Der deutsche Religionswissenschaftler Michael Blume hat sich 10 Jahre lang mit der Frage beschäftigt, welche Auswirkungen die Religion auf die Geburtenraten einer Gesellschaft hat. Sein Fazit: Ohne Religion mangelt es an Kindern.
In einem Interview mit n-tv.de kommt der Forscher zum Ergebnis: «Es gibt weder auf der quantitativen noch auf der qualitativen Ebene Beispiele für atheistische Gemeinschaften, die die Bestandhaltungsgrenze hätten halten können. Und das, obwohl wir atheistische Gemeinschaften schon im antiken Indien und Griechenland finden. Fachlich gesprochen: Nichtreligiöse Populationen verebben demografisch» Es gebe «in Geschichte und Gegenwart kein einziges Beispiel für eine nichtreligiöse Gemeinschaft, die es geschafft hätte, auch nur ein Jahrhundert lang zwei Kinder pro Frau zu halten. Das ist die Grenze, die für eine stabile Population benötigt wird. Wir sehen außerdem, dass diese Schere auch mit steigender Bildung aufgeht: Religiöse Akademiker haben deutlich mehr Kinder als nichtreligiöse»
«Wir verebben mitten im Wohlstand»
Damit trägt Religion zur Erhaltung einer Gesellschaft bei – und Säkularisierung steht in statistischem Zusammenhang mit dem Rückgang der Geburtenrate. Blume: «Generell lässt sich schon sagen, dass die Säkularisierung eine Teilerklärung dafür ist, warum auch in Deutschland die Geburtenrate seit Jahrzehnten unter zwei gefallen ist. Seit 1971 sterben bei uns mehr Menschen, als noch geboren werden. Wir verebben mitten im Wohlstand»
Natürlich gebe es atheistische Gesellschaften, die mit Druck versuchten, die Geburtenrate zu erhöhen, wie etwa das sozialistische Rumänien oder NS-Deutschland. Aber: «In beiden Fällen endete es im Desaster. Wir haben noch keinen Fall, wo es einer staatlichen Ideologie gelungen wäre, auf Dauer größere Familien zu erzwingen. In Rumänien brachen die Familien zusammen, zehntausende Kinder wurden ausgesetzt. In NS-Deutschland gab es zum Schluss sogar diese wahnsinnigen 'Lebensborn'-Projekte, als Himmler gemerkt hatte, dass nicht einmal die SS am Ende noch die hohen Geburtenraten erreicht. Sogar eine totalitäre Politik kommt in Familienfragen an ihre Grenzen», so Blume.
Ein Anstoss zu der Untersuchung war nach dem Autor die Behauptung von kritischen Soziologen, dass Religion in der Evolutionsentwicklung hinderlich, weil «nur mit Kosten und Schaden verbunden» sei. Dieses Problem, das schon Darwin selbst beschäftigt habe, sei nun gelöst: «Wir sehen, dass Religion evolutionär erfolgreich ist», so Blume.
Was sind die Gründe?
Nach den konkreten Gründen gefragt, warum religiöse Menschen mehr Kinder haben, gibt Blume zwei Hauptgründe an: «Zum einen können wir sehen, dass der gemeinsame Glaube an höhere Wesen eine Kooperation nach Regeln fördert. Ein Beispiel: Wenn ich glaube, dass es zu Gottes ersten Worten in der Bibel gehört, wenn er sagt: 'Seid fruchtbar und mehret euch', dann spielt es für religiöse Menschen eine Rolle, dass wir den Auftrag haben, eine Familie zu gründen und kinderreich zu sein. Zum anderen ist da die Motivation. Wenn wir als Menschen nicht nur vor uns hinleben, sondern uns wirklich einer Sache verschreiben wollen, brauchen wir tiefe religiöse Überzeugungen. Und das beides zusammen bewirkt diesen ganz starken Effekt»
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