Schutzhandlung nötig?

Magisches Denken unter Christen

Es liegt in der Natur des Menschen, sich gegen Risiken abzusichern. Wir alle sind gegen Unfall- oder Diebstahl versichert. Wie steht es um unser Bedürfnis nach Schutzhandlungen im geistlichen Bereich? Etwa wenn wir mit der Zahl 666 konfrontiert werden?

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Die Zahl 666 flösst vielen Menschen Angst ein.
Im Mittelalter vermischten sich christliche Praktiken mit Magischem. Geister wurden mittels Weihwasser, Weihrauch oder Kerzenlicht ausgetrieben. Plinius erwähnt, dass man entlaufene Sklaven durch ein Gebet bannen könne. Für gute Ernten wurden Palmkätzchenzweige geweiht, überkreuzt in die Erde gesteckt und verbrannt. 

Evangelischen Christen sind solche Schutzhandlungen fremd. Heidnische, abergläubische Handlungen lehnen wir ab. Wie sind aber folgende Erlebnisse einzuordnen?

Die Zahl 666

Eine Facebook-Bekannte erhielt ein Warteticket mit der Nummer 666. Sie rief zum Gebet auf, damit Satan nichts in ihrem Leben zerstören könnte. Am Abend erhielt sie prompt die Kündigung und sah sich darin bestätigt, dass Gott durch diese Zahlenkombination eine Warnung geschickt hatte. Sind solche Denkweisen unter Christen verbreitet?

Um das herauszufinden, habe ich eine Umfrage gestartet mit dem Titel: «666 - bereitet dir diese Zahl Angst?». Teilgenommen haben 38 Personen. Der Mehrheit ist bewusst, dass die Bibel 666 in der Offenbarung im Zusammenhang mit dem Antichristen nennt. Bloss 5 der Teilnehmenden gaben zu, dass sie ein mulmiges Gefühl hätten, sollten sie im Alltag damit konfrontiert werden. Es waren trotzdem eine Handvoll mehr Personen, welche bei so einer Konfrontation Vorkehrungen treffen würden, wie «besonders vorsichtig sein», «sich bewusst unter das Blut Jesu stellen» oder versuchen, eine andere Ticketzahl zu nehmen. Losgelöst von der theologischen Bedeutung dieser Zahl und des Antichristen, frage ich mich: Warum weckt die Begegnung der Zahl 666 im Alltag mancher Christen ein besonderes Schutzbedürfnis? Ist Gottes Einfluss denn nicht grösser als irgendeine Zahl? 

Die Mariakapelle

Eine Christin riet mir: «Du wohnst neben einer Mariakapelle, deshalb solltest du dich jeden Tag bewusst unter das Schutzblut Jesu stellen!» Vergässe ich das, dürfte ich mich nicht wundern, wenn etwas Schlimmes in unserer Familie geschehen würde. Und dann gibt es noch diejenigen Christen, welche mit einem schlechten Tag rechnen, sollten sie am Morgen ohne geistliche Aktivitäten gestartet haben. 

Was ist das anderes als «christlicher Aberglaube»? Ist Gott abhängig von meinen geistlichen «Übungen»? Hält er seinen Segen zurück, sollte ich eine der empfohlenen Schutzhandlungen vergessen? In der Begegnung mit «geistlich Unheimlichen» wäre es für evangelikale Christen Aberglauben, sich dreimal zu bekreuzigen. Stattdessen stellen sie sich «unter das Blut Jesu». Wo liegt hier der Unterschied?

Angst

Das Bedürfnis, mittels geistlichen Praktiken Gefürchtetes abzuwehren, liegt in der Angst begründet. Die Bibel hat uns gegen die Angst christliche Gegenkräfte gegeben. 1. Korinther, Kapitel 13, Vers 13 sagt: «Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die grösste unter ihnen.» Je mehr ich mein Leben von Jesu Liebe füllen lasse, umso weniger Angst hat darin Platz. 1. Johannes, Kapitel 4, Vers 18 sagt: «Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz.»

Mein Glaube an die Allmacht Gottes und die Hoffnung, dass unter Gottes Schutz alles zu meinem Besten dient, bewahren mich vor irrationalen Ängsten (vgl. dazu Römer, Kapitel 8, Vers 28). Schutzhandlungen, egal welcher Art, sind unnötig.

Datum: 06.03.2013
Autor: Regula Aeppli-Fankhauser
Quelle: Livenet

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