Dass der Papst Bibellesen empfiehlt, ist irgendwie logisch. Doch die Worte, die er für dieses Buch findet sind ungewöhnlich. So «gefährlich, als würde man Handgranaten horten», ein «Buch wie Feuer», «kostbarster Schatz». Was ist dran an dieser Leidenschaft für ein Buch?
Papst Franziskus
Von einem Kirchenoberhaupt erwartet man, dass er die Bibel gut findet. Aber so begeistert wie Papst Franziskus dieses Buch anpreist, scheint es mehr für ihn zu sein, als ein blosses Arbeitsgerät.
Für die neue «Youcat»-Jugendbibel (erscheint am 21.Oktober), hat er ein persönliches Vorwort geschrieben, das es in sich sich hat...
Ein kostbarer und gefährlicher Schatz
«Youcat»-Jugendbibel
«Liebe junge Freunde», beginnt der Papst sein Vorwort und erzählt dann, wie wertvoll ihm das Buch der Bücher ist: «Ich liebe meine alte Bibel, die mich mein halbes Leben lang begleitet hat. Sie hat meinen Jubel gesehen und sie wurde von meinen Tränen benetzt. Sie ist mein kostbarster Schatz. Ich lebe aus ihr. Für nichts in der Welt würde ich sie hergeben.»
Dann erinnert er daran, dass viele nur deshalb verfolgt werden, weil sie eine Bibel besitzen. Und sagt dazu: «Die Bibel ist also ein äusserst gefährliches Buch. So gefährlich, dass man in manchen Ländern so behandelt wird, als würde man Handgranaten im Kleiderschrank horten.»
Mehr als Literatur
«Was haltet ihr also in Händen?», fragt Franziskus. «Ein Stück Literatur? Ein paar schöne alte Geschichten? Dann müsste man den vielen Christen, die sich für die Bibel einsperren und foltern liessen, sagen: 'Wie dumm wart ihr, es ist doch bloss ein Stück Literatur!' Nein, durch das Wort Gottes ist das Licht in die Welt gekommen. Und es wird nie wieder verlöschen. Wir tappen nicht in der Finsternis und müssen nicht darauf warten, dass Gott sein Wort an uns richtet, denn Gott hat gesprochen, er ist nicht mehr der grosse Unbekannte, sondern er hat sich gezeigt.» Die Bibel ist etwas Göttliches, sagt er: «Ein Buch wie Feuer! Ein Buch, durch das Gott spricht.»
Wie man die Bibel liest und Gott sprechen hört
Nur wer darin liest, «wird eine gewaltige Erfahrung machen!», ermutigt der Papst und gibt die Gebrauchsanweisung für das Buch gleich mit:
«Lest mit Aufmerksamkeit! Bleibt nicht an der Oberfläche wie bei einem Comic! Das Wort Gottes niemals bloss überfliegen! Fragt euch: 'Was sagt das meinem Herzen? Spricht Gott durch diese Worte zu mir? Berührt er mich in der Tiefe meiner Sehnsucht? Was muss ich tun?' Nur auf diese Weise kann das Wort Gottes Kraft entfalten. Nur so kann sich unser Leben ändern, kann gross und schön werden.»
Genau so macht es auch der Papst selbst: «Ich will euch sagen, wie ich in meiner alten Bibel lese! Oft nehme ich sie her, lese ein bisschen darin, dann lege ich sie weg und lasse mich vom Herrn betrachten. Nicht ich betrachte den Herrn, sondern er betrachtet mich. Er ist ja da. Ich lasse mich von ihm anblicken. Und ich spüre – das ist keine Sentimentalität –, ich spüre zutiefst die Dinge, die der Herr mir sagt.»
Wenn man Gott nicht sprechen hört
Natürlich ist es nicht immer so leicht, Gott reden zu hören. Das passiert sogar dem Papst: «Manchmal spricht er (Gott) auch nicht. Ich fühle dann nichts, nur Leere, Leere, Leere … Aber ich bleibe geduldig da, und so warte ich. Lese und bete. Bete im Sitzen, denn es tut mir weh niederzuknien. Manchmal schlafe ich beim Gebet sogar ein. Aber das macht nichts. Ich bin wie ein Sohn beim Vater, und das ist wichtig.»
Wer es jetzt selbst mal ausprobieren möchte, in der Bibel zu lesen, dem empfehlen wir, mit dem Johannes-Evangelium anzufangen. Es erzählt die Geschichte von Jesus.