«Mercy Air» fliegt im gigantischen Sambesi-Delta für Menschen in entlegenen Dörfern. Der Schweizer Matthias Reuter lenkt seit sieben Jahren das «Ecureuil» («Eichhörnchen»), den einzigen Helikopter des christlichen Flugdienstes – und sorgt damit für einen Aufbruch in der Region. Am Samstag, 17. September, berichtet er – zusammen mit dem Leiter von «Jugend mit einer Mission» in Mosambik – in Zollikofen (BE) von seiner packenden Arbeit.
Der Hubschrauber bringt Nothilfe bei Katastrophen und leistet Entwicklungshilfe.
«Am Anfang betrachteten wir es als Abenteuer», blickt der kräftige Zimbabwer Shephen Mbewe auf aufreibende Tage zurück. «Damals haben wir um entlegene Gebiete zu erreichen, drei Tage mit dem Kanu rudern müssen – pro Weg. Eine andere Strecke gab es nicht.» Angegriffen von Wolken von gefrässigen Moskitos. Und auch anderes Getier, das im Strom lungerte, war nicht eben freundlich gesinnt, so etwa Krokodile. «Aber wir haben so begonnen, weil wir keine andere Möglichkeit sahen.»
Das änderte sich vor sieben Jahren grundlegend, denn seither ist «Mercy Air» mit einem «Eurocopter Ecureuil» vor Ort und fliegt vorwiegend im Sambesi-Delta, einem Einzugsgebiet, das so gross ist, wie die Schweiz. Das Eichhörnchen hebt für ungefähr zehn christliche Werke ab; unter anderem für Shephen Mbewes «Jugend mit einer Mission» (JMEM), der zur Zeit für eine Vortragsreise für Mercy Air die Schweiz besucht.
Hexenmeister verurteilt Frau
Shephen Mbewe leitet die «Jugend mit einer Mission» in Mosambik.
Mbewe setzte sich ein für die Menschen im Busch. Er hörte, was ihre Bedürfnisse sind. «Wir glauben, dass Hilfe ein Teil ganzheitlicher Verkündigung ist.» So wird Zement zum Brunnenbau geliefert, Schulen errichtet, in der Landwirtschaft beigestanden und vieles mehr. «Es ist ein Unterschied, ob frisches Wasser aus dem Boden kommt oder ob es die Farbe von Kaffee hat. Die Menschen sehen, dass wir nicht nur Reden, sondern wirklich helfen wollen.»
Oft hebt der Heli auch für medizinische Notfälle ab, so etwa für eine junge Frau, die im Alter von 17 Jahren nach einer Schwangerschaft unter Fisteln litt. Sie war schwer krank, ihr Mann verstiess sie, und der lokale Hexenmeister ortete die Schuld bei der Tante, die somit zum Tod mit der Machete verurteilt wurde.
Der Machete entkommen
«Wir erklärten, dass die junge Frau in einem guten Spital geheilt werden kann», erinnert sich Mbewe und Reuter ergänzt: «Wir konnten sie in eine Klinik fliegen. Mehrere Ärzte aus verschiedenen Landesteilen wurden ebenfalls hergebracht, damit sie assistieren und dadurch lernen konnten, wie man dieses Leiden operiert.»
Das Resultat: die junge Frau ist wieder hergestellt und brachte ein gesundes Kind zur Welt, ihr Mann wollte sie wieder und die Tante entschied sich für ein Leben mit Gott. «Es ist ein starkes Zeugnis der Liebe durch Christen aller Hautfarben», bilanziert Mbewe. «Viele Menschen sind durch den Heli gesund geworden.»
Neues Land in Sicht
Öfter entdecke man beim Fliegen ein Dorf, das nirgends offiziell verzeichnet ist. «Wir landen dann und fragen wie die Ortschaft heisst und schauen wo sie genau liegt, dies anhand der GPS-Koordinaten, die wir durch das System im Heli haben», berichtet Matthias Reuter. Die Dörfer werden dann auf einer stets wachsenden Karte eingezeichnet und die Information auch der Regierung zur Verfügung gestellt.
