Klimaveränderung, Aufrüstung, Flüchtlingsströme; wo führt das alles hin? Pastor René Christen überrascht mit dem ersten Teil einer Auslegung zum letzten Buch der Bibel: der Offenbarung.
René Christen
Klimaaktivisten reden von einem planetaren Notstand. Sie befürchten das
kollektive Aussterben der Menschheit. «Doch nicht nur sie warnen», sagt
Pastor René Christen (64) in einem Interview mit dem Wochenmagazin
ideaSpektrum. «Dasselbe tun Sicherheitsexperten, die eine in der
Geschichte noch nie identifizierte Spirale der Aufrüstung beobachten;
dann sind es Gesundheitsexperten, die Alarm schlagen. Es gibt
Super-Keime, die uns bedrohen, während wir Probleme haben mit
Antibiotika. Soziologen warnen, die moderne Gesellschaft könne der
Vielfalt der Herausforderungen nicht mehr begegnen.» In seinem neuen
Buch «Lichter in der Nacht» (Verlag tredition), einer Auslegung der
biblischen Offenbarung, listet Christen zwanzig Faktoren auf, die sich
in unserer Zeit dramatisch zu kumulieren beginnen.
Kein Fahrplan, aber konkrete Fenster
Auf die Frage, ob denn die Welt vor dem Untergang stehe, antwortete
René Christen, dass man in der Bibel keinen Fahrplan finde, sondern
einzelne Zeitfenster. Diese sagten: «Es kommt zum Ende hin zu einer
Verdichtung der Schwierigkeiten; Hass, Kriege und global
kontrollierender Machtmissbrauch nehmen zu. Und Gott wird es zulassen:
Er lässt das Böse ausreifen. Alles zusammen führt zu einer
Untergangsstimmung.» Doch das sei nicht das Ende. Irgendwann sei die
Zeit reif und Gott schenke eine «gewaltige Entlastung und Neuordnung».
Christen im idea-Interview: «Es geht deshalb nicht um einen Untergang an
sich, sondern um einen Durchgang, hin zu etwas Neuem.» Er verweist auf
die Kapitel 21 und 22 in der Offenbarung. Darin ist die Rede von einem «neuen Himmel und einer neuen Erde».
Hat sich Gott zurückgezogen?
Mit der Existenz eines Gottes, eines Jüngsten Gerichtes, einer
rettenden Botschaft als Sinngebung und festem Halt wird in der
Gesellschaft immer weniger gerechnet. Da stellt sich die Frage, ob sich
Gott zurückgezogen hat. «Nein», meint Pastor Christen, «nicht Gott hat
sich zurückgezogen. Es ist der Mensch, der sich von Gott zurückgezogen
hat. Und Gott lässt das zu. Er gibt dem Menschen Freiraum.» Dies mache
aber für viele Menschen den Anschein, als habe Gott keine Macht. René
Christen warnt: «Aber wir dürfen uns nicht vom Bösen täuschen lassen.
Denn Gott wartet geduldig. Er ist immer noch allmächtig, macht aber noch
nicht alles. Er hält sich noch zurück.»
Über die Rückkehr von Jesus Christus rede die Bibel vielfach, betont
Pastor und Buchautor Christen. «Fachleute reden von rund 300
NT-Erwähnungen und 1'500 Erwähnungen im Alten Testament.» Wer die
Wiederkunft Christi bestreite, müsse viele Sätze in der Bibel und ganze
Kapitel von Jesus Christus in den Evangelien streichen. Seine Rückkehr
erfolge gegen das Ende der jetzigen Geschichtszeit.
Wer ist der Antichrist?
Wer ist der Antichrist? Ist es gar keine Person, sondern ein System,
eine Matrix? René Christen: «Es ist anfänglich ein System, das Politik,
Wirtschaft, Gesellschaft und Religion umfasst und sich später gemäss Offenbarung Kapitel 13, Vers 18 in Personen oder einer Person manifestieren wird. Was
wir heute zu sehen vermögen, sind Tendenzen in diese Richtung.» Die
Herausforderungen im globalen Dorf «Erde» würden immer komplexer und
vielschichtiger. Das sei bei der Klimafrage oder den Weltfinanzen
bereits sichtbar. Es brauche weltweit funktionierende Lösungen. Diese
erfordern Regeln und Kontrollen, «aber die Macht kann gefährlich an
einem Punkt zusammenfliessen».
Ein hoffnungsvolles Buch
Trotz der Gerichtsbotschaften bezeichnet Pastor Christen die
Offenbarung als ein Buch der Hoffnung. «In der Offenbarung kann ich
Gott, Jesus Christus und den Geist Gottes neu entdecken. Sie zeigt einen
Gott, der mit den Menschen leidet und der dem Bösen ein Ende bereiten
wird, um alles neu zu machen.» Die Offenbarung sei sogar «ein Buch, das
uns glücklich macht». René Christen erklärt: «Das steht wie eine Klammer
im ersten (Offenbarung Kapitel 1, Vers 3) und im letzten Kapitel der Offenbarung (Offenbarung
Kapitel 22, Vers 7).» Diese neue Zufriedenheit und Ruhe im Dunkel der Zeit zu
entdecken und Gott anzubeten, sei das eigentliche Anliegen seines Buches «Lichter in der Nacht»: «In einer Welt, in der sich vieles zu
verdunkeln scheint, wirkt die Botschaft im Buch der Offenbarung wie ein
Lichtstrahl in der Nacht.»
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