Gedankenlos übernahmen christliche Länder die Sklaverei früherer Zeiten und machten sich schuldig. Schliesslich waren es jedoch biblische Einflüsse, welche ein Verbot der Sklaverei ins Rollen brachten: Ein Novum in der Menschheitsgeschichte.
Sklaverei
gab es seit Urzeiten und zwar auf jedem Kontinent. «Sämtliche antiken
Hochkulturen kannten die Sklaverei», schreibt planet-wissen.de. Versklavt
wurden Kriegsgefangene, Verbrecher und Verschuldete. Das erschien besser, als
sie umzubringen.
Im
Altertum verstanden sich die Menschen als klar definierten Teil eines Volkes
sowie einer Familie, und hielten den vorgegebenen Platz für unabänderlich. Das
Christentum hinterfragte diese Struktur erstmalig (siehe Larry Siedentop, «Inventing the Individual», S. 51ff, Harvard University Press). Die Kirche
wurde anfangs von ihren Gegnern dafür verspottet, dass sich ihr nur Menschen
niedrigen Standes anschlössen.
Dieser
soziale Aspekt des christlichen Glaubens ging aber leider später bei der
anfangs oberflächlichen Christianisierung Europas grossenteils verloren.
Deshalb wurde die Sklaverei des früheren Heidentums einfach kritiklos
übernommen. Die Idee, sie könnte falsch sein, existierte noch gar nicht.
Mittelalter:
Wert des Menschen
Ausgerechnet
im vermeintlich dunklen Mittelalter wurde aber entdeckt, dass der Mensch nicht
nur als Teil einer Gesellschaft, sondern auch als Individuum einen Wert hat. In
der sogenannte «gregorianischen Reform» zwang die katholische Kirche die
Feudalherren, all ihren Untertanen Mindestrechte zu gewähren. Schon hier wurde
lange vor der Aufklärung die Grundlage für den modernen Individualismus gelegt.
Fortan gab es in Europa nicht mehr Sklaven, sondern Leibeigene, deren
Grundrechte von der Kirche geschützt wurden (siehe Larry Siedentop, «Inventing the Individual», S. 165ff.).
Doch
leider wurde diese Erkenntnis nur innerhalb Europas angewandt. Als sich dem
Westen später die Gelegenheit bot, schreckte er deshalb nicht zurück, in die weltweite Sklaverei
einzusteigen. Nicht einmal die Aufklärer erkannten diesen Widerspruch.
Menschenrechte
aus der Bibel abgeleitet
Kurt Beutler
Reine
Profitgier war es, welche die europäischen Länder dazu führte, die Gesetze für
die Grundrechte aller Menschen, welche sie zuhause anwandten, auf anderen
Kontinenten zu vergessen. Allerdings leitete der englische Arzt John Locke
schon im 17. Jahrhundert drei grundlegende Menschenrechte aus der Bibel ab. Wenn
jeder Mensch ein Recht auf Leben, auf Besitz und auf Meinungsfreiheit hat,
dann kann es keine Sklaven mehr geben. Der von Locke beeinflusste Baptist Roger
Williams gründete denn folgerichtig in Rhode Island den ersten Staat der
Weltgeschichte, der das Verbot der Sklaverei gesetzlich verankerte, und zwar
bereits 1652 mit
ausdrücklich biblischer Begründung.
Es dauerte danach noch 150 Jahre, bis der Sklavenhandel 1807 im
gesamten britischen Kolonialreich verboten wurde.
Dieser
Schritt war hauptsächlich der «Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei»(«The Society for Effecting the Abolition of Slavery») zu verdanken, welche 1787 von zwölf
christlich motivierten Männern in London gegründet worden war. Die Engländer
setzten sich in der Folge für ein weltweites Verbot der Sklaverei ein. Sie
fingen sogar Sklavenschiffe anderer Länder ab und brachten sie zurück nach
Afrika.
Ehre
und Rechte für Sklaven
Nicht
Christen haben also die Sklaverei erfunden, wohl aber abgeschafft, und das hat
mit der Bibel zu tun (eine zentrale Rolle spielte die biblische Lehre, der Mensch sei im Bilde
Gottes geschaffen und könne daher kein Sklave sein),
welche immer wieder betont, dass Gott das Schreien der Sklaven höre, wenn sie
ungerecht behandelt werden, so wie es einst in Ägypten geschehen war.
Zwar
verbietet die Bibel Sklaverei nicht ausdrücklich, gab aber bereits zur Zeit
von Mose ungewöhnliche Rechte. So waren Menschenraub und Verkauf eines Menschen bei
Todesstrafe untersagt (2. Mose Kapitel 21, Vers 16). Sabbatruhe musste ihnen gegönnt werden,
sowie ein Platz in der Synagoge. Wer einen Sklaven misshandelte, musste ihn
dafür frei lassen (2. Mose Kapitel 21, Vers 26). Ein davongelaufener Sklave durfte nicht
zurückgeschickt, sondern musste geschützt werden. Gehörte er zum eigenen Volk,
so musste er nach sechs Jahren mit Startgeld in ein neues Leben frei gelassen
werden. Das Wort «Ebed» in der hebräischen Sprache bedeutet übrigens sowohl «Diener»
als auch «Sklave».
Aber
mehr als das. Die Bibel ehrt niemand so sehr wie Sklaven. Ausgerechnet der
Sklave Josef wird schon im ersten Teil der Thora als Retter der ganzen
damaligen Welt und damit grössten Helden gefeiert. Ausgerechnet das Sklavenvolk
Israel wird von Gott vor allen anderen Nationen erwählt, mehrmals befreit und
sein Name quer über die ganze Menschheitsgeschichte geschrieben. Der Messias
selber macht sich zum Sklaven seiner Jünger, indem er ihnen die Füsse wäscht
und sich für sie opfert. Und seine Sympathien liegen eindeutig bei den
Benachteiligten, Armen und Versklavten. Auch die Apostel nannten sich mit
Begeisterung «Sklaven Jesu Christi».
Heute
ist die Sklaverei dank der Bibel weltweit verboten. Es gibt sie aber doch in vielerlei Form.
Das wirkliche Problem liegt im egoistischen, profitgierigen Herzen der
Menschen.