In
unserer individuellen Gesellschaft liegt Unterordnung nicht im Trend. Gelebte
Unterordnung entspricht aber Gottes Willen, besonders auch in Krisenzeiten. Deshalb
ist es wichtig zu verstehen, was damit gemeint ist.
Einige Jahre zuvor hatte Paulus den Gläubigen in
Rom geschrieben, sie sollen sich den Obrigkeiten unterordnen. Nero war damals bereits
Kaiser und der Widerstand gegen Christen nahm beständig zu. Inzwischen standen
dunkle Wolken über dem römischen Reich und die erste grossangelegte
Christenverfolgung stand unmittelbar vor dem Ausbruch. Es war Zeit, dass auch
Petrus schrieb: «Ordnet euch aller menschlichen Ordnung unter!»
Fordert die Bibel blinden Gehorsam?
Rund um die Massnahmen zur Coronabekämpfung wurde
die Debatte über Unterordnung lauter. Dabei kam auch das Argument auf, dass die
Regierung nicht würdig sei, sich ihr zu unterordnen. Dieses Argument hätte
Petrus nicht gelten lassen, denn die damaligen Herrscher, denen sich Christen
unterordnen sollten, waren der Inbegriff von gottlos.
Andererseits war das Verhalten der damaligen Christen
nicht regierungskonform, was den Zorn der Regierung auf sich zog. In blindem
Gehorsam hatten sie sich auf jeden Fall nicht geübt. Das war auch nicht im Sinn
der Apostel, denn diese riefen zu Unterordnung auf und nicht zur Unterwerfung. Den
Unterschied zu verstehen, ist für Christen, welche Widerstand, Diskriminierung
und Verfolgung erleiden, sehr wichtig.
Die Stellung anerkennen
Unterordnung sollte nicht primär als äusseres
Verhalten, sondern vielmehr als innere Haltung verstanden werden. Unterordnung
besteht nicht einfach darin, dem Vorgesetzten keinen Ärger zu bereiten oder zu
allem zu nicken, was er vorschlägt. Vielmehr geht es ums Anerkennen, dass er
der Vorgesetzte ist. Bei Unterordnung geht es schlicht darum, die Stellung von
Obrigkeiten oder Vorgesetzten anzuerkennen. Stolz und Rebellion führen dazu, stets
bewerten zu wollen, ob jemand seiner Position und damit des entsprechenden
Respekts würdig ist. Doch das hilft niemandem und deshalb fordert die Bibel
auf, sich unterzuordnen.
Einen Vorgesetzten oder die Regierung auf
Missstände aufmerksam zu machen, ist kein Zeichen mangelnder Unterordnung.
Unterordnung bedeutet nicht, keine eigene Meinung haben zu dürfen oder diese
für sich behalten zu müssen, sehr wohl aber, die Reaktion auf die Einwände
respektvoll hinzunehmen.
Eine mangelnde Unterordnung zeigt sich in
abschätzenden Bemerkungen der Obrigkeit gegenüber. Leider kommt es zuweilen
auch unter Christen vor, dass Regierende mit bösen und verleumderischen Worten
durch den Dreck gezogen werden oder dass sich an schmutzigen Medienberichten
über Politiker ergötzt wird.
Gott allein soll gefürchtet werden
Inmitten seiner Ausführungen über Unterordnung
schreibt Petrus: «…fürchtet Gott, ehrt den König.» Die Unterscheidung von
«fürchten» und «ehren» ist in diesem Zusammenhang hilfreich. Zum Verständnis:
Mit «Gott fürchten» ist nicht gemeint, dass wir Angst vor Gott haben, sondern
dass wir unser ganzes Denken an Gott und seinem Willen ausrichten. Entsprechend
führt Menschenfurcht dazu, sein Handeln am Denken der Menschen auszurichten.
«Fürchtet Gott» drückt also aus, dass Gott allein unser Sein und Tun bestimmen
soll.
Den König sollen wir ehren, nicht aber fürchten.
Ein König mag vielleicht die Macht haben, Menschen für ihre Vergehen
hinzurichten, niemals aber, unsere Gedanken zu beherrschen. Unterordnung
bedeutet, die Stellung des Königs anzuerkennen und ihm entsprechenden Respekt
(Ehre) entgegenzubringen. Und dies tun wir unabhängig davon, ob wir mit seiner
Art zu regieren einverstanden sind. So ehren wir unsere Obrigkeit und sprechen
respektvoll über sie. Doch wir fürchten Gott, der weit über dem König steht.
Unterordnung an gottlose Verfolger
Wie konnte Petrus Unterordnung Nero gegenüber erwarten,
während es Gläubige gab, deren Familienmitglieder wegen der konsequenten Ausübung
des Glaubens hingerichtet worden waren? Wäre nicht Widerstand angebracht? Oder
der Versuch, den Kaiser zu stürzen?
Aus der Geschichte der ersten Jahrhunderte können
wir viel lernen. Ohne Rebellion und physischem Widerstand ging die junge Kirche
durch mehrere unvorstellbar brutale Verfolgungswellen hindurch, bis die
römischen Machthaber irgendwann einsehen mussten, dass sie der schnell
wachsenden Kirche nicht beikommen konnten. Als Folge wurde das Christentum zur
Staatsreligion erklärt. Gottes Reich, welches nicht von dieser Welt ist, wird
am Ende triumphieren – zumindest dann, wenn die Gläubigen mit den entsprechenden
himmlischen Waffen kämpfen.
In einer Demokratie einen politischen Beitrag
leisten zu können, ist ein Privileg. Das Wahrnehmen der entsprechenden
Verantwortung entbindet jedoch nicht davor, der Obrigkeit Respekt entgegenzubringen
– unabhängig davon, ob wir deren Entscheidungen gutheissen.
Unterordnung ist nicht Passivität
Sich der Obrigkeit unterzuordnen ist nicht mit
Passivität zu verwechseln. Die ersten Christen weigerten sich standhaft, den
Kaiser als Gott zu huldigen, brachten ihm aber trotzdem gebührenden Respekt
entgegen – selbst dann, wenn sie für ihre Weigerung hingerichtet wurden.
Frühchristliche Überlieferungen zeigen, wie viele Gläubige der Falle von Hass
und Gewalt, gleichzeitig aber auch derjenigen von Passivismus und Resignation
entkamen. Sie lebten kompromisslos und trotzdem mit Respekt vor der Regierung.
Viele «christliche Rebellen» sagen heute, für die
«böse Obrigkeit» zu beten, wobei ihr überheblicher und verurteilender Tonfall dabei
die Gesinnung eines Beters vermissen lässt. In Zeiten des Widerstands muss das
Gebet aber höchste Priorität geniessen. Wer es schafft, seine Verfolger und
Peiniger zu segnen und gleichzeitig den Weg des Glaubens zu gehen, wird mit
Sicherheit die Aufmerksamkeit von Mitmenschen auf sich ziehen.