Die SRF-Sendung «Rundschau» wirft einem Kinderheim vor, es werde von einer Sekte geführt. SEA und Mennoniten reichen Beschwerde ein.
Das Kinderheim «Christhof» in Wisen SO.
Der «Christhof» in Wisen SO ist ein familiär geführtes Kinderheim auf einem Bauernhof. Es wird vom «Verein Christhof» getragen und von Heimleiter Andy Hofer geführt. Hofer ist Mitglied der evangelischen Mennonitengemeinde Schänzli in Muttenz BL. Gemäss Leitbild geben christliche Werte dem «Christhof» und seinen Bewohnern Orientierung, Halt und Perspektiven. Seit 18 Jahren ist das Kleinheim staatlich anerkannt und beaufsichtigt. Die Äusserungen in der TV-Sendung, es handle sich um ein von einer «Sekte» geführtes «streng religiöses Heim» weist Heimleiter Hofer zurück.
Sekten-Vorwurf
Der Beitrag der «Rundschau» zeigt die alleinerziehende Mutter zweier Kinder, sowie deren Grossmutter, die sich über die Fremdplatzierung der Kinder durch die Vormundschaftsbehörde der Stadt Luzern beschweren. Die Kinder waren der Mutter wegen «instabilem Lebenswandel» entzogen worden. Auf dem «Sekten-Bauernhof» würde den Kindern eine «ganz andere Lebensauffassung» vermittelt, als sie zu Hause hätten, wettert die Grossmutter. Sie empört sich, dass die wehrlos ausgelieferten Kinder «manipuliert» würden und «Sektenexperte» Hugo Stamm findet es «skandalös», dass streng religiös geführte Heime wie der «Christhof» vom Staat gefördert würden. Die Anerkennung der Bibel als «absolute und letzte Autorität», an die sich die Mennoniten streng zu halten hätten, führe zu einem radikalen, dogmatischen Glauben, der schlecht in die heutige Welt hineinpasse.
Keinerlei Beanstandungen
Das Amt für soziale Sicherheit (ASO) des Kantons Solothurn führt im «Christhof» periodische Aufsichtsbesuche durch und attestiert der Institution, dass sie sich «transparent zu christlichen Grundwerten» bekenne. «Die Prüfung ergab, dass sämtliche Vorgaben und Normen erfüllt sind und das Kleinheim ‹Christhof› eine gut geführte und innovative Institution ist», schreibt Abteilungsleiterin Ursula Brunschwyler in einer Stellungnahme zuhanden der «Rundschau». Sie hält fest, dass in all den Jahren weder bei der Ombudsstelle soziale Institutionen, noch beim Amt für soziale Sicherheit (ASO) Vorkommnisse gemeldet worden seien, die eine Gefährdung des Kindeswohls betroffen und ein aufsichtsrechtliches Einschreiten erfordert hätten.
Rundumschlag
Ungeachtet dessen impliziert die «Rundschau» in ihrem Beitrag, dass es generell schlecht oder gefährlich sei, Pflegekinder bei freikirchlichen Familien oder Institutionen zu platzieren. Auf die wirklichen Herausforderungen bei der Platzierung von Pflegekindern ging der Report nicht ein. Fremdplatzierte Kinder geraten zwangsläufig in ein Spannungsfeld zwischen zwei Welten, da Pflegefamilien immer ein anderes Umfeld bieten als die Herkunftsfamilie.
Am Ende des Beitrags vermeldete der Moderator ein «vorläufiges Happy-End»: Die beiden Kinder seien seit Weihnachten wieder bei ihrer Familie. Ob der Grund zur Fremdplatzierung hinfällig geworden ist, erfahren die Zuschauer nicht.
Beschwerden an Ombudsstelle
Die Schweizerische Evangelische Allianz erachtet den Rundschau-Beitrag als diskriminierend gegenüber religiösen Gemeinschaften. Der Report sei der Sache nicht gerecht geworden, sagt Mediensprecher Thomas Hanimann. Die SEA reicht bei der Ombudsstelle des SRF Beschwerde ein. Das tut auch die evangelische Mennonitengemeinde Schänzli in Muttenz BL, die den «Christhof» unterstützt. Die Gemeindeleitung kritisiert unter anderem den «Mangel an Sachkompetenz und Differenzierungswillen» namentlich bei der Verwendung der Begriffe «Sekten» und «Freikirchen», die als Schlagwörter verwendet wurden, ohne sie genauer zu erklären. Die Schweizer Mennoniten seien «ein denkbar ungeeignetes Beispiel für eine pauschale Kategorisierung als Sekte».
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