Revierderby im Ruhrpott: Kurz vor dem Spiel des FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund treffen Fans von beiden Mannschaften aufeinander. Doch es geht nicht um Randale, es gibt auch keine Wortgefechte – sie feiern gemeinsam Gottesdienst und setzen damit ein Zeichen gegen Gewalt im Fussball.
Fussballfans von Borussia Dortmund.
Die Zeitschrift «Kicker» berichtet staunend: «Königsblau und Schwarz-Gelb vereint. Nächstenliebe statt Rivalität vor dem Derby. Ein seltenes Bild.» Die beiden christlichen Fanclubs «Mit Gott auf Schalke» und «Totale Offensive BVB» treffen sich zu einem Gottesdienst. Hierbei füllen zwar die jeweiligen Vereinsfarben den Saal, doch so etwas wie Fanblöcke bilden sich nicht. Man kennt sich. Man mag sich. Und man feiert Gottesdienst miteinander.
Wir wollten ein Zeichen setzen
BVB-Fan Andreas Schlüter unterstreicht: «Ich glaube, dass es ein tolles Zeichen ist, nicht nur Rivalität hochzuhalten, sondern zu zeigen, was uns verbindet, und dass wir gegen Gewalt sind, die gerade in den letzten Jahren immer wieder hochkommt.» Sein Schalker Gegenüber, Eckhard Stolz, ergänzt: «Es wird genug gegeneinander getan, deswegen haben wir uns überlegt, etwas zusammen zu machen.»
Normal ist eben nicht normal
Was dann folgt, ist ein völlig normaler Gottesdienst. Christen singen, tanzen, lachen und beten gemeinsam. Doch wer die Geschichte der Revierderbys kennt, der weiss, dass das eben nicht normal ist. Die Rivalität der beiden grossen Fussballclubs im Ruhrgebiet ist legendär. Und durch die räumliche Nähe begegnet man den gegnerischen Fans viel häufiger als bei anderen Bundesliga-Begegnungen. Die Folge: immer wieder Gewalt. Da ist ein friedlicher Gottesdienst zwischen «Gegnern» etwas Besonderes. Kein Wunder, dass der «Kicker» darüber respektvoll und anerkennend berichtet.
Fans bleiben sie trotzdem
Wer jetzt meint, dass hier eben nicht die echten Fans sitzen würden, der täuscht sich. Ein freundliches «Hier feiern wir gern Gottesdienst miteinander, aber beim Spiel wünschen wir den anderen nicht einmal einen Punkt» macht klar, wo das Herz der Fans schlägt. Aber sie instrumentalisieren ihren Glauben nicht für den Fussball. So stellt der «Kicker» fest: «Für den Sieg ihrer Mannschaft zu beten, kommt für die meisten nicht in Frage.»
Das Zeichen kommt an
Das Zeichen, das die beiden Fanclubs gegen Ausgrenzung und Gewalt setzen wollen, wird so auch wahrgenommen. Dieses «wir wollen zeigen, dass es auch anders geht» ist eine sehr überzeugende Art, Glauben zu leben. Es sind eben keine Nicht-Anhänger, die sich über Gewalt im Fussball auslassen, es sind die Fans, die Woche für Woche in ihren Farben auf dem Platz stehen. Und die trotzdem zeigen, dass Nächstenliebe stärker ist als Rivalität.
Übrigens: Das Derbyergebnis nach dem gemeinsamen Gottesdienst war ein versöhnliches 0:0.
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