In die Ehe investieren lohnt sich. Der Paarforscher Prof. Guy Bodenmann hat am Samstag an einer Tagung in Zürich Wege zur nachhaltigen Pflege der Partnerschaft aufgezeigt.
Für Gemeinden gibt es viel zu tun: LKF-Referenten und Teilnehmende im Gespräch.
«Hat das Leben nicht noch mehr zu bieten?» fragen Paare nach zwanzig Jahren Ehe zunehmend – und gehen auseinander. In seinem Vortrag vor dem Landeskirchen-Forum LKF brachte Guy Bodenmann, Psychologieprofessor an der Universität Zürich, am 2. Juni 2012 Ergebnisse der Paarforschung auf den Punkt. Weiterhin heiraten 85 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz, und die meisten Jugendlichen sehen die Ehe als lebenslange Beziehung: Die Ehe als Lebensform steht nicht in Frage. Doch nimmt die Zufriedenheit in der Paarbeziehung oft durch Entfremdung und zunehmende Leere ab.
Noch 30 Jahre zu zweit?
Fliegen die Kinder aus oder ist das Paar kinderlos geblieben, kommt es besonders aufs Commitment, den Willen zum Zusammenbleiben, an. Mit der hohen Lebenserwartung liegen noch Jahrzehnte vor den Partnern; da erhebt sich laut Prof. Bodenmann die Frage: Was wurde bisher in die Partnerschaft investiert? «Längerfristige Liebe erfordert ein dreifaches Commitment», sagte der Paarforscher: sexuelle Treue, den Vorsatz der emotionalen Nähe und eine Einstellung, die dem Erhalt der Beziehung dient. Den Wissenschaftlern gibt zu denken, dass bald ein Viertel der Scheidungspaare die Ehe auflösen, obwohl sie zufrieden sind. Das Commitment mangelt; mit dem Internet rücken Alternativen näher.
Was Paare stark macht
Liebe braucht Commitment auf drei Ebenen: Prof. Guy Bodenmann an der LKF-Tagung in Zürich.
Die Partnerschaft über Jahrzehnte prickelnd und beglückend zu gestalten, ist eine Kunst. Entscheidend ist laut Bodenmann gehaltvolle, gemeinsam verbrachte Zeit, die das Wir-Gefühl stärkt. «Ohne ausreichende Zeit entfremdet man sich, weil man sich nicht ausreichend austauscht.» Emotionales Up-Dating ermöglicht auch gemeinsame Stressbewältigung. Der Therapeut (paarlife.ch) schloss mit dem Appell, Paaren entgegenzukommen und ihnen zu helfen, in die Beziehung zu investieren, bevor sie der Therapie bedürfen.
Für Eltern und Kinder da
Das Landeskirchen-Forum LKF ist ein Netzwerk reformierter Christen in der Schweiz mit der Vision, dass Kirchgemeinden gegen den Trend aufblühen und wachsen. An der Zürcher Tagung wurden Arbeiten zur Stärkung von Paaren und Familien vorgestellt und besprochen. Tanja Wyser zeigte auf, welche Chancen im Singen mit kleinen Kindern liegen. Ursula und Matthias Pfaehler von der Gellertkirche Basel machten deutlich, dass «Kirche nur etwas für Familie tun kann, wenn sie selbst Familie ist». Dies erfordere langen Atem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Im Gellert wird ehrenamtlichen Mitarbeitern viel Verantwortung übertragen. «Wir wollen den Kindern Gutes tun – und dadurch gewinnen wir das Vertrauen der Eltern», sagte Matthias Pfaehler.
Raum zur Entfaltung
Der Pfarrer und Eheberater Christoph Monsch und seine Frau Cornelia beleuchteten das Zueinander von Mann und Frau, das laut der Bibel im Paradies begann. Zum Ja des Brautpaars in der Kirche trete Gottes Ja zu ihrem Bund, unterstrich Monsch. Urs Wolf stellte Hilfen für Eltern vor, die ihren Kindern bei den Aufgaben unter die Arme greifen wollen. Raoul Hottinger und Georg Walter diskutierten in ihrem Workshop, was Männern das Gefühl gibt, in der Kirche willkommen zu sein. Das Schlussplenum verdeutlichte, dass die Gemeinde als grössere Familie Eltern und Kindern Raum zur Entfaltung bieten kann.
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