Pfingsten ist in gewisser
Weise das gefährlichste Fest des christlichen Kirchenjahres. Denn hier rutscht
der Glaube vom Kopf ins Herz, in die Hände und Füsse. Aus Duckmäusern werden
Revolutionäre.
Petrus (hier in der Serie «The Bible») steht sinnbildlich für die «Weltrevolution» von Pfingsten.
Weihnachten, Karfreitag
und Ostern kann man, wenn man will, irgendwie «objektiv» und historisch feiern.
Bei Pfingsten aber wird's persönlich. Plötzlich wird Gott nicht nur gedacht,
sondern gespürt. Und zwar nicht auf oberflächliche Art, sondern 120 Männer und
Frauen werden auf eine tiefgreifende Art emotional verändert.
Vom Jesus-Gedächtnisverein zur Weltrevolution
Wenn es Pfingsten nicht
gegeben hätte, dann… ja, was dann? Man kann es sich kaum vorstellen. Ein paar
Jesus-Nachfolger hätten vielleicht das Gedächtnis an ihn in ihren heimlichen
Treffen wachgehalten, aber dieser Glaube hätte nie und nimmer die Welt
umgekrempelt. «Bleibt und wartet, bis ihr mit dem Heiligen Geist erfüllt werdet», hatte Jesus nicht umsonst gesagt. Bis heute gilt: Menschen, Familien
und Umstände werden nicht allein durch Argumente und Lehren verändert (so
wichtig die auch sind); das christliche Evangelium ist eine Kraft, die uns mit
Emotion und Leidenschaft packt. Das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes, der
«weiss, was im Menschen ist» und uns mit einer Kraft verändern kann, die ganz
etwas anderes ist als gute Vorsätze oder rein menschliche Willenskraft. Und
letztlich ist es diese Qualität, die ansteckt und Menschen zu «Zeugen» macht.
Der Glaubens-Turbo
Einige erleben «ihr
persönliches Pfingsten» als machtvollen Durchbruch einer Power, die in einem
Augenblick ihr ganzes Leben umkrempelt. Andere erfahren den Geist eher
«scheibchenweise», Tag für Tag, immer wieder frisch. Das Entscheidende an
Pfingsten ist: Gott wird erlebt. Ja, «gespürt». Leib, Seele und Geist werden
von ihm erfasst. Und genau darum darf Pfingsten – bei aller
heilsgeschichtlichen Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit – keine einmalige
Erfahrung bleiben. Wir brauchen Nachfüllung, denn unser Gefäss «rinnt». Was
einen Christen unwiderstehlich und lebendig macht, ist nicht die Summe seiner
Gaben, seine Intelligenz oder seine Persönlichkeit. Es ist der Heilige Geist in
ihm, ein Stück von Gott selbst. Das ist Hoffnung für die meisten von uns, die
sich für nichts Besonderes halten.
Freude – Herzschlag des Universums
Was gern übersehen
wird und was an Pfingsten unwiderstehlich durchbrach: Die treibende Kraft der
ersten Christen war eine enthusiastische, tiefe Freude. Und zur Freude sind wir
gemacht – sie ist nicht Randverzierung, sondern die innerste Mitte der
Schöpfung. «Freude ist das ernste Geschäft des Himmels», sagte C.S. Lewis. «Die
Geschichte unseres Glaubens, überhaupt unsere Existenz, beginnt und endet mit
Freude. Freude am Anfang, Freude am Ende, Freude überall dazwischen. Freude ist
Gottes Schöpfung und Geschenk. Authentischer biblischer Glaube ist nicht
vorstellbar, der nicht von Freude durchdrungen ist», schreibt Eugene Peterson.
Schnell legen sich Pflicht, Schuld, Probleme und Dogmen wie Ringe um unser Herz
– ein Grund mehr, sich an Pfingsten wieder wie ein Kind, ohne Reserven und mit
erhobenen Händen dem Geist der Freude auszusetzen.