9/11 hat den Vorzeigebetrieb Victorinox durchgeschüttelt wie noch kein Ereignis zuvor. Wie der Chef das Ereignis bewältigt hat und welche Folgen der Segen Gottes für den Betrieb hat, erzählte er in einem Interview in idea Spektrum. Wir fassen zusammen.
Carl Elsener
Nach den Anschlägen am 11. September 2001 in New York wurden Taschenmesser in den Flugzeugen verboten. Die Folge: Der Umsatz der Victorinox-Taschenmesser brach um 30 Prozent ein. Es war die bisher grösste Herausforderung für die Firma in der langen Firmengeschichte. Und existenzgefährdende Krisen hatte die Firma auch in der Vergangenheit schon erlebt.
Positive Folgen der Krise
Carl Elsener
Die Firmenleitung unter dem heutigen Chef Carl Elsener reagierte darauf, indem sie zeitweise Mitarbeitende an andere Firmen auslieh, bis sie am Firmensitz in Ibach wieder gebraucht wurden. Es zahlte sich auch aus, dass die Firma grundsätzlich in guten Zeiten Reserven angelegt und dann in schwierigen Zeiten damit in die Entwicklung von neuen Produkten investiert hat. «In der Josefsgeschichte lehrt uns die Bibel, in den sieben fetten Jahren vorzusorgen für die sieben mageren Jahre», begründet Elsener diese Firmenstrategie.
Nach 9/11 hat die Firma ausserdem in andere Produkte wie Uhren, Bekleidung, Düfte und Reisegepäck investiert, die jetzt unter der Marke Victorinox in Läden rund um die Welt verkauft werden. Victorinox konnte damit das Risiko reduzieren und gleichzeitig die Marke noch bekannter machen.
Firmenphilosophie von christlichen Werten abgeleitet
Victorinox ist inzwischen bekannt für ihre einzigartige Firmenphilosophie, die Elsener aus der Verpflichtung gegenüber der biblischen Botschaft ableitet. Gewinne werden weder maximiert noch an die Aktionäre ausgeschüttet, sondern reinvestiert. Die Firmenkultur – und Elsener will hier ein Vorbild sein – ist geprägt von christlichen Werten wie gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Dankbarkeit. Dankbarkeit auch gegenüber Gott. Trotz den über 900 Mitarbeitenden allein in Ibach herrscht eine familiäre Atmosphäre.
Um die Mitarbeitenden in der Produktion und im Büro fit zu halten, gibt es dreimal täglich gemeinsame Gymnastikübungen. Dies habe die Klagen von Mitarbeitenden über körperliche Beschwerden und Absenzen stark vermindert, stellt Elsener fest. Der Chef ist stolz darauf, dass schon über 110 Mitarbeitende der Firma ihr 40-jähriges Arbeitsjubiläum und 44 sogar ihr 50-jähriges Jubiläum feiern konnten.
Gottes Segen als Bonus
Carl Elsener, der 2013 von der Handelszeitung als «Unternehmer des Jahres» ausgezeichnet wurde, baut bewusst auf den Segen Gottes. An der Fassade des Unternehmens hängt ein Fresko mit der Inschrift «Dominus providebit» (Gott sorgt vor). Zum Jahresanfang wird die Belegschaft zu einem Gottesdienst in die Ibacher Pfarrkirche eingeladen, wo um Schutz und Segen für das neue Jahr gebetet wird. Der Chef dazu: «In der Bibel sagt Jesus: 'Suchet zuerst das Reich Gottes, und alles andere wird euch hinzugegeben werden'. So gesehen ist Gottes Segen eine Art Bonus.»
Der ehemalige BBC-Frühstücksmoderator Dan Walker hat kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» über die Bedeutung seines...