Lebensqualität

Arm und doch reich – geht das?

Zufriedenheit ist wichtiger als Wohlstand. Das heisst, wahrer Luxus ist, auf Dinge verzichten zu können. Berater Attilio Cibien erklärt, weshalb.Attilio Cibien, was macht das Geld mit uns?
Attilio Cibien: Geld besitzen wir in der Regel nie genug. Es verleiht uns eine vermeintliche Sicherheit und weckt in uns den Wunsch nach immer mehr. Um diesen «Segen» zu vervielfachen, arbeiten wir und tun fast alles dafür. Doch es ist gefährlich, sich ausschliesslich um das Vermehren zu kümmern. Entscheidend ist die Frage: Dient das Geld mir oder diene ich dem Geld?

Kann man auch innerlich reich sein?
Viele, die es materiell zu etwas gebracht haben, entdecken überrascht, dass sie nicht glücklicher geworden sind. Geldsorgen plagen nach wie vor.

«Genug» ist noch nicht genug. Finanz- und Wirtschaftkrisen werden von Geldgier und Spekulation ausgelöst. Ein hoher Lebensstandard kann daher das Gegenteil von guter Lebensqualität und Zufriedenheit sein.Denn Zufriedenheit ist wichtiger fürs Wohlbefinden als Wohlstand. Wahrer Luxus ist, auch mit wenig zufrieden sein zu können.

Können Reiche auch innerlich reich sein?
Selbstverständlich; sie müssen sich bewusst werden, wer wem dient. Beherrscht sie ihr Reichtum oder sind sie in der Lage, damit verantwortlich und nachhaltig umzugehen und somit Zufriedenheit zu erleben?

Kann man äusserlich arm und doch innerlich reich sein? Wie wird man das?
Ich erlebe immer wieder, dass Mitmenschen, die materiell nicht so viel besitzen innerlich reicher sind. Sie haben das stilvolle Verarmen bereits gelernt. Zeit ist für mich ein viel grösseres Gut als Geld. Wenn ich es schaffe aus dem Hamsterrad des «Immermehr-Wollens» auszusteigen, setzt das Zeit frei und Stress wird abgebaut. Die Bibel inspiriert mich zu einem gelassenen Umgang mit Geld.

Viele Menschen sind äusserlich und innerlich arm. Woran liegt das?
Wir sind in einen «Sklavendienst» geraten. Rund 72% der Erwachsenen sind unzufrieden mit ihrem Einkommen. 25% aller Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren sind verschuldet und legen ein kaufsüchtiges Verhalten an den Tag. Es müssen andere Prioritäten gesetzt werden.

Wie lernen wir auch mit wenigen Mitteln gut zu leben?
Die Bibel hat zum Umgang mit Geld viel und sehr Aktuelles zu sagen. Dies gilt es zu entdecken und anzuwenden. Ein Prinzip aus der Bibel heisst: Vermeide unkontrollierte Schulden. Diese führen in Abhängigkeiten (Die Bibel, Sprüche, Kapitel 22, Vers 7).

Verbraucherschulden zu machen, bedeutet: Ich gebe mehr aus als ich einnehme. Ich kaufe mir Dinge, die ich nicht bezahlen kann; ich bringe mich in eine Abhängigkeit und bin nicht frei, die Gegenwart zu leben. Aber wenn wir bereits heute lernen, dass weniger mehr sein kann, haben wir schon gewonnen.

Zum Interviewpartner:
Attilio Cibien, 61, lebt in Schaffhausen. Der selbstständige Unternehmer ist regelmässiger Referent für durch die Bibel inspirierte Finanzseminare im deutschsprachigen Europa. Kontakt: attilio.cibien@ageva.ch

Bücher zum Thema:
Mäuse, Motten & Mercedes. Biblische Prinzipien für den Umgang mit Geld
Reich beschenkt. 22 ganz alltägliche Wunder
Warum die wahren Reichen wenig Geld brauchen

Datum: 02.09.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Ex-BBC-Moderator
Der ehemalige BBC-Frühstücksmoderator Dan Walker hat kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» über die Bedeutung seines...
Grosszügig und leidensbereit
Befürworter und Gegner des Wohlstandsevangeliums geraten oftmals hart gegeneinander. Für beide Seiten lohnt sich aber ein Nachdenken über einen...

Anzeige