Verteidigungminister: «Mit einem Kampf-Kalb machen wir uns doch nur lächerlich!»
Weil Moses so lange wegblieb, wollten die Hebräer einen neuen Gott. Den zimmerten sie sich zusammen. Ein Kalb aus Gold ist jetzt der hochkarätige Gott.
Moses ist lange weg, viel zu lange in den Augen der Hebräer. «Er hat uns vergessen», sagt ein Einwohner. «Er ist mit diesem Gott über alle Berge», glaubt ein anderer.
«Wir brauchen einen, der hier bei uns ist», schildert ein Aktivist der Gruppe «Kalbgott now». Diese Gruppierung hat Aaron bekniet, einen Gott zu erschaffen. Aaron: «Darum liess ich ein goldenes Kalb machen. Sollte der lebendige Gott dann zurückkommen, findet er das Kalb sicher ganz lustig und dreht uns keinen Strick daraus. Wir könnten ihm das Kunstwerk ja sogar opfern.»
Ein Teil des Ägypter-Schmucks wurde eingeschmolzen, um das Kalb daraus zu formen. Einer der Schmiede: «Es ist ein Gott vom Volk für das Volk. Wenn wir unsere spirituelle Energie auf das Kalb konzentrieren, dann wird es lebendig. Den Staat hat es bereits lebendig gemacht, und die Wirtschaft konnte mit den Arbeitsplätzen für die Goldschmiede belebt werden.»
Die Nummer Zwei in der Gottes-Hierarchie
Rabbi Kalbinowitz ist dagegen von der «Kalberei» gar nicht angetan. «Eben erst haben wir die Zehn Gebote bekommen. Gott verlangt, wir sollten keine anderen Götter neben ihm haben und uns keine Bilder von ihm machen - und schon missachten wir diese ersten beiden Gebote. Das kommt nicht gut raus.»
Die Religionswissenschaftler sind geteilter Meinung. Einer sagt: «Die Kalbgottheit hat einen sehr meditativen Charakter. Dieser Gott ist im Gegensatz zu Jahwe sehr introvertiert. Es hat noch keine Bewegung gemacht. Jahwe dagegen zerlegte zuerst unsere Feinde, dann das Meer und jüngst die Bäckerzunft. Gut möglich, dass das Kalb und seine Erbauer noch eins hinter die Lauscher kriegen.»
Kleinanzeige
Gott vermisst - haben Sie unseren Gott gesehen?
Unser Gott ist weg. Seit mehreren Wochen haben wir ihn nicht mehr gesehen. Unser Volk huldigt bereits einem neuen! Hinweise bitte möglichst rasch an uns. Merkmale: Erscheint manchmal als Feuersäule, spaltet Meere, verteilt Essen vom Himmel aus und verleiht Politpositionen höchstpersönlich - wenn es sein muss, auch in Gestalt eines brennenden Busches.
Hinweise bitte an Aaron und Mirjam, Hauptzelt 1.
Moses macht Kalb kalt
Dem WWF ist's egal
Die Chronologie
16.03 Uhr Eine ausgelassene Menge tanzt um das Goldene Kalb. 17.56 Das Kalb macht keine Bewegung. 19.43 Die Leute tanzen noch immer. Manche feiern dabei mehr sich selbst. 20.12 Das Kalb bewegt sich noch immer keinen Zentimeter. 20.13 Bewegung kommt in die Sache. Moses erscheint! 20.14 Moses ist ausser sich. 20.16 Wütend zerschmettert er die Steintafel mit den Zehn Geboten an einem Felsen. 20.29 Moses ist immer noch ausser sich. 20.41 Moses ist noch mehr ausser sich. 21.09 Moses ist noch viel mehr ausser sich. 21.26 Moses beginnt, das wehrlose unschuldige Kalb einzuschmelzen. 21.32 Wenn das Kalb je gelebt hätte, wäre es jetzt tot. 21.35 Das Goldkalb sieht immer belämmerter aus. 21.39 Indiana Bones sammelt erste Tafelstücke auf. 21.45 Erste Teile des Kalbs werden zur Goldenen Suppe verrührt. 21.49 Indiana Bones hat weitere Tafelstücke gefunden. 21.54 Moses ist weiterhin ausser sich. 21.58 Das Kalb sieht mehr und mehr aus wie ein Suppe. 22.07 Das «Kalb» besteht noch aus einigen wenigen Brocken, die in der Suppe aus Gold schwimmen. 22.30 Das Kalb ist nur noch eine Goldbrühe. «Goldfinger» Moses hat aus dem Kalb «Goldy Mary» gemacht. 22.35 Der WWF gibt eine Pressekonferenz. Keiner fährt Moses an den Karren. Ein Sprecher: «Im Ansatz hat Moses sogar recht. Das Kalb war nicht lebendig. Wir sollten uns besser um die lebenden Dinge kümmern als um den Materialismus. Denn eigentlich ging es beim Goldenen Kalb doch um nichts anderes.» 22.55 Indiana Bones gibt eine Pressekonferenz. Er will ein Museum eröffnen. 22.58 Moses ist und bleibt ausser sich.
Gemischte Reaktionen
Ein Kalbpriester trauert: «Das Kalb lebt in unseren Herzen weiter. Wir nennen uns «die Kalbinisten»!»
Aber andere verurteilten die Geschehnisse als «Kalberei». Ein Kritiker: «Wir haben Gott gesehen, jeden Tag. Er führte uns aus Ägypten. Und dennoch schoben wir ihn beiseite!»
«Es war doch nur Gymnastik!» beschwichtigt ein liberaler Zeitgenosse. Doch für die meisten war das Kalb mehr als ein Bewegungstherapeut.
Erfreut ist dafür ein Rabbiner: «Endlich hat dieser Unsinn ein Ende. Mit dem Kalb hat unsere Nation Gott beleidigt. Und auch uns Rabbiner. Stellen Sie sich vor, die wollten die Kalbpriester «Kalbiner» nennen!»
3000 Tote
Massaker im Lager
Die Ordnung im Lager ist wiederhergestellt. Dazu schickte Moses ein Sonderkommando in die Krisenzone. Es schlug den Aufstand der Rebellen nieder. In dem Blutbad starben 3000 Menschen.
Die Geschichte ist nachzulesen in der Bibel unter 2. Mose, Kapitel 32.