Er interessiert sich für alte Sprachen und spielte Geige, bewunderte seine Eltern, war schon als Teenager von der Bibel fasziniert. Später studierte er Theologie und wurde Pastor. Das Klischee eines Hip-Hop-Musikers sieht anders aus. Aber der Rapper Stefan Fischer alias «Sent» hat mehr im Sinn als Klischees zu bedienen.
«Ich bin ein mega Leistungsmensch.»
Stefan Fischers Leben lief lange wie am Schnürchen. Aufgewachsen in Aarau, hat er vor allem seinen Eltern viel zu verdanken. «Sie haben mir viel Liebe mitgegeben.» Durch sie lernte er einen «kraftvollen Glauben» kennen, «ein extrem gutes Vorbild» seien sie gewesen. Bereits in der ersten Klasse der Kantonsschule wusste er, dass er Theologie studieren möchte. Die benötigten Sprachen Griechisch, Latein und Hebräisch hatte der 26-Jährige schon in der Schule gelernt. So absolvierte er die Ausbildung in nur vier Jahren, ohne grössere Durchhänger: «Ich habe vom Studium eine Glaubenskrise erwartet. Die ist aber nicht gekommen.»
Entscheidung für die Musik
Auch musikalisch ging Sent zielstrebig seinen Weg. Früh probierte er sich an eigenen Texten, begann zu rappen. Bald folgten erste Auftritte in Jugendgottesdiensten. Richtig gefördert wurde er ab 2006. Seine Gemeinde in Aarau fragte ihn, ob er in die Leiterschaft einsteigen wolle. Sent: «Ich wusste, entweder ich setze mich dort ein, oder ich setze voll auf Hip-Hop.» Er spürte, dass Gott ihn in der Musik haben wollte. Das erste Kurzalbum «Forgive me» kam mit drei Songs heraus. Es verkaufte sich überraschend gut. Der Videoclip zu dem Titel «Esch das dis Läbe» lag über mehrere Monate auf den vorderen Rängen von «Roboclip.ch», einer Musikplattform des Schweizer Fernsehens. Dann kam der Abschluss des Studiums im Jahr 2010, gefolgt von einem Engagement als Pastor in seiner Gemeinde «Living Center», einer Freikirche in Baden AG.
«Ich habe versagt»
Doch kurz zuvor, im Jahr 2009, kam es zur Krise. Sent erinnert sich: «Durch verschiedene Umstände stand die Gemeinde vor einem Scherbenhaufen.» Sich selbst gibt er eine Mitschuld an der Situation. Auch zu Hause häuften sich die Probleme. Der Beziehung mit seiner heutigen Frau drohte das Aus. Selbstzweifel kamen auf. Sent war auf einmal überzeugt: «Ich gehöre auf das Abstellgleis. Ich habe so versagt... Rap ist nicht mein Ding.» Die Gründe werden ihm bald klar: «Ich bin ein mega Leistungsmensch. Ich habe auf meine eigene Kraft vertraut.» Der Heilige Geist habe ihm in dieser Zeit viele Sachen aufgezeigt. Und: «Ich habe das gebraucht.» Dass sich seine Beziehung und die Gemeinde wieder stabilisiert haben, ist für ihn ein reines Wunder. «Ich habe heute ein gesundes Misstrauen gegenüber meinen Schwächen. Es kann voll in die Hose gehen. Alles hängt von Gott ab.» Der spätere Trauvers, 1. Korinther 15,10: «Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin», wurde zu Sents Lebensmotto. In seinen Predigten und Songs ist die Gnade Gottes das Kernthema.
Ziel immer im Blick
Ist Stefan Fischer nun eher ein Pastor oder ein Rapper? Für ihn ist beides miteinander verbunden. Den Künstlernamen «Sent» (Englisch: gesendet) erklärt er so: «Meine Botschaft kommt nicht von mir, sondern wird durch mich gesendet.» Sowohl in der Gemeinde wie mit der Musik will er junge Menschen für das Evangelium erreichen. «Ich liebe es, mit Menschen unterwegs zu sein. Gerade auch mit unterschiedlichen Kulturen. Wenn ich ausländische Jugendliche in der Stadt treffe, blühe ich richtig auf.» Gerne würde er erleben, wie ganze Jugendbanden transformiert werden. Das «Living Center» soll ein Ort sein, wo junge Menschen authentisch, echt sein können. Die Gemeinde bietet Tanzworkshops an - ihre Musik ist Hip Hop und R'n'B.
Kürzlich kam Sents erstes komplettes Album heraus: «Nassilia». Es dreht sich um eine aufwändige Hintergrundgeschichte. Ähnlich wie «Narnia» von C.S. Lewis, rückt sie den stellvertretenden Tod Jesu metaphorisch ins Zentrum. Die Idee dahinter: «Wie wäre es, wenn Jesus heute leben würde und die Medien berichten darüber?!» Auch dabei verliert Sent sein Ziel nie aus den Augen: «Beim Schreiben der Texte dachte ich immer an einige Kollegen, die von Jesus keine Ahnung haben.» Album «Nassilia»
Die Hintergrundstory zu «Nassilia» spielt in einem fiktiven Land im 21. Jahrhundert. Die Einwohner sind bedrückt von einer Gesetzgebung, die bereits kleinste Vergehen bestraft. Jeder bekommt Ende Monat einen Strafregisterauszug. Doch immer wieder tauchen Gerüchte über einen gewissen Leonido auf, der anscheinend noch eine völlig weisse Weste hat...
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Idea Spektrum Schweiz Verfügung gestellt.
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