Das Leben gibt uns viele Rätsel auf. Einige machen Spass und wir können sie leicht lösen, an anderen beissen wir uns ein Leben lang die Zähne aus. Oft sind uns andere Menschen ein Rätsel – manchmal sind wir uns auch selbst ein Rätsel.
Viele meiner Bekannten wissen, dass ich sehr gerne Rätsel löse. Zur Zeit sind es Nonogramme. Was reizt mich denn so beim Rätsellösen? Das Wort sagt es bereits: Ich will die Lösung finden – und das am liebsten möglichst schnell! Dabei kann ich mich völlig vergessen und entspannen. Das hat eine gute und eine schlechte Seite, wie so vieles im Leben.
Die gute Seite ist: Ich kann völlig abschalten, weil ich dabei unmöglich noch an andere Sachen oder Probleme denken kann. Beim Nonogramm braucht es ein Zusammenspiel von Kombinations- und Beobachtungsgabe. Wer das Rätsel knackt, bekommt als Belohnung ein schönes Bild. Aber eine kleine Unaufmerksamkeit, und das Bild ist futsch.
Viele von uns haben oder hatten eine klare Vorstellung, wie ihr Leben aussehen sollte. Dann holt uns nicht selten der Alltag, eine Krankheit oder Geldnot ein und durchkreuzt unsere schönen Pläne und wir begraben vorschnell unsere farbigen Lebensträume. Wir sind enttäuscht über andere, über uns selber oder über Gott... «der eignen Rätsel müd», wie es in dem Kirchenlied «Weil Gott in tiefster Nacht erschienen» heisst. Und nun?
Mein Leben – ein Rätsel?
Wer das Nonogramm knackt, bekommt als Belohnung ein schönes Bild, hier ein rosa Kamel.
Wir brauchen nicht einfach aufzugeben und zu resignieren, sondern wir haben die Möglichkeit, unser «Wunschbild» mit Gott zu besprechen. Denn Gott hat ein gutes Bild für unser Leben bereit. Nicht immer packen wir es auf Anhieb. Manchmal machen wir es kaputt durch Ungeduld, Fehler, Lieblosigkeit und es ist nur noch schwer zu erkennen, wie Gott mich und meine Lebensumstände eigentlich gemeint hat. Wenn Jesus unsere eigenen Lebensrätsel durchkreuzt, dann geht das Bild nicht kaputt – im Gegenteil: Es wird immer klarer, farbiger, es wird ein Ganzes.
Zurück zu den Nonogrammen. Die schlechte Seite war: Ich verbrauchte (zu) viel Zeit damit. Vor einiger Zeit beschloss ich deshalb, meine spannenden Rätsel mal für zwei Wochen wegzulassen, damit sie nicht zur Sucht würden. Also hatte ich plötzlich freie Zeit und war gespannt, wie ich sie ausfüllen könnte. Danach schaute ich erstaunt zurück: Ich hatte kein einziges Nonogramm gelöst, dafür wieder begonnen, mehr zu walken und zu beten, mich ab und zu ans Klavier gewagt (nur wenn keiner sonst daheim war!). Ich bekam neue Mal-Ideen, las mehr Bücher und fand die Freizeit ganz neu spannend. Die «Fastenzeit» hatte sich für mich gelohnt.
Ein Traum von einem Bild
Ob es auch gut tun würde, unsere Lebensrätsel und -fragen für eine Zeit auf die Seite zu schieben, sie Gott zu überlassen und statt dessen getrost etwas Anderes, Neues anzupacken? Die Freude und die Dankbarkeit neu einzuladen in unser Leben.
Vielleicht bekommen wir von Gott eine neue Sicht und Freiheit, wie unser Leben aussehen könnte, was unseren Alltag wirklich bereichern könnte, denn, wie es in der dritten Strophe des oben erwähnten Kirchenliedes heisst, «Er sieht dein Leben unverhüllt, zeigt dir zugleich dein neues Bild...».
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