menschen zur Gemeinschaft im Glauben zusammenführt. Die Form mag sich verändern. Jesus baut jedoch stetig seine Gemeinde, so wie er es versprochen hat. Jesus sagte …“Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Die Bibel, Mattäus, Kapitel 16, Vers 18).
In dem ganzen geschichtlichen Aufruhr baute Jesus immer wieder an seiner Gemeinde, welche keinen bestimmten Namen trägt. Sie verteilt sich über verschiedene Gruppierungen. Für den, der ausserhalb einer christlichen Gemeinde steht, wird beim Studium der Geschichte nur das Leben der organisatorisch erfassbaren Konfessionen sehen. So wird die Gemeinde von Jesus eher als armseliges Gebilde wahrgenommen. Für den aber, der mit Jesus lebt, enthüllt sich das Wesentliche: die Gemeinde von Jesus existiert durch die ganze Geschichte.
Nach 2000 Jahren ist der Bau noch nicht fertig. Bis dahin stehen immer wieder Christen täglich auf dem Fundament, das vorgegeben ist – Jesus Christus – und bauen weiter mit.