Züri Oberland

«Der ICF isch so krass – one more»

Am 11. Dezember startet ICF Züri Oberland mit einer Celebration in Gossau bei Wetzikon. Der Muttergemeinde in Zürich hat die NZZ eine mediale Abreibung verpasst. – Livenet.ch lässt ICF-Sprecher Dani Linder dazu Stellung nehmen.

Im Zürcher Oberland, wegen seiner Häufung von Freikirchen auch schon verwegen zum ‚Bibelgürtel’ emporstilisiert, entsteht die dreizehnte ICF-Gemeinde der Schweiz. Die zwei Pastoren, die mit ihren Frauen die Leitung bilden, wollen „eine neue, moderne Kirche für alle, die mit Kirche und gott bisher nicht viel anfangen konnten“ gestalten. Sie verweisen darauf, dass in ihrem Einzugsgebiet nach einer Studie schätzungsweise bloss drei Prozent der Leute zum Gottesdienst gehen.

Start mit Carmen Fenk – und mit Vorbehalten in der Region

ICF Züri Oberland startet mit monatlichen Gottesdiensten in der Festhalle Altrüti in Gossau – der Gemeinde, wo die reformierte Landeskirche bereits jeden Monat einen gutbesuchten ‚Samstags-Praise’ durchführt. „Wir fördern Wechsel nicht, aber wir können sie auch nicht verhindern“, sagte icf-Hauptpastor Daniel Schmid (33) der Regionalzeitung ‚Zürcher Oberländer’. Die Kirchen müssten sich von den Jungen herausfordern lassen; jene die weggehen wollten, sollten zuerst selbst das Gespräch mit ihrem Pastor suchen.

Daniel Schmid war 2001-2004 in der FEG Wetzikon als Jugendpastor angestellt, sein Vize Jan-Micha Schmitter (27) als Praktikant. Die FEG Wetzikon, deren Jugendarbeit neu aufgegleist werden muss, gibt keinen Kommentar zur icf-Gründung ab.

NZZ zur Celebration in Zürich: „Grelle Moral und Show“

Die NZZ, die liberale Zeitung der kleinen Weltstadt Zürich, hat in einem ebenso detaillierten wie bissigen Artikel am 19. November einen Gottesdienst der ICF-Muttergemeinde geschildert als „poppige und laute Mischung aus greller Moral und Show, die Seelen und Portemonnaies – ‚one more, one more’ – weit geöffnet“. Ohne auf die religiösen Bedürfnisse einzugehen, welche Jugendliche und junge Erwachsene haben, zeichnet Daniel Gerny den ICF als gutgeölte religiöse Werbemaschine mit aktuellem Treibstoffmangel (Kollekten und Spenden unter Budget).

Er bemerkt, dass man im ICF „ständig Leute antrifft, die aussehen wie Viva-Moderatorinnen, Boygroup-Mitglieder oder Werbegrafiker, jung und good looking“, erwähnt die „Expansion in die Westschweiz“ und schreibt nach einem Gespräch mit ICF-Sprecher Dani Linder: „Das Konzept ist stets ähnlich: Einfache und prägnante Botschaften werden trendig verpackt und professionell auf die Zielgruppe der unter 20- bis 30-Jährigen ausgerichtet. Das ist kein Zufall, sondern Strategie: Jugendliche sind religiös vielfach weniger geprägt und lassen sich vom ICF einfacher verführen, wie Linder in etwas verklausulierter Form, aber ungerührt erklärt.“

GenX-Feier

Gerny hat eine ‚celebration’ für die genX, die Gruppe der über 26-Jährigen besucht, an der ihm die professionell abgemischten Songs und die Lightshow, eine „ein bisschen sexy angezogene“ Blondine, das lockere Outfit der Besucher („scheinbar komplett im H&M eingekleidet“) und der Auftritt der Leiter auffallen („das Traumpaar Bigger wandelt in abgehobener und gütiger Verzückung über die Bühne“). In der Predigt geht es – wer wollte dem Journalisten verargen, dass er heute kommt? – ums Geld. Gerny fasst die Predigt über den Zehnten, die Bigger an seine Leute richtet, zusammen im Satz: „Nur wer dem ICF so viel Geld wie möglich spendet, findet zu Gott.“ Und hält sich bei der Jugendsprache auf: «Der ICF isch so krass – one more».

