Schweizer Reformierte

Evangelische Ökumene wieder im Vordergrund

Wenn mit Rom offiziell nichts mehr geht, sollen die Protestanten aufeinander zugehen. Der SEK-Ratspräsident Gottfried Locher hat sich in Bern für den Perspektivenwechsel hin zu einer evangelischen Ökumene ausgesprochen.

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Gottfried Locher hielt sein Plädoyer für protestantische Einheit in französischer Sprache (Foto: Thomas Flügge, SEK).
Vor den Abgeordneten des Kirchenbundes zog Locher eine ernüchternde Bilanz der Bemühungen um die Annäherung der Grosskirchen. In den Gemeinden, die mit den Geschichten von Jesus und der Botschaft der Versöhnung lebten, werde zwar längst ökumenisch «gebetet, gesungen und gefeiert». Doch deswegen untergrabe die öffentliche Trennung der Grosskirchen ihre Glaubwürdigkeit nicht weniger. Locher: «Wie soll ich einer Kirche glauben, die sich selber nicht versöhnen kann?» Das konfessionell gespaltene Christentum werde auch nicht glaubwürdiger, wenn es sich anderen Religionen zuwende.

Keine Ökumene ohne gemeinsames Ziel

Die Reformierten sollten den Mut zu Klartext und zu einem Perspektivenwechsel aufbringen, sagte Locher zu den SEK-Abgeordneten. Klartext heisst, die derzeit – laut dem römischen Kardinal Walter Kasper – «kaum überwindbaren Hürden» zu akzeptieren. Mit Blick auf die katholisch-orthodoxe Annäherung konstatierte der Kirchenbundspräsident: «Die Ökumene in der Westkirche hat kein gemeinsames Ziel.» Denn die Protestanten würden vom Vatikan gar nicht als Kirchen im eigentlichen Sinn anerkannt.

Altprotestanten im Blick

Der Perspektivenwechsel soll zu einem Fokus auf die protestantische Ökumene führen. «Rücken wir jetzt die evangelische Einheit in den Vordergrund.» Locher, seit kurzem Co-Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE, erwähnte die in ihr verbundenen altprotestantischen Kirchen Europas, von Lutheranern bis zu den Böhmischen Brüdern und Methodisten – nicht aber weitere Freikirchen. Der Zusammenschluss der Reformierten und Lutheraner Frankreichs 2013 zu einer «Eglise Protestante Unie» könne die Schweizer trotz der Unterschiede zwischen ihren kantonalen Kirchen motivieren: «Auch wir haben die Kraft, miteinander Kirche zu werden, evangelische Kirche Schweiz. Eine Kirche aus mehreren Kirchen: Kirche bleiben, je vor Ort, und Kirche werden, gemeinsam.»

Reformierte Weltgemeinschaft zieht von Genf weg

Die Meldung vom Wegzug der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen aus Genf nach Hannover überschattete die Abgeordnetenversammlung im Berner Rathaus. Die knappen Mittel sollen in der Stadt, wo die Evangelische Kirche in Deutschland EKD ihren Sitz hat, etwas weiter reichen. Gottfried Locher bezeichnete dem Umzug als das «falsche Signal». In der Calvinstadt begegneten die konfessionellen Gemeinschaften und Familien einander. «Die Weltgemeinschaft läuft Gefahr, sich selbst zu isolieren.»

Glaubensbuch in Arbeit

Das als Legislaturziel deklarierte Glaubensbuch will der Kirchenbund aus einer Gebetsperspektive, entlang den Bitten des «Unser Vater», erstellen lassen. SEK-Ratsmitglied Kristin Rossier Buri teilte mit, dass zwei Gruppen von Autoren – Deutschschweizer und Romands – die Texte verfassen werden.

Die Solothurner Synodalratspräsidentin Verena Enzler wurde mit 60 von 61 Stimmen zur Präsidentin der Abgeordnetenversammlung für 2013-2014 gewählt. In der Leitung werden ihr der bernjurassische Pfarrer Jean-Marc Schmid und der Zürcher Kirchenrat Daniel Reuter assistieren.

Zum Thema:
Protest gegen das SEK-Nein zur Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache»

Datum: 08.11.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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