Beat Christen betet seit Jahren dort, wo für die Schweiz wichtige Entscheide fallen. Das Migros-Magazin nahm seinen Einsatz jetzt als Anlass für ein Portrait.
Beat Christen, Bundeshausbeter
Das sind grosse Schuhe, in die Beat Christen (68) steigt: Niklaus von der Flüe war ebenfalls ein Beter, der beim Stanser Verkommnis 1481 mit seinen Worten die Eidgenossenschaft rettete. «Heute ist es Beat Christen, der sich mit dem direkten Draht zum lieben Gott um das Wohlergehen der Nation sorgt» kommentiert das Migros-Magazin die Arbeit, die der Vollzeit-Beter seit Jahren im Bundeshaus tut: «Während der Sessionen ist er täglich dort anzutreffen und leistet Lobbyarbeit in Sachen Glauben.» Von CVP-Nationalrat Jakob Büchler (62) erhielt Beat Christen den begehrten Bundeshausbadge, von dem jeder Parlamentarier zwei vergeben kann und der meistens an Lobbyisten aus der Wirtschaft geht.
24 Stunden online
Seit er 1992 zum ersten Mal während einer Session einen ganzen Tag lang auf der Besuchertribüne für die politische Führung des Landes betete, ist Beat Christen im Bundeshaus über alle Parteilinien hinweg bekannt. Das Gebet für Politiker ist für ihn etwas ganz Natürliches: «In der Bibel steht, betet für die Obrigkeit – ich bin diesem Ruf gefolgt», erklärt Christen im Interview und hält fest: «Ich bin sozusagen 24 Stunden online mit dem Zentralserver des Universums.» So habe er