Athen: Wahlsieg der Rechten und ...Nationalorthodoxen
Bei den
griechischen Parlamentswahlen am 7. Juli hat die
konservativ/«national-orthodoxe» Nea Dimokratia (ND) eine absolute
Mehrheit errungen. Die abgewählte linke Regierungspartei Syriza (Radikale)
hinterlässt die von ihr eingeleitete volle Religionsfreiheit für die bislang
diskriminierten evangelischen Christen unvollendet.
Kyriakos Mitsotakis
Zwar liess sich Griechenlands neuer Ministerpräsident
Kyriakos Mitsotakis demonstrativ wieder auf die Bibel vereidigen. Sein
linksradikaler Vorgänger, der bekennende Atheist Alexis Tsipras, hatte mit
dieser christlichen Tradition gebrochen. Ihre Wiedereinführung bedeutet aber
ganz und gar nicht, dass seine Regierung allen Christen des Landes Gutes
verspricht. Das gilt nur für die Griechisch-Orthodoxe Kirche. Allen
Andersgläubigen stehen nach dem religiös gleichgültigen und daher auch alle
Glaubensrichtungen gleichbehandelnden Tsipras wieder schlimmere Zeiten bevor.
Landwirtschaftsminister gar kein Freund der Evangelikalen
Die Athener Wahlsieger nennen
sich zwar «Neue Demokratie», umfassen aber auch das rechtsextreme
Lager. Sie haben bei diesem Urnengang die militante Neonazi-Partei «Goldene Morgenröte» voll aufgesogen. Aus diesem Dunstkreis wurde
inzwischen Adonis Georgiadis zum neuen Landwirtschaftsminister bestellt. Aus
seiner politischen Vergangenheit bei der «Orthodoxen Volkserhebung»
(LAOS) ist er kein Unbekannter: In mehreren privaten Fernsehsendungen hatte er
zu Gewaltanwendung gegen Evangelisierungs-Kampagnen und andere missionarische
Einsätze evangelikaler Freikirchen aufgerufen!
Im Agrarressort wird
Evangelikalen-Gegner Georgiadis wenig Schaden anrichten. Das hofft man
wenigstens in den Reihen der griechischen «Evangelischen Allianz».
Allerdings kann er als Kabinettsmitglied den Kurs der Regierung Mitsotakis in
religiösen Angelegenheiten mitbestimmen. Das gilt vor allem für die neue
Unterrichts- und damit auch Kultusministerin Niki Kerameos. Sie hat sich bisher
als Juristin und Strafrechtsexpertin hervorgetan, besonders in Sachen
Gefängnisse. Was ihr im Wahlkampf bei ihren Gegnern den Übernamen «Kerkermeisterin» eingetragen hat.
Orthodoxer Kirche eine Wende
versprochen
Der Orthodoxen Kirche von
Griechenland hat Frau Kerameos jedenfalls bei einem ersten Treffen mit
Bischöfen eine Wende nach der von Tsipras betriebenen Religionspolitik
versprochen. Die soll in erster Linie Artikel 2 der Verfassung betreffen, von
dem die Orthodoxie als «vorherrschende» Religion privilegiert wird.
Gerade noch toleriert werden zusätzlich nur «bekannte» Religionen.
Als solche gelten Judentum, Islam, Katholiken, Lutheraner, Reformierte,
Anglikaner und in ihrem weiteren Verständnis bestenfalls noch Methodisten und
Baptisten.
Reform des Religionsrechts abgeblockt
Evangelikale und besonders
Pfingstchristen sind in Griechenland hingegen «unbekannt» und damit
illegal - mit allen Folgen einer Strafverfolgung für Gottesdienste,
Versammlungen und besonders Aktionen in der Öffentlichkeit.
Dieses Unrecht
wollte die Tsipras mit seiner Syriza-Regierung korrigieren und den Artikel 2 in
Richtung voller Religionsfreiheit für alle abändern. Als Teil einer allgemeinen
Verfassungsreform hatte die Änderung auch schon das alte Parlament passiert.
Die neue Volksvertretung wird den religionsbefreienden Anlauf jedoch gewiss
zurückweisen...
Evangelikales Berufslächeln und versteckter Hass...
Wie tragisch die unter Tsipras
freiere Stimmung bei Griechinnen und Griechen umgeschlagen hat, zeigt der
Artikel eines orthodoxen Pfarrers, der über die viel gelesene Website mit dem
ckarakteristischen Namen Romfaia (Das Schwert) verbreitet wird. Unter dem Titel «Zwei Frauen an meiner Tür» wettert er gegen evangelikale Aktivistinnen,
die Schrifttum für die persönliche Bekehrung zu Jesus verbreiten. Der Autor
wirft der gesamten Reformation vor, dass sie zu Aufsplitterung, religiösem
Individualismus und Irrlehren geführt habe. Das Ganze gipfelt in der
persönlichen Unterstellung, dass die Missionarinnen «hinter ihrem
evangelikalem Berufslächeln nichts als Hass gegen alle Andersgläubigen
versteckten.»