Depression

Wenn es schwerfällt, zur Schwäche zu stehen

Die Betroffenheit ist gross. Ein 32-jähriger Spitzensportler, noch dazu der Torwart der deutschen Fussball-Nationalelf, wirft sich vor einen Zug, um seinem Leben ein Ende zu machen. Ein sportliches Ausnahmetalent, für viele ein vorbildliches Teammitglied, ein junger Ehemann und Vater und dann der Selbstmord - das will so gar nicht zusammenpassen. Kollegen, Freunde und Öffentlichkeit zeigen sich fassungslos. Die wenigsten wussten, dass Robert Enke viele Jahre an Depressionen litt.

Hinter einer Fassade von Aufgabenerfüllung, ja sogar grossem Erfolg kann sich so viel Leid und Verzweiflung verbergen! Es zeigt, wie wenig wir manchmal von unseren nächsten Mitmenschen wissen, was sie tief im Innern beschäftigt, bedrückt oder sogar verzweifeln lässt.

Keiner will wertlos sein

Wir leben in einer Gesellschaft, die diejenigen an den Rand drängt, die nicht einwandfrei funktionieren und die gewünschte Leistung bringen. Kranke und arbeitslose Menschen erleben sich als «wertlos». So schieben wir Schwächen schnell zur Seite. Umso hilfloser sind wir dann, wenn sie uns dann doch einholen, bei anderen wie bei uns. In diesem Klima braucht es einen denkbar grossen Mut Schwäche einzugestehen. Und die Umgebung ist gefordert darauf mit Verständnis und Respekt reagieren, statt mit Herablassung. Von denen die damit konfrontiert werden, verlangt es echtes Verständnis und Respekt ab.

Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, der weiss, dass es kaum jemanden gibt, der nicht mit handfesten Problemen zu kämpfen hat. Das Leben ist voller Herausforderungen, die uns an Grenzen bringen: Arbeitslosigkeit und Existenzsorgen, belastende oder zerbrochene Beziehungen, der Verlust nahestehender Menschen, folgenreiche Unfälle bis hin zu Ängsten, Problemen mit sich selbst, Süchten und Krankheiten, die das Leben belasten. In Deutschland schätzt man allein die Zahl der Menschen, die an Depressionen leiden, auf vier Millionen, und deren engste Umgebung leidet mit.

Auch noch selbst schuld

Bei Depressionen kommt neben der Krankheit noch etwas anderes hinzu: Der Betroffene leidet nicht nur, sondern spricht sich in der Regel auch selbst schuldig. Er nimmt seinen Zustand nicht als Krankheit wahr, sondern zumeist als Versagen. Zu diesen Schuldgefühlen gesellen sich Verzweiflung, Einsamkeit und das Gefühl, dass die Umwelt die eigene innere Not nicht nachempfinden kann.

Was wissen wir schon?

An dieser Stelle sollten wir nachdenklich werden, wie wir über andere Menschen denken und reden. Wir erleben andere und fällen oft schnell ein Urteil. Dabei können wir nicht ermessen, wo ein Mensch wirklich steht, was er durchmacht und wie sein Inneres aussieht. Damit soll nicht alles und jeder entschuldigt werden. Wir sollten uns aber Einschätzungen oder gar Urteilen über andere abgewöhnen. Denn: Was wissen wir schon über den anderen?

Bevor David der grosse König Israels wurde, war er viele Jahre auf der Flucht. Er erlebte in dieser Zeit, wie Gott ihm in grösster Not begegnete. Er sagte folgendes: «Voll Zuversicht hoffte ich auf den Herrn, und er wandte sich mir zu und hörte meinen Hilfeschrei. Ich war in eine verzweifelte Lage geraten - wie jemand, der bis zum Hals in einer Grube voll Schlamm und Kot steckt! Aber er hat mich herausgezogen und auf festen Boden gestellt. Jetzt haben meine Füsse wieder sicheren Halt.» (Die Bibel, Psalm 40, Verse 2-3)

Link zum Thema: Mehr über den erfahren, der König David aus dem Schlamm zog 


Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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