«Im Frühsommer erwarten wir unser erstes Kind. Wir freuen uns darauf, denn wir haben uns beide eine Familie gewünscht. Bald ziehen wir in eine grössere Wohnung in kinderfreundlicher Umgebung. Doch es fällt mir schwer, aus der freundlichen Nachbarschaft hier wegzuziehen. Eigentlich müsste ich doch dankbar sein, denn wir haben für eine solche Wohnung gebetet. Stattdessen plagen mich jetzt oft Sorgen: Packe ich das alles? Und dann kann ich mich auf mein Kind gar nicht mehr so richtig freuen. Am liebsten würde ich bleiben, wo ich bin.»
Sie stehen vor grossen Veränderungen: Aus ihrer ehelichen Zweierschaft wird eine Familie und zugleich verlassen Sie eine vertraute Umgebung. Sie freuen sich auf den Familienzuwachs; zugleich bedeutet es aber auch, Abschied zu nehmen und unbekanntes Terrain zu betreten.
Veränderungen gehören zum Leben
Entstehen und Vergehen gehören zu Gottes Schöpfung. Eindrücklich bringen das Worte im Buch Prediger in der Bibel zum Ausdruck: Es hat alles seine Zeit (Prediger, Kapitel 3, Vers 1ff.). So gerne wir manchen Veränderungen auch ausweichen möchten, es geht nicht! Unser Leben wird begleitet von vielen kleinen Abschieden. Einerseits kommen Veränderungen durch den Lauf der Zeit von aussen auf uns zu. So ziehen liebe Freunde an einen anderen Ort; neue Mitarbeiter verändern den gewohnten Gang der Dinge; die Arbeit, die ich bisher gemacht habe, soll jemand anderer übernehmen. Andererseits sind wir immer wieder herausgefordert, aktiv Veränderungen unserer Lebensumstände vorzunehmen, wie das bei Ihnen der Fall ist.
Wer loslassen kann, lebt intensiver
Loslassen und Veränderungen wagen, das ist eine Lebensaufgabe, in die Gott uns hineinstellt. Wir können und sollen nicht in der Vergangenheit leben, sondern unser Leben entwickelt sich. Es ist wichtig, dass wir lernen, Vertrautes loszulassen. Manche Menschen verharren in Situationen oder halten an Zielen fest, obwohl diese schon lange nur noch Verluste bringen. Oder sie klammern sich an Dinge, die sie faktisch schon lange loslassen mussten. Ein solches Festhalten im Herzen blockiert und bindet kreative Kräfte, sodass wir uns nicht auf die neuen Möglichkeiten einlassen können, die uns heute begegnen.
Hilfen für den Weg nach vorne
Loslassen heisst, sich von Vertrautem zu trennen, obwohl das Neue, auf das Sie zugehen, noch kaum greifbar ist. Solche „Übergangszeiten“ können und mit Unsicherheit und Angst erfüllen. Doch bedenken Sie: Sie sind nicht allein! Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit (Die Bibel, Hebräer, Kapitel 13, Vers 8). Wo auch immer Sie hinkommen – er ist schon da und erwartet Sie mit Freude!
Lassen Sie dieses Wort der feste Boden unter Ihren Füssen sein. Was würde es uns helfen, wenn wir genau wüssten, was eine neue Lebensphase genau bringt? Wichtiger als solches Wissen ist die Gewissheit, einen Beistand zu haben: So wie wir uns drauf verlassen dürfen, dass auf einen kalten Winter wieder ein blühender Frühling folgt, so gewiss hilft Jesus Christus Ihnen auch, sich in den neuen Umständen zurechtzufinden.
Dennoch dürfen Sie auch traurig und irritiert sein. Akzeptieren Sie Ihre gegenwärtige Unsicherheit, doch überlassen Sie sich ihr nicht ganz. Grübeln Sie nicht nur über die Kosten der Veränderung nach, sondern überlegen Sie: Welche positiven Seiten können die Veränderung haben? Was könnte mich emotional unterstützen oder mir die Übergangszeit erleichtern?
Ermutigen Sie sich selber! Tun Sie Dinge, die Ihnen gut tun: Mit Freunden reden, sich bewegen, aufbauende Musik hören, ein schönes Buch lesen. Und vor allem: Verweigern Sie sich dem Schwarzmalen. Geben Sie Gott mit „Handschlag“ die Zusage, dass Sie negatives Gedankenkreisen abstoppen wollen.
Veränderungen meistern
Untersuchungen zeigen, dass für die Bewältigung einer Krisensituation entscheidend ist, wie ein betroffener Mensch gelernt hat oder noch lernt, solche Krisen zu überwinden, sie als Chancen zu nutzen und sich an die neue Situation konstruktiv anzupassen. Die Art der Krise oder ihre Ursache fallen dabei weniger ins Gewicht. Befragt man Menschen, was ihnen in Krisenzeiten geholfen hat, werden immer wieder ähnliche Bewältigungsmuster berichtet.
Die körperlichen und seelischen Reaktionen in Krisenzeiten sind mit Stressreaktionen vergleichbar. Deshalb gehören zu den wichtigsten Strategien: Entspannungsaktivitäten, die die Anspannung mindern und zumindest zeitweise zu einer Gefühlsberuhigung führen; das innere Selbstgespräch bewusst steuern und positiv beeinflussen; auf die Situation aktiv Einfluss nehmen lernen; hinter der Krisensituation einen tieferen Sinnzusammenhang entdecken. Eine lebendige Beziehung zu Jesus vermag alle drei Dimensionen positiv zu beeinflussen.
Autorin: Monika Riwar ist Theologin und therapeutische Seelsorgerin. Sie lebt und arbeitet in der Schweiz ( www.bcb-schweiz.ch .
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