Adi Furrer im Talk

Jüdischer Zugang zur Bibel

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Adi Furrer auf den Golanhöhen (Bild: Livenet)
Im Livenet-Talk spricht Adi Furrer über das erfolgreich angelaufene Projekt BlessNations Experience und den Gewinn, dabei auf jüdische Methoden des Bibelstudiums zurückzugreifen.

«Seit Jahren hatten wir als Team den Gedanken bewegt, jüngere Menschen – aber auch ältere – nach Israel zu nehmen und mit ihnen drei Monate dort zu sein.» In den ersten zwei Monaten soll die Bibel, das Judentum und der Islam studiert und im dritten Monat ein Outreach gemacht werden. Im Sommer 2022 wurde die BlessNations Experience erstmalig durchgeführt. Adi ist sichtlich begeistert vom Resultat. 26 Personen waren dabei.

Die jüdischen Wurzeln des Christentums

Adi Furrer bedauert, wie stark westliche Christen die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens verloren haben und gibt hierzu ein konkretes Beispiel: «Im griechischen Denken gehen wir davon aus, dass ich zuerst etwas verstehen muss, um es dann zu tun. Das Judentum hat einen anderen Ansatz. Es sagt, dass wir es im Tun vielleicht verstehen werden.» Im Talk erklärt Adi ausführlich, wie Juden und Christen unterschiedlich an biblische Gebote herangehen. Der jüdische Ansatz inspiriert ihn, letztlich sei es entspannend, Gottes Geboten gegenüber treu sein zu können, ohne den Sinn dahinter immer verstehen zu müssen.

«Wir fragen immer: Was bist du? Bist du evangelikal? Bist du post-evangelikal? Oder bist du historisch-kritisch?» Westliche Theologen betonen sich selbst, ihren Hintergrund und ihre Ausrichtung, sehr stark. Bei Juden hat der Theologe weniger Bedeutung. Sie halten die Bibel als Gottes Wort hoch und sind gegenüber anderen Meinungen und Bibelverständnissen grosszügiger.

Das Gespräch als Methode des Bibelstudiums

«Warum hat sich Josef während 20 Jahren in Ägypten nie bei seinem Vater gemeldet?», stellt Adi eine Frage in den Raum. Als hochangesehener Mann im Hause Potifars und vor allem später als rechte Hand des Pharaos hätte er bestimmt die Möglichkeit dazu gehabt. In jüdischen Schulen sei es nicht so, dass ein Rabbi über eine mögliche Antwort auf diese Frage referiert. Stattdessen geben die anwesenden Personen ihre Meinung in die Gruppe, welche dann darüber diskutiert und auf diese Weise tiefer in die Geschichte eintaucht.

«Solche Dinge inspirieren mich sehr», sagt Adi über diese Art des Studierens und bedauert, dass westliche Christen einen starken Bruch zur jüdischen Art gemacht haben. «Sie sind offener, sich von anderen Sichtweisen challengen zu lassen – ohne mit ihrer Meinung rechthaben zu müssen. Gleichzeitig stellen sie die Wahrheit von Gottes Wort nie in Frage.» Bei Juden gehe es beim Studium nicht darum, einen Abschluss zu machen oder einen Titel zu erwerben, sondern das Wort zu verstehen. Das Lernen geschehe in Gemeinschaft, im Gespräch miteinander.

Niemand soll sich drücken können

«In unserem Gottesdienst kannst du hineinsitzen und wenn gleichzeitig gerade ein Fussballmatch läuft, kannst du diesen auf deinem Handy noch etwas verfolgen.» So kann sich jemand problemlos innerlich ausklinken. Genauso ist es bei unserem Ausbildungssystem. Da kommt eine Klasse zusammen und ein Lehrer präsentiert in einem Vortrag sein Wissen, wobei die Zuhörenden mehr oder weniger bei der Sache sind. «Im jüdischen System kannst du dich nicht drücken. Sie kommen zusammen, setzen sich zu zweit an einen Tisch und diskutieren konkrete Fragen.»

Weitere Informationen zur BlessNation Experience finden sich auf der Website.

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Sehen Sie sich hier den gesamten Livenet-Talk an:

Zum Thema:
Talk mit Assaf Zeevi: «Um zu glauben, musst du nicht in Israel gewesen sein, aber…»
Jüdisch = gesetzlich?: Warum die Juden gar nicht so gesetzlich sind wie ihr Image
Ein Jude, der Jesus liebt: «Das Vaterunser kann Juden und Christen näher zusammenbringen»

Datum: 10.12.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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