Smallgroups: „hohes Abhängigkeitspotenzial“

Der NZZ-Mann vergisst die Zwölfer-Kleingruppen nicht, die ‚smallgroups’. In ihnen werde „gebetet, getauft, missioniert und Seelsorge betrieben, es werden Freundschaften gepflegt, das Böse bekämpft oder Paare getraut“. Das pyramidenförmige Organigramm – jedes Mitglied soll eine eigene Zwölfergruppe aufbauen, jeder Leiter hat mit elf anderen einen Mentor – ergebe „eine lückenlose und hierarchische Struktur zur sozialen Kontrolle und Überwachung, ein System mit hohem Abhängigkeitspotenzial und überdies ein effizientes Instrument zur Rekrutierung neuer Mitglieder nach dem Schneeballprinzip“.

„Basis ohne Mitspracherecht“

Rund vier Millionen Franken braucht ICF Zürich pro Jahr, die Hälfte fürs Personal. „Über das Geld des ICF entscheidet ein 7-köpfiges, derzeit ausschliesslich aus Männern zusammengesetztes und von Bigger angeführtes Leitungsteam alleine. Ein Mitspracherecht der Basis gibt es nirgendwo, bei keiner Entscheidung des ICF, auch nicht, was die Zusammensetzung des Leitungsteams angeht.“ Der NZZ-Journalist nimmt die Moralvorstellungen im ICF aufs Korn („rigide, konservativ und von einem diffusen Kulturpessimismus geprägt“ sollen sie sein) und behauptet, ICF-ler sollten „Freunde, die das Glaubensverständnis des ICF ablehnen, meiden“!

*******

„One more for Jesus“ – Stellungnahme von icf-Mediensprecher Daniel Linder zum NZZ-Artikel

„Wieder einmal muss icf-zürich – mithin also Hunderte von Menschen, seien sie Besucher oder Mitarbeiter – als Objekt einer offensichtlich sehr persönlich eingefärbten Abrechnung eines Journalisten herhalten. Das verwundert nicht.

Überrascht hat schon eher, dass solchem journalistisch unprofessionellem Tun mittlerweile auch an prominenter Stelle in der NZZ Raum geboten wird. Ist es schon so schlimm?

Dürfen jetzt auch NZZ-Redaktoren, nach einem nur neunzig Minuten dauernden Gespräch mit uns und nach dem Besuch nur einer Celebration (von insgesamt fünf, die pro Wochenende stattfinden) eine ganze Kirchenbewegung in Bausch und Bogen als vereinnahmende, einzig an finanziellen Eigeninteressen orientierte, dubiose Gemeinschaft verbal niederreissen? Gespickt sogar mit gezielten persönlichen Verunglimpfungen gegen Einzelpersonen und sinnentstellender Wiedergabe direkter oder indirekter ‚Zitate’? Offenbar ja. Es ist also tatsächlich schon so schlimm.

Tragisch? Nicht unbedingt. Denn es kommt darauf an, aus welchem Blickwinkel man solche Vorkommnisse betrachtet. Als Kirche haben wir uns von Anfang an entschieden, Menschen in eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus führen und sie auf ihrem Weg des Christseins begleiten zu wollen. Um nichts Anderes geht es uns. icf ist dafür ein Hilfsmittel. Unperfekt zwar, aber nicht Selbstzweck.

Den Glauben, dass die lebensbejahende Botschaft des Evangeliums auch Menschen des 21. Jahrhunderts erreichen und positiv verändern kann, haben wir – trotz allen Widrigkeiten – bis heute nicht verloren. Kraft zum Weitermachen schöpfen wir aus dem Zuspruch aus der Bergpredigt, in der Jesus spricht: „Glücklich könnt ihr sein, wenn ihr verachtet, verfolgt und verleumdet werdet, weil ihr mir nachfolgt. Ja, freut euch und jubelt, denn im Himmel werdet ihr dafür reich belohnt werden! Genauso haben sie die Propheten früher auch verfolgt.“ (Matthäus Kapitel 5,Vers 11-12, zitiert aus HFA). Ja, wir sind glücklich und sagen aus ganzem Herzen: One more for Jesus!“

Webseite des ICF
www.icf.ch

Datum: 29.11.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Gesichter hinterm kids-team
Seit Jahren engagieren sich Karin und Daniel von Reitzenstein in die aufwachsende Generation. Sie sind überzeugt, dass das Vertrauen in Gott, welches...
Mutig, selbstbewusst und stark
Es gibt es viele Dinge, vor denen Kinder Angst haben. Vor der Dunkelheit. Vor Versagen. Davor, ob andere sie blöd finden. Wir haben Tipps, wie Ihr...
Kinder und die Bibel
Wer kleine Kinder hat, führt oft schon früh gewisse christliche Traditionen und Rituale ein, sei es das Tisch- oder ein Abendgebet oder das Vorlesen...
Auf Umweg zum Berufsberater
Nicht jeder kann von sich behaupten, die eigene Lebensberufung gefunden zu haben. Berufsberater Rolf Sommer hat dies im Alter von 55 Jahren erreicht...

Anzeige