Religion in der Schweiz

Der Glaube ist wichtig, aber...

Während die Religion in der Schweiz als Thema der Politik und Medien grosse Bedeutung hat, wird sie gleichzeitig aus staatlichen Institutionen zurückgedrängt und für die meisten Menschen immer unwichtiger. Die Vielfalt der religiösen Landschaft indes nimmt zu.

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Grossmünster in Zürich
Zu diesen Schlüssen kommt das Nationale Forschungsprogramm «Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft» (NFP 58). Von 2007 bis 2010 erforschten über 135 Wissenschaftler in 28 Projekten die Religionslandschaft der Schweiz. Am Dienstag wurde der Schlussbericht in Bern vorgestellt.

Religion ist wichtiger geworden ...

Der zentrale Befund: Religiöse Themen gewinnen in der Öffentlichkeit in überzeichneter Form an Bedeutung, während die Religion im Leben der Menschen immer unwichtiger wird. Religion sei vor dem Hintergrund der Weltpolitik ein kontroverses Thema. Religion werde in den Medien, aber auch auf dem Schulhof und in der Politik oft zur Abgrenzung der «einheimischen» von «fremden» Gruppen benutzt und in Zusammenhang mit gewalttätigem Handeln thematisiert.

Dabei hätten die betreffenden Charakterisierungen – beispielsweise «Unterdrückung der Frau im Islam» – häufig wenig mit der jeweiligen Religion zu tun, sondern mit einer stereotypen Wahrnehmung oder mit der Herkunft und Situation der Migranten.

... trotzdem verlieren die Kirchen Mitglieder

Die grossen christlichen Kirchen verlören kontinuierlich Mitglieder, und wer in der Kirche verbleibe, nehme ihre Dienstleistungen immer seltener in Anspruch. Vor allem Jugendliche wollten in religiösen Fragen «selbst entscheiden». Zudem seien die Menschen der Ansicht, dass Religion in die Privatsphäre gehört und weder «extrem» gelebt noch missionarisch verbreitet werden soll.

Die Säkularisierung lasse sich auch im staatlichen Bereich beobachten, heisst es im Bericht: Vormals religiös geprägte Institutionen – von den Gefängnissen über die Heime bis zur Lehrerausbildung – seien heute säkular organisiert.

Trotz der Säkularisierung haben manche Religionsgemeinschaften Zulauf. Häufig hätten diese Gemeinschaften zwar wenige, aber hoch engagierte Mitglieder, die eine konservative Lebensführung propagieren. Viele Religionsgemeinschaften befänden sich im Umbruch. In Christentum, Judentum und Islam stünden sich liberale und konservative Gruppen gegenüber.

Überschätztes Konfliktpotenzial

Das Konfliktpotenzial der Religionen werde überschätzt, betont der Bericht. Angehörige und Funktionäre von Migrantenreligionen hätten gewöhnlich ein grosses Vertrauen in die Schweizer Behörden. Weil die religiöse Landschaft immer heterogener werde, zeichne sich jedoch eine «Verschärfung des Verhältnisses zwischen stark Religiösen und Religionsdistanzierten» ab, sagte der Präsident der Leitungsgruppe des NFP 58, der Bayreuther Religionswissenschafter Christoph Bochinger. Daher gelte es, den respektvollen Umgang zwischen den verschiedenen Gruppen zu fördern.

Religionsgemeinschaften gleichstellen

Die Leitungsgruppe des NFP 58 empfiehlt den Behörden auf Bundes-, Kantons- oder Gemeindeebene, mehr für die Gleichstellung der verschiedenen Religionsgemeinschaften zu tun. Schliesslich ruft die Leitungsgruppe Medien und Behörden auf, bei politischen Aushandlungen neben den etablierten Religionsgemeinschaften auch die neuen Gemeinschaften zu berücksichtigen. Gleiches solle auch für säkulare Gruppen wie die Freidenker gelten.

Datum: 04.07.2012
Quelle: Kipa

Glaubensfragen & Lebenshilfe

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