Neid auf andere – so etwas kennt wohl jeder. Aber darüber reden mag man nicht so gern. Denn Neid hat etwas mit inneren Defiziten zu tun. Der Neider fühlt sich unterlegen. Und wer will das schon zugeben?
Nur selten äussern wir uns ehrlich zu Neidgefühlen. Stattdessen nehmen wir eine Haltung der Konkurrenz und der Ablehnung denen gegenüber ein, die wir beneiden, oder wir suchen bewusst ihre Nähe und Freundschaft. Denn auf diese Weise könnten wir ein bisschen Anteil bekommen an den Dingen oder Eigenschaften, um die wir sie beneiden.
Neid kann sich an vielem entzünden. Wir beneiden jemanden um seine berufliche Stellung, sein Aussehen, seinen Besitz, seine Herkunft und Familie, seine Fähigkeiten oder Eigenschaften, vielleicht auch um die Freunde, die wir selbst gerne hätten. Neid richtet sich zwar auf andere, aber er hat viel mit dem zu tun, wie Sie sich selbst sehen.
Neid ist zerstörerisch
Auch wenn neidische Gefühle alltäglich und sehr verbreitet sind, sind sie dennoch zerstörerisch: Sie bohren im Neider und können in Beziehungen eine destruktive Kraft entfalten. Denn Neid verbindet sich zumeist mit Missgunst und führt zu Anfeindungen. Anstatt sich mit sich selbst und seiner Unzufriedenheit zu befassen, lenkt man seine Gedanken auf die anderen, die man beneidet.
Mit Neid verbinden sich zudem oft negative Urteile. Man denkt, dass das Objekt meiner Begierde dem anderen nicht zusteht. Neider sprechen die Welt gerne schuldig, weil sie ungerecht ist, und tatsächlich geht es nicht immer gerecht zu.
Medien können Neid verstärken
In unserer Medien-Bilderwelt sehen wir andauernd Menschen, deren Leben so viel schöner zu sein scheint als das eigene: Stars und die Schönen und Erfolgreichen. Aber tut es Ihnen wirklich gut, wenn Sie stundenlang solche Reportagen lesen oder sich derartige Serien anschauen? Wenn Sie damit nur Ihre eigene Unzufriedenheit oder Ihren Neid füttern, lassen Sie es lieber sein. Sie tun sich damit einen Gefallen!
Neid lenkt von einem selber ab
Wer neidisch ist, ist nicht bei sich. Seine Gefühle und Gedanken sind bei dem anderen. Der neidische Blick auf andere macht es damit schwer, mit sich selbst in Kontakt zu kommen. So gesehen kann Neid auch eine Flucht vor sich selbst sein.
Wer dem andern etwas missgönnt, der kommt ganz offenbar nicht zurecht mit seiner eigenen Situation und mit dem, was er hat und ist. Deswegen ist es gut, sich einmal Zeit zu nehmen, um das eigene Leben zu bilanzieren. Was ist gut? Was nicht? Wo sind Stärken, wo Schwächen? Was wurde erreicht? Wo gibt es Wünsche, die unerfüllt geblieben sind?
Bleiben Sie nicht beim Neid
Gestehen Sie sich ein, dass Sie neidisch sind. Beschönigen Sie es nicht, aber Sie brauchen sich dafür auch nicht zu verurteilen.
Gehen Sie dem nach, was Ihren Neid nährt: Wo empfinden Sie Defizite in Ihrem Leben? Sind Sie in der Lage, diesen Mangel bei sich zu bejahen, oder wollen Sie weiter mit Neid darauf reagieren? Ist vielleicht angesagt, dass Sie etwas in Ihrem Leben ändern, um zufriedener zu werden?
Sie brauchen einen eigenen festen Standpunkt. Sonst bleiben Sie ein Opfer Ihres Neids und Ihrer Unzufriedenheit. Machen Sie sich klar, was Ihnen wirklich wichtig ist und was Sie gerne erreichen wollen. Dann wird es Ihnen auch leichter fallen, den Blick vom anderen zu nehmen und bei sich selbst zu bleiben – in Dankbarkeit.
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