Pfarrerausbildung in der Kurve

«Neue Formen von Kirche erkunden und ausprobieren»

Mit Geschichten von Jesus sollen Pfarrer Menschen befähigen, auf den spirituellen Suchweg zu gehen. Und mehr Experimente wagen. Thomas Schaufelberger setzt in der Pfarrerausbildung neue Akzente.

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Unternehmergeist, Lust am Experimentellen und Kreativität: Thomas Schaufelberger
In der postchristlichen Gesellschaft stehen Pfarrerinnen und Pfarrer vor komplexen Herausforderungen. «Sie können nicht mehr automatisch davon ausgehen, dass grundlegende christliche Werte und Geschichten bekannt sind», äussert Thomas Schaufelberger im Interview mit dem Landeskirchen-Forum. Im Pfarramt werde Mission deshalb wichtiger – «mit viel Unternehmergeist, mit Lust am Experimentellen und mit Kreativität».

«Menschen ermächtigen»

Die Menschen heute seien mündig, betont der Zürcher Theologe. Die Pfarrer hätten sich vermehrt zu bemühen, «dass sie Menschen ausrüsten und ermächtigen, ihre spirituelle Suche gemeinsam mit Anderen aufzunehmen». Das setze Zuhören und Respekt für die Lebenswelt des Einzelnen voraus. Und Demut: «Wer innerlich denkt, er wisse mehr vom Glauben als diese – vielleicht vom Christentum unerreichten – spirituellen Suchenden, verpasst das Potential, das in der pfarramtlichen Arbeit steckt.»

Ohne Scheu auf Kirchendistanzierte eingehen

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Auch die Pfarrerausbildung gleicht einer Baustelle.
Schaufelberger ist seit Sommer 2010 Beauftragter der Deutschschweizer Landeskirchen für die Aus- und Weiterbildung von Pfarrern. Er unterstreicht die Offenheit der Reformierten: «Wir sind nicht gebunden an bestimmte Liturgien und Gemeindeformen, sondern können mit Unternehmergeist immer wieder neue Formen von Kirche erkunden und ausprobieren.»

Auf kirchendistanzierte Menschen solle mit Wertschätzung eingegangen werden, «wo immer sie stehen und was immer sie glauben und denken». Dies habe Jesus von Nazareth vorgemacht, hält Schaufelberger fest. «Er hat je nach Mensch, der ihm begegnet ist, unterschiedlich gesprochen, gehandelt, reagiert. Immer als einer, der eine Botschaft anzubieten hat, immer aber wertschätzend und barmherzig.»

Unerschöpflich: Geschichten der Bibel

Der Pfarrer und die Pfarrerin sollten «aus der Tradition, aus biblischen Geschichten Impulse und Anregung geben». Allerdings ist heute die Mehrheit der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer nicht in der reformierten Kirche beheimatet. Mit einem Praxissemester während des Studiums und dem einjährigen Lernvikariat danach könne das Manko behoben und Vertrautheit mit der Kirche geschaffen werden. Laut Thomas Schaufelberger wird an der Fakultät und im Lernvikariat der persönlichen Spiritualität Beachtung geschenkt. «Denn einen persönlichen, erkennbaren Standpunkt im Glauben muss ein Pfarrer, eine Pfarrerin haben.»

Jesus in der Mitte

Angesichts der theologischen Vielfalt in den Landeskirchen betont der Ausbildungsbeauftragte: «Jede Art von ausschliessender Haltung gegenüber Menschen, die den Glauben für sich etwas anders formulieren, ist nicht erfolgreich. Zur Überwindung dieser Lager führt eine Betonung der Mitte. Jesus Christus steht in der Mitte unseres Glaubens. Als Pfarrerinnen und Pfarrer erzählen wir immer wieder von dieser Mitte. Das genügt. Es ist nicht an uns, die Grenze zu definieren, bis wohin jemand dazu gehört, der sich um diese Mitte sammelt.»
 
Das ganze Interview mit Thomas Schaufelberger lesen Sie hier.

Datum: 16.08.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / LKF

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