TV-Diskussion

«Glauben Sie an Wunder?»

Nach der medialen Aufregung um den bevorstehenden Auftritt des deutschen Evangelisten Reinhard Bonnke im Zürcher Hallenstadion brachte der «Club» von SF1» am Dienstagabend Befürworter, Skeptiker und Gegner miteinander ins Gespräch.
Moderatorin Christine Maier lud ICF-Pastor Leo Bigger ein zu begründen, warum er Bonnke zum 15-Jahr-Jubiläum der Freikirche an Pfingsten eingeladen hat. Die Leidenschaft des Predigers fürs Evangelium habe ihn dazu bewogen, sagte Bigger, ohne Bonnkes Aktivitäten in Afrika zu kommentieren.

Fremdes Afrika

Andreas Lange, der Berichte erlebter Heilung ins Internet stellt, verwies auf die Fremdheit der afrikanischen Kultur. Er bestritt die Aussage von Alt-Regierungsrätin Rita Fuhrer, Bonnke spiele egozentrisch mit den Massen. Der deutsche Evangelist weise auf Jesus hin (was im eingespielten Video-Clip auch zu sehen war).
 
Der Sektenfachmann Hugo Stamm  (Bonnke ein Verführer, ein «Berserker auf der Bühne») und der bekannte Psychiater Daniel Hell («Ich fürchte, er macht es für sich») bestritten die Echtheit der Heilungen. Infolge der Massensuggestion spürten Erregte ihre Schmerzen nicht mehr, meinte Stamm. Hell stellte die hintersinnige Frage: «Wie führen Sie Leute über Suggestion zum Glauben?»

Erwartungen…

Die Runde ging nicht näher auf den afrikanischen Kontext ein. Die Arbeit der einheimischen Kirchen nach dem Grossevent mit dem Pfingstprediger war kein Thema, im Gegensatz zur Enttäuschung, welche Nicht-Geheilte empfinden müssten. Kein Wort fiel zum Kampf gegen Zauberei und Aberglauben, den Bonnke in den Massenveranstaltungen mit der Proklamation von Jesu Triumph über die Geister führt. Lange betonte, dass es dem Evangelisten vor allem darum gehe, die Menschen zur Beziehung mit Jesus Christus zu führen.

…enttäuscht und erfüllt

«Glauben Sie an Wunder?» Christine Maier hatte mit der Frage eingesetzt, ob Menschen heute wie Jesus die schlimmsten Krankheiten heilen können. In der Runde gab es dazu das bekannte Spektrum europäisch-skeptischer Antworten – und von Lange und Bigger die Begeisterung darüber, dass Gott anhaltend (wenn auch nur in Einzelfällen spektakulär) Wunder tut. Der ICF-Leiter erzählte, wie er Heilung von Bauchschmerzen erlebt hatte, sprach aber auch von seinem Vater, der an Krebs gestorben sei – trotz Gebet. Und fügte an: «Wir beten jeden Sonntag für Kranke und Notleidende. Wir werden im Hallenstadion nichts Anderes machen, als was wir jeden Sonntag machen.» Wer im ICF mit sich beten lasse und Heilung wahrnehme, werde aufgefordert, dies vom Arzt bestätigen zu lassen.

Heilungsräume

Andreas Lange erwähnte «Healing Rooms», wo Christen Kranken Gebet anbieten. Wer es in Anspruch nehme, dürfe Medikamente nur mit Einwilligung des Arztes absetzen. Bigger stellte die medizinische Kunst und die Pflege der Leidenden neben das Gebet für Kranke. Hugo Stamm wand dem ICF-Leiter «ein Kränzli» dafür, dass er auf Heilungs-Versprechungen verzichte. Dies trug zum entspannten Abschluss des engagierten Gesprächs bei, das Bigger schliesslich «megacool» fand.

Webseiten:
«Club» Schweizer Fernsehen zum Thema Heilung/Wunder
Wunder heute

Datum: 09.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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