Neu leitet Sascha Lang die christliche «Stiftung Wendepunkt». Er übernimmt die Arbeit von seinem Vater, der für sein Werk zum Aargauer des Jahres 2012 gewählt wurde. Die Stiftung hilft nun auch alten Menschen, die noch daheim wohnen, bei Gartenarbeiten und anderem.
Sascha Lang, wer und was ist der Wendepunkt? Sascha Lang: Die Stiftung Wendepunkt ist ein christliches Sozialunternehmen im Aargau mit verschiedenen Betrieben im Kanton. In der Stiftung sind 550 Arbeits-, Wohn und Tagesplätze, bis zu 130 Mitarbeiter betreiben das Ganze. Auch vier Tochterfirmen gehören dazu. Darin arbeiten noch einmal 250 Menschen. Dazu gehört eine Malerei, eine Zimmerei, eine Fachschule und weiteres.
550 Leute, das sind so viele Menschen wie ein Dorf Einwohner zählt, was tun die alle?
Wir haben drei Betriebe in Oftringen, Wettingen, Muhen, da sind verschiedene Arbeitsbereiche, es geht von Konfektionierungen, Wäschereien, Gärtnerei, Garage. Wir haben auch begleitetes und betreutes Wohnen sowie Kindertagesstätte und Beratungsdienste.
Und eigentlich stehen Sie vor einem Dilemma: Sie wollen, dass die Leute zu Ihnen kommen und sind sie dann da, wollen Sie, dass sie möglichst bald wieder gehen?
Ja. Je nach Klientel und Programm ist die Zielsetzung unterschiedlich. Bei den Stellensuchenden, die uns das RAV zuweist, ist das Ziel, dass sie wieder einen Arbeitsplatz im ersten Markt erhalten. Unser Ziel ist, sie fit dazu zu machen. Dann haben wir andere Klientel, psychisch beeinträchtigte Menschen, da geht es um die Tagesstruktur, um soziale Integration. Da ist das Ziel wieder anders.
50 bis 60 Prozent schaffen den Sprung. Und die anderen? Haben Sie da einfach immer mehr Mitarbeiter?
Die Stellensuchenden sind zwischen drei bis sechs Monaten bei uns. Mit der Zeit werden die Menschen ausgesteuert und gehen zurück zu den Gemeinden. Je nachdem gibt es Sozialhilfe, wenn kein Vermögen da ist. Dann kommt ein neuer Kostenträger rein. Das kann ein Programm für Sozialhilfe-Bezüger sein, zum Beispiel Integration oder Tagesstruktur. Bei manchen geht es um eine IV. Manchmal kommt die gleiche Person mit einem anderen Ziel wieder zu uns.
Sie haben also alle zwei Jahre mindestens 550 neue Mitarbeiter. Ist das nicht schwierig?
Der Durchlauf ist noch grösser. Je nachdem hat jemand nach einem Monat eine Stelle. Es ist für uns motivierend. Unser Ziel ist, dass die Menschen im Wendepunkt einen Wendepunkt erleben. Das kann bedeuten, dass jemand wieder eine Stelle findet. Oder ein Suchtproblem lösen kann. Oder Stabilität erhält.
Ein Beruf der viel Freude beinhaltet? Jeder Tag im Schnitt eine Person, die es schafft?
Ja, wir haben motivierte Mitarbeiter und spannend ist, dass wir eng mit der Wirtschaft zusammen arbeiten. Wir bringen das mit dem sozialen zusammen. Die beiden Faktoren, machen die Arbeit sinnvoll und spannend.
Ganz neu ist der Bereich mit älteren Menschen, die möglichst lange daheim sein wollen. Was tun Sie?
Jährlich analysieren wir unsere Strategie. Wir stellten fest, dass die demografische Entwicklung sich stark ändert. Die Forschung spricht von einem Mega-Trend. Hier wollen wir auch Projekte anbieten. Im März starteten wir nun das Projekt «Wendemobil - Unterstützung daheim». Da geht es darum, älteren Menschen zu ermöglichen, dass sie lange in den eigenen vier Wänden sein können. Indem wir gewisse Gartenarbeiten machen können, dass wir putzen kommen, Mahlzeitendienst, Wäscheservice, das bieten wir in diesem neuen Segment an – und zwar durch Arbeitsbereiche, die wir meist schon hatten.
Dann ist das RAV euer Freund und die Spitex euer Feind?
Nein, es ist eine klare Abgrenzung, wir gehen nicht ins pflegerische hinein. Dort wo die Versicherungsleistungen der Krankenkassen aufhören, dort schliessen wir an. Wir starteten in Wettingen-Baden und stellten uns auch der Spitex vor. Sie freuen sich über unseren Beistand.
Ihr Vater ist pensioniert. Sind Sie ein Quereinsteiger, der nun 800 Mitarbeiter zu verköstigen hat?
Nein, ich bin seit bald 15 Jahren dabei, begonnen hatte ich als Abteilungsleiter, Betriebsleiter, später Mitglied der Geschäftsleitung und 2008 Geschäftsführer der Stiftung und neu nun Gesamtleiter.
Dann war der Sprung nicht mehr so gross?
Er war 2008 grösser. Neu ist zum Beispiel, dass ich nun auch in den Tochterfirmen einsitze.
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