Gott
auf natürliche Weise im Alltag zu integrieren, ist nicht immer einfach.
Insbesondere im Berufsfeld der Sozialen Arbeit kann man auch an seine Grenzen stossen.
Sozialpädagogin Nadina Beusch erzählt, wie sie auf ihrem Weg von Gott begleitet
wird.
Für Nadina Beusch war schon immer klar, dass sie in
ihrem Leben etwas mit Menschen machen möchte. Unter anderem dank ihrer
Erfahrungen und Begegnungen, die Nadina bei einem Missionseinsatz in Afrika machen
konnte, entschied sie sich für ihren jetzigen Beruf. «Das Berufsfeld der
Sozialen Arbeit ist sehr vielseitig: Du kannst mit den unterschiedlichsten
Menschen in ganz verschiedenen Settings zusammenarbeiten. Du bist im Alltag
anderer Menschen mit dabei und unterstützt sie, mit schwierigen Situationen
umzugehen – und das gefällt mir sehr.»
Nadina hat Soziale Arbeit in St. Gallen studiert
und ist nun seit etwa drei Jahren als Sozialpädagogin in einer psychosomatischen
Therapiestation für Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren tätig. Die
Jugendlichen, die dort für einige Monate stationär sind und von einem
interdisziplinären Team betreut werden, leiden an verschiedenen
psychosomatischen Krankheiten wie Essstörungen, Depressionen oder Traumata.
Nadinas Hauptaufgabe besteht darin, als Bezugsperson einen
der Jugendlichen auf der Station zu unterstützen. Dazu gehören
Familiengespräche und Zielvereinbarungen mit dem Jugendlichen sowie die
Begleitung des Jugendlichen in seinem Alltag.
Fehlende Liebe
«An meinem Beruf gefällt mir, dass man sich für
die Jugendlichen Zeit nimmt. Die Beziehungsgestaltung zwischen den Jugendlichen
und mir als Sozialpädagogin ist das wichtigste an meiner Arbeit.» Auch die
Gespräche im Team, wo sich die einzelnen Fachpersonen miteinander austauschen und
gegenseitig unterstützen können, schätzt Nadina sehr an ihrem Beruf.
Keine Frage: Das Arbeiten als Sozialpädagogin ist
Nadinas Leidenschaft. Manchmal kann es aber auch belastend sein. «Im Spätdienst
haben die Jugendlichen oft Krisen, wo die Trauma-Patienten beispielsweise
Flashbacks erleben – das sind auch für mich strenge Situationen. Da kann es dann
auch passieren, dass nach Feierabend das Abschalten schwierig wird.
Insbesondere bei den Bezugsjugendlichen, mit denen man sehr eng zusammenarbeitet,
ist das Abgrenzen nicht immer einfach.»
Eine weitere Schwierigkeit, die bei Nadinas
Arbeitsalltag auftritt, ist für sie das Thema Glaube. «Offiziell darf ich bei
meiner Arbeit nicht von meinem Glauben erzählen. Oft denke ich: ‘Diese
Jugendlichen bräuchten doch einfach Jesus, denn ihnen fehlt die Liebe und das Selbstwertgefühl.’
In solchen Augenblicken würde ich ihnen am liebsten von Gott erzählen.»
Gott hat alles im Griff
Was Nadina wieder Kraft geben kann, wenn sie mit
schwierigen Situationen konfrontiert wird, ist der Austausch im Team oder das
Abgeben an Gott. «Gott ist jemand, bei dem ich weiss, dass er alles im Griff
hat und den ich jederzeit darum bitten kann, etwas zu verändern, wenn eine
Situation mal ausweglos erscheint.»
Eine weiterer Vorteil ist für Nadina ihr langer
Arbeitsweg, der oft Distanz schaffen kann. «Im Zug erlaube ich mir, noch
über alles nachzudenken. Sobald ich aber aus dem Zug ausgestiegen bin, ist das
für mich wie ein Schnitt – ich versuche, das Belastende hinter mir zu lassen.»
Eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit
hält Nadina bei ihrem Beruf für sehr relevant. Um dies richtig umsetzen zu
können, bezieht sie Gott sowohl während ihren Arbeitszeiten als auch in ihrer
Freizeit bei allem mit ein. Zum Ausgleich trifft sich Nadina nach Feierabend gerne
mit Freunden, spielt Volleyball und ist Teil des Worship-Teams der Prisma
Kirche in Rapperswil. «Beim Worship kann ich Gott sehr nahe sein. In der
Gemeinschaft mit anderen Menschen Gott anzubeten, hat für mich eine enorme
Kraft.»
Ihren Glauben integriert Nadina in allen
Lebensbereichen auf natürliche Weise. «Im Alltag docke ich immer wieder an Gott
an, manchmal auch nur ganz kurz. Wenn ich irgendwo an meine Grenzen komme,
bitte ich ihn um Weisheit. Es gibt mir Hoffnung zu wissen, dass Gott über all
den Momenten steht, die schwierig sein können.»
Wichtige Botschaft
Bevor Nadina Sozialpädagogin wurde, hielt sie
sich für zehn Monate bei einem Missionseinsatz in Guinea (Afrika) auf, der sie
stark geprägt hat. Sie unterrichtete dort in einem einheimischen Kindergarten
mit nur acht Kindern auf spielerische Art und Weise Französisch.
«Das Leben dort hat mich sehr fasziniert; es ist
das Gegenteil zum Leben hier. Als ich nach Guinea gereist bin, hatte ich keinen
Kulturschock, aber ich hatte einen als ich zurückkam. Der Überfluss hier hat
mich anfangs sehr gestört. In Afrika habe ich gelernt, nicht alles für
selbstverständlich zu halten und schon für die kleinsten Dinge im Leben, wie
einen laufenden Wasserhahn, dankbar zu sein. Was mir die Menschen dort auch
beigebracht haben, ist, von Tag zu Tag zu leben und dabei jeden Tag so zu
nehmen, wie er ist.»
Dieses im Hier-und-Jetzt-sein und die Dankbarkeit
an kleinen Dingen im Leben behält Nadina bis heute bei. Weiterhin bleibt es ihr
ein zentrales Anliegen, anderen Menschen zu helfen. «Es macht so viel aus, ob
sich ein Mensch im Leben angenommen fühlt oder nicht. In der Zusammenarbeit mit
den Jugendlichen fällt mir immer wieder auf, wie wichtig es ist, anderen zu
sagen: ‘Du wirst bedingungslos geliebt und bist unfassbar wertvoll.’ Für die
Zukunft wünsche ich mir, dass diese Botschaft noch mehr Menschen erreichen
kann.»