Mit einem Gottesdienst im Grossmünster wurde am Sonntag (6.10.) der internationale Kongress zur Vorbereitung des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 eröffnet. Mit dabei sind rund 240 Spezialisten aus mehr als 35 Ländern.
Gottfried Locher (links), Präsident des SEK, und Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der EKD
Eingeladen hatten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK). Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sieht das Reformationsjubiläum als «missionarische Gelegenheit» an. «Wir können zeigen, dass die reformatorischen Kirchen für die Welt im 21. Jahrhundert wichtige Botschaften bereithalten und einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Welt leisten können». Es ist eine Weltpremiere, dass dieses Jubiläum europaweit gefeiert werden soll. Ebenso einmalig ist es, dass der Vorbereitungskongress in Zürich stattfindet und nicht in Wittenberg oder an einer anderen Wirkungsstätte Luthers.
EKD-Ratspräsident Nikolaus Schneider und SEK-Ratspräsident Gottfried Locher äusserten vor den Medien ihre Freude darüber, dass innerprotestantische Differenzen dank der Leuenberger Konkordie überwunden seien, so dass man jetzt gemeinsam feiern könne. Es ginge darum, die Vielfalt zu pflegen und ins Gespräch zu bringen,
sagte Locher. Die Kirchen müssten zu einer «ökumenischen
Lerngemeinschaft» werden. Schneider erläuterte, die Reformation sei nicht von Luther erfunden worden und deshalb sei es auch nicht angebracht, Luther als deutschen Helden zu feiern. Reformation sei eine Bewegung, die bis heute andauere. «Die deutschen Kirchen können das nicht alleine feiern.» Nach 2017 steht 2019 ein weiteres 500-Jahres-Jubiläum an:
Dann wird des Beginns der Predigttätigkeit des schweizerischen Reformators
Huldrych Zwingli (1484-1531) gedacht, eines «Vaters» der reformierten
Christenheit.
«Spirituell, nüchtern, selbstkritisch sowie radikal politisch»
Am Montag wurden die Fragen «Was
ist das Reformationsjubiläum? Wem gehört es? Warum sind alle hier zusammen in
Zürich?» angeschnitten. In seinem Impulsreferat bezeichnete Schneider das Jubiläum als «Ereignis von Weltrang»:«Wie
feiern mit diesem Datum nicht den Geburtstag unserer evangelischen Kirche. Wir
feiern, dass das Evangelium einen neuen Weg zu den Menschen gefunden hat.»
Der bis Ende 2012 amtierende Primas der Anglikaner, Rowan
Williams (Cambridge), sagte, das wichtigste Bestreben der Reformation sei ein
christlicher Glaube gewesen, der nicht auf einer kindlichen Entwicklungsstufe
stehen bleibe. Heute müsse eine aus der Reformation hervorgegangene neue
Theologie «spirituell, nüchtern, selbstkritisch sowie radikal politisch» sein.
Wissenschaft und Religion sollten zu einer «ganzheitlichen Sicht des Erkennens»
kommen.
Noch bis Mittwoch werden sich die rund 240 Spezialisten aus mehr als 35 Ländern und fünf Kontinenten beraten, wie sie den Geburtstag der Reformation begehen wollen. Ein Teil der Veranstaltungen sind öffentlich, unter anderem die Abschlussveranstaltung
vom Mittwoch, 9. Oktober.
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