Es ist erst 40 Jahre her, dass die Kirchen der Reformation einander in Abendmahl und Taufe anerkannten. Der Rat der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat an die Bedeutung der Leuenberger Konkordie von 1973 erinnert.
GEKE Vollversammlung 2012 in Florenz
Am 16. März 1973 wurde die «Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa» nach zwischenkirchlichen Lehrgesprächen im Tagungshaus auf dem Leuenberg bei Basel verabschiedet. Sie beendete die Spaltung zwischen den protestantischen Kirchen, die mit dem Riss zwischen Luther und Zwingli 1529 aufgebrochen war.
Gegenseitige Anerkennung als Grundlage
Seit 1973 haben 107 reformierte, lutherische, unierte, methodistische und vorreformatorische Kirchen aus Europa und Südamerika die Konkordie (Erklärung des Einverständnisses) unterzeichnet. Damit anerkennen sie gegenseitig die Ordination, erklären Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft und verpflichten sich zur Gemeinschaft in Zeugnis und Dienst. Die Leuenberger Konkordie ist das Gründungsdokument der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die zuerst Leuenberger Kirchengemeinschaft hiess.
«Einheit in versöhnter Verschiedenheit»
Zum 40. Jahrestag hat der Rat der GEKE in einer Stellungnahme die Bedeutung der Konkordie für den gemeinsamen Fokus und das Miteinander der Kirchen betont: «Die Leuenberger Konkordie ruft die Kirche zu ihrer Sache.» Das Evangelium sei Zentrum aller Aussagen der Kirchen, Grund ihrer Existenz und Grundlage ihrer Einheit.
Die eigene Prägung als Bereicherung fürs Ganze
In einer Broschüre der Evangelischen Kirche im Rheinland unterstreicht Peter Bukowski, 1996-2012 Mitglied des Rats der GEKE, den mit der Leuenberger Konkordie errungenen Fortschritt. Zuvor hätten Reformierte und Lutheraner das Abendmahl nicht gemeinsam feiern können; vielerorts sei diese Kirchenspaltung ärger empfunden worden als jene zwischen Evangelischen und Rom. Seit Leuenberg hätten die Kirchen der GEKE zusammenzuarbeiten begonnen, ohne unter Vereinigungsdruck zu stehen, sagt Bukowski. «Aus konfessioneller Gegnerschaft ist eine sich bereichernde Gemeinschaft gewachsen… Statt separatistischem Konfessionalismus verstehen wir Konfessionalität als Ressource: Die eigene Prägung wird als Bereicherung für das Ganze evangelischen Kirche-Seins eingebracht.»
Europäisches Gesangbuch
Laut Bukowski profitieren die Kirchgemeinden von der Verständigung: «Sie erleben, dass Miteinander wächst, wo zuvor gegenseitige Verdächtigungen und Abgrenzung herrschten.» Im deutschen Protestantismus konstatiert der führende reformierte Theologe zunehmende Gemeinsamkeit und Verbindlichkeit. Dazu kämen viele grenzüberschreitende Partnerschaften. In der GEKE hat man das europäische Gesangbuch «Colours of Grace» gestaltet.
Modell für Verständigung
Vor dem Reformationsjubiläum von 2017 wird die Konkordie von der GEKE auch als Anstoss zur Versöhnung und Weiterentwicklung der Ökumene gewürdigt. Gegenseitige Lehrverurteilungen aus der Reformationszeit daraufhin zu prüfen, ob sie die heutige Lehre der anderen Kirche überhaupt noch treffen und noch kirchentrennend sind, habe sich in interkonfessionellen Gesprächen als fruchtbar erwiesen. Der Rat der GEKE schreibt, das Modell der Leuenberger Kirchengemeinschaft «Einheit in versöhnter Verschiedenheit» habe seit 1973 auch in anderen konfessionellen und geographischen Kontexten Anwendung gefunden und sei Thema bei den jüngst begonnenen Gesprächen mit dem Vatikan.
«Für irdische Gerechtigkeit und Frieden»
Zudem enthält die Leuenberger Konkordie den Aufruf zum Engagement für die Gesellschaft, «für irdische Gerechtigkeit und Frieden». Die GEKE will das sozialethische Engagement der reformatorischen Kirchen koordinieren und sucht ihre Stimme in Europa einzubringen. Gerade in Krisenzeiten gehe es darum, die geistigen, kulturellen und sozialen Grundlagen des Kontinents in den Vordergrund zu stellen.
Die Konkordie erscheint zum Jubiläum als dreisprachige Neuauflage (D/E/F) bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig. Veranstaltungen und Publikationen zum Jubiläum sind auf der Website www.leuenberg.eu abrufbar.
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