«Von Zeit zu Zeit haben wir auch Beamte an Bord. Einer sagte: 'Das kann doch gar nicht Mosambik sein, wir haben keine so armen Gegenden hier, ihr habt mich bestimmt in ein anderes Land verfrachtet.'»Manchmal hören Regierungsmitglieder von der lokalen Bevölkerung: «Ihr seid nicht gekommen, aber diese Missionare schon! Sie besuchten uns, sie sind Freunde.»
«Geht nicht ins Bett!»
Die Menschen vor Ort seien sehr interessiert am christlichen Glauben. Mbewe erklärt, wie er nachts das Lagerfeuer verlassen wollte, um sich in einer Schilfhütte, wie sie die Bewohner traditionell haben, schlafen zu legen. «Geh nicht ins Bett», forderten die Leute aus dem Dorf, sie wollten mehr über den Glauben wissen.
«Der Hunger danach ist sehr gross. Und wenn sich Menschen für den christlichen Glauben öffnen, wird ihre Lage besser, sie brauchen sich nicht mehr vor dem Ahnenkult und angeblichen Flüchen zu fürchten. Auch brauchen sie keine Ernte-Opfer mehr an angeblich erzürnte Götter zu verfeuern. Die Änderungen und die neu gewonnene Freude sind oft so deutlich, dass sich ihre Mitbewohner ebenfalls dafür interessieren.»
Keine nassen Schulbücher mehr
Der Heli sorgt für Aufbruch.
In einer Gegend wurde ein Schule errichtet, Kinder aus mehreren Dörfern hatten einen weiten Weg durch einen schmalen Dschungelpfad, und je nach Jahreszeit musste man sich auf diesem Pfad durch mannshohes Gras kämpfen. «Als ich kürzlich wieder da war, war der Weg breiter und das Gras weg», erinnert sich Mbewe und er wollte wissen, warum die Lage verbessert wurde.
Ihm wurde gesagt: «Erstens: am morgen ist das Gras nass, dann werden die Kinder nass und die Schulbücher werden ebenfalls feucht und gehen kaputt. Und zweitens sieht man so, wenn eine Schlange auf dem Weg ist.» Dies zeige, dass seine Landsleute in dieser Gegend ebenfalls etwas für ihre Bildung tun wollen.
Von der Schweiz nach Mosambik
Der gelernte Flugzeugmechaniker Matthias Reuter fliegt seit sieben Jahren den einzigen Hubschrauber des Werks. Vorher startete er während zehn Jahren die Triebwerke der «Helimission». «Wir bemerkten dann, dass im südlichen Afrika kein Heli für Hilfswerke oder Missionen abhebt, und so wechselte ich zu Mercy Air, die mit Flächenflugzeugen bereits vor Ort war.»
Das Programm des Helis ist gut orchestriert, und immer ist eine Maschine ein bis drei Wochen an einem Ort stationiert. Dann wechselt er in ein anderes Gebiet – ausser im Frühjahr, wo Mercy Air in erster Linie Nothilfe bei Überschwemmungen leistet.
Reuter baute zusammen mit seiner Frau Karin die Helikopter-Arbeit von Mercy Air auf, dies ist zugleich der Schweizer Zweig des internationalen Werks mit Basis in White River im Nordosten Südafrikas, wo auch die drei Flieger der Institution stehen; eine Cessna C182, C210 sowie eine C310. Karin unterrichtet als Volontärin in einer lokalen Schule.
Mercy Air feiert heuer gleich zwei Jubiläen: Der internationale Zweig besteht seit zwanzig Jahren, er wurde 1991 gegründet, und der ausschliesslich mit Spenden aus der Schweiz finanzierte Helikopter-Zweig wurde 2006 ins Leben gerufen und besteht somit seit fünf Jahren.
Termin:
Am Samstag, 17. September 2011, lädt Mercy Air zu einer offenen Begegnungszeit von 14 bis 18 Uhr im Restaurant Esperenza im Gebäude der Stiftung GEWA. Diese liegt an der Alpenstrasse 58 in 3052 Zollikofen. Von 15 bis 16 Uhr berichten Matthias Reuter und Shephen Mbewe in einem Vortrag über die Arbeit in Mosambik.
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