Eine gross angelegte Studie weist nach, dass gute Missionsarbeit der wirksamste Faktor in der Entwicklung einer gesunden Zivilisation und Demokratie ist.
Gebiete, wo protestantische Missionare in der Vergangenheit eine gute Arbeit machten, sind besser entwickelt - Beispiel Kenia.
Jahrzehntelang wurde Mission in einem Atemzug mit Kolonialisierung und Unterdrückung genannt. Diese beliebte These ist nun widerlegt. Der amerikanische Soziologe Robert Woodberry erstellte in 14-jähriger Arbeit die bisher umfassendste Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Mission und der Gesundheit einer Zivilisation. Woodberry untersuchte und verknüpfte bisher nicht bekannte Fakten, grub in Archiven, bereiste die ganze Welt und kommt 2002 zu der eindeutigen Erkenntnis: 50 Jahre Forschung über die Entstehung von Demokratien hat bisher den wichtigsten Faktor schlichtweg übersehen – nämlich den Einfluss der evangelischen Bekehrungs-Missionen. «Die Auswertung der Daten schlug bei mir ein wie eine Bombe», erinnert sich Woodberry
Zunächst will niemand diese Ergebnisse zur Kenntnis nehmen. Aber 2002 erhält der Forscher ein Stipendium einer Stiftung, das ihm ermöglicht, 50 Assistenten anzustellen und die Datenbasis nach allen Seiten hin zu erweitern und abzusichern. Der Unterschied zwischen Ursache und Korrelation wird streng beachtet. Das Ergebnis ist eindeutig: «Gebiete, wo protestantische Missionare in der Vergangenheit eine bedeutende Arbeit taten, sind im Durchschnitt heute wirtschaftlich besser entwickelt, mit besserer Gesundheit, niedrigerer Kindersterblichkeit, weniger Korruption, mehr Alphabetisierung, höherer Durschnittsbildung (vor allem für Frauen) und mehr Engagement in Nicht-Regierungsorganisationen.»
Missionare sorgten für Bildung für Frauen und Arme und förderten den Druck von Büchern. In China arbeiteten Missionare daran, den Opiumhandel zu beenden; in Indien schränkten sie Missbräuche von Landbesitzern ein; in Westindien und anderen Kolonien spielten sie eine Schlüsselrolle bei der Sklavenbefreiung. Missionare sorgten dafür, dass Xhosa in Südafrika und eingeborene Stämme in Australien und Neuseeland ihr Land als Wohnraum zurückerhalten – dies nur einige von unzähligen Beispielen.
Unabhängige Missionare
Woodberry macht eine grosse Einschränkung: all diese Ergebnisse gelten für protestantische «Bekehrungs-Missionare», die vom Staat unabhängig arbeiteten. In der Regel waren diese Missionare «auf der Seite der Menschen» und den zerstörerischen Folgen des Kolonialismus gegenüber sehr kritisch eingestellt. So wurden im Französischen Kongo unvorstellbare Gräueltaten der Besatzer einfach totgeschwiegen, während im Belgischen Kongo – wo evangelische Mission erlaubt war – zwei Missionare Fotos aus dem Land schmuggelten und damit einen internationalen öffentlichen Aufschrei auslösten, der zu bedeutenden Veränderungen im Land führte.
Die wenigsten Missionare waren bewusste soziale Aktivisten, hält Woodberry fest. Aber weil für viele unterdrückte Völker «Christentum» mit Kolonialismus und Unterdrückung gleichzusetzen war, distanzierten sich diese Missionare von den Mechanismen und Grausamkeiten der Macht – weil sie die Menschen liebten. Leitgedanke war, dass Gott alle Menschen gleich geschaffen habe und gleich liebe.
Woodberry bleibt nüchtern: «Wir müssen gar nicht leugnen, dass es rassistische Missionare gab und gibt – und Missionare, die nur ihre eigenen Interessen suchen. Aber wenn das der Normalfall wäre, wären die Gebiete, wo Missionare arbeiteten, schlechter dran als solche ohne Missionsarbeit. Aber unsere Forschungen zeigen genau das Gegenteil. Selbst da, wo sich nur wenige Menschen bekehrten, hatte die Missionsarbeit eine tiefgreifende wirtschaftliche und politische Wirkung.»
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