Habib (Name geändert) hat sich für einen dreitägigen christlichen Glaubenskurs in Arabisch angemeldet. Er schildert nachstehend seine Lebensgeschichte und wie er Christ geworden ist.
«Ich bin in Kurdistan aufgewachsen und führte einen Kiosk. Eines Tages kamen die Extremisten und verbrannten mein Geschäft. Sie drohten, mich umzubringen, weil ich gottlose Hefte verkauft hätte. Dabei bin ich ja Analphabet! So musste ich fliehen. Die Reise war ein Horror. In Griechenland wurde ich schrecklich misshandelt. 36 Personen wurden in einen einzigen Raum ohne sanitäre Anlagen gesteckt. Es schien mir unmöglich, dass jemand das überleben könnte.
In Italien wurde ich von meinen eigenen Landsleuten übers Ohr gehauen, von denen ich doch Hilfe erwartete. Sie nahmen mein letztes Geld und versprachen, Essen zu kaufen. Aber sie kamen nicht wieder zurück. Als ich meine Mutter anrief, sagte sie, mein Vater sei ermordet worden, und man habe auf seinem Körper einen Karton mit dem Wort ‚Verräter‘ gefunden. Ich bat sie, mir sofort Geld zu schicken, sonst werde sie mich auch noch verlieren. Leider ist meine Mutter durch alle diese Probleme schwer herzkrank geworden.
Mit dem Geld kam ich in die Schweiz. Ich hatte fürchterliche Angst vor der Polizei. Aber sie brachten mich zu einem richtigen Heim, für mich schon fast ein Palast. Sie holten mir sogar mitten in der Nacht zu Essen und einen Arzt! Ich weinte vor Freude. Nach allem, was ich auf meiner Reise erlebt hatte, fühlte ich, dass in der Schweiz die besten Menschen der Welt wohnen. Doch ich wurde sehr krank und verlor alle Kraft zum Leben. Ich war ja schuld am Tod meines Vaters! Zudem wollte die Schweiz mich nach Griechenland zurückschicken. Ich sagte: ‚Lieber sterbe ich. Die Griechen sind keine Menschen!‘ Die griechische Polizei ist nicht wie die schweizerische! Wer das meint, ist in einem grossen Irrtum. Aber wer es erlebt hat, kennt die Wahrheit.
Eine Familie gefunden
Die einzige Hoffnung gab mir meine grosse ‚Schwester‘. Das ist eine Schweizerin, die in einer Kirche für uns kocht. Ich konnte zwar nicht mit ihr sprechen, spürte aber ihre reine Liebe zu uns allen. Sie betete immer für uns. Und sie brachte mich zu einem Pastor, der Arabisch spricht. Dieser wurde mein grosser ‚Bruder‘. Er brachte mich zu einem Arzt. Dieser notierte die Verletzungen durch die griechische Polizei - die Striemen liessen meinen Rücken und meine Beine noch immer schmerzen - und sandte einen Bericht nach Bern. Nach langer Zeit erhielt ich Bericht, dass ich nicht nach Griechenland zurückkehren muss.
Nun besuche ich die arabische Kirche. Vorher ging ich schon in schweizerdeutsche Kirchen, aber dort verstand ich nicht, was die Leute sagten. Ich erzählte meiner Mutter, dass ich einen grossen ‚Bruder‘ und eine grosse ‚Schwester‘ in der Schweiz gefunden habe. Sie freute sich riesig und weinte am Telefon. Aber dann sagte ich ihr, dass sie Christen seien. Sie sagte, das sei egal. Deshalb fragte ich sie, ob sie mir erlauben würde, Christ zu werden. Sie antwortete: ‚Es waren Muslime, die deinen Vater umbrachten. Aber sei vorsichtig, lass es niemand wissen!‘
Wegen meiner dauernden Schmerzen am ganzen Körper war ich so oft beim Arzt, bis dieser mich wegschickte. Er könne mir auch nicht helfen, sagte er. In der Kirche wurde oft für mich gebetet. Aber es half nichts. Doch eines Nachts träumte ich, dass mein grosser ‚Bruder‘ und ein anderer Freund im Namen Jesu für mich beteten. Am Morgen war ich gesund. Alles war weg!
Es ist schrecklich, mit dem Wissen zu leben, dass ich am Tod meines Vaters schuld bin. Doch nun weiss ich, dass Jesus meine Schuld weggenommen hat. Das ist es, was meinem Leben wieder Licht gegeben hat.»