Grüss Gott! Wann haben Sie
sich zum letzten Mal so richtig aufgeregt? Ist ihnen da auch schon mal so ein
Spruch rausgerutscht wie der in der Überschrift? Unsere Sprache ist oft klüger
als wir selbst…
Wenn Amerikanerinnen und Amerikaner ganz fest ins Staunen kommen (z.B.
einen speziellen Sänger hören oder in einem Tesla beschleunigt werden), was
sagen sie dann? Oh… My… God…. Mehr gibt's auf
Englisch scheinbar nicht. «Oh mein Gott» rutscht auch dem Deutschsprachigen raus,
wenn er Bestürzung, Verwunderung oder Entsetzen ausdrücken will. Wir Schweizer stehen
auch auf «Jesses» (Jesus) oder «Jesses Gott». Gelegentlich hört man «Jesses,
Maria und Josef» (vielleicht ist das die katholische Variante…). Wenn uns
etwas sehr erschreckt bis erstaunt, hört man auch «Ach du grosser Gott»,
«Gütiger Gott» oder ähnliche Formeln.
Der Mann, der den
ganzen Tag betete
Interessant: Wenn es extrem wird, kommt Gott ins Spiel. Sei
es beim Staunen oder auch in der Wut. Ich habe mal einem Arbeitskollegen dafür
gratuliert, dass er viele Male am Tag betete. Auf sein erstauntes Gesicht hin
erklärte ich ihm, dass «Gott verdamm mich» doch ein Gebet sei, und dass Gott Gebete
meistens erhöre. Das ist ihm eingefahren. Jedenfalls biss er sich daraufhin
immer auf die Zunge, wenn er mich sah…
«Gott sei Dank bin
ich Atheist»
«Gott» taucht zum Glück nicht nur bei den Schreckensseiten
des Lebens auf. Wir bedanken uns bei ihm, wenn wir «Gott sei Dank» sagen.
Selbst Menschen, die mit Gott nichts am Hut haben, rutscht ab und zu ein «Gott
sei Dank» heraus. Unsere Sprache erinnert uns daran, dass es eine Instanz gibt,
die hinter uns steht und dass unser Leben nicht verfügbar, sondern eigentlich
ein Geschenk ist. Wenn wir etwas nicht zurückzahlen können, sagen wir
«Vergelt's Gott» und wünschen dem entsprechenden Menschen eigentlich damit
etwas Schönes.
Die Gottesinflation
Es darf nicht verschwiegen werden, dass viele dieser Worte
natürlich nicht bewusst gemeint sind und eigentlich eine Gottes-Inflation
darstellen. Hier sei daran erinnert, dass die Zehn Gebote uns ermahnen, den Namen
Gottes nicht zu missbrauchen. Wenn wir Gott bei jeder passenden und unpassenden
Gelegenheit im Mund führen, beleidigen wir ihn; oder hätten Sie es gern, wenn
Ihr Name in jeder Unterhaltung bei allen möglichen Gelegenheiten gebraucht
wird?
Die tiefe Weisheit
der Sprache
Aber es lohnt sich, auf die Sprache zu hören. Und ehrlich: Ist «Herrgott noch einmal» nicht eigentlich ein guter Ansatz? Wie wäre es, wenn
Sie diesen Herrgott noch einmal ernsthaft in Ihrem Leben beachten würden? Nicht
erst in Grenzerfahrungen oder wenn Sie wütend werden. Gott ist ein Gott, der
uns so viel Gutes tut. Und Ihr Leben ist von ihm abhängig: «Der Mensch denkt,
Gott lenkt» sagt die Bibel sinngemäss in Sprüche, Kapitel 16 Vers 9. Das
muss kein Ausspruch des Fatalismus sein, sondern der dankbaren Anerkennung: Da
ist jemand, der über meinem Leben wacht und mich führen will.
Die Bibel ist eine einzige Einladung, dass Gott nicht nur
als Randfigur, als distanzierter «Herrgott» oder in Sprichwörtern in unsrem
Leben auftauchen soll. Der lebendige Gott lädt uns vielmehr in eine lebendige
Beziehung zu sich ein. «Jesus Gott» ist die offene Tür. Und wer Jesus wirklich
persönlich kennenlernt, der wird irgendwann mal staunend sagen: «Oh… mein...
Gott…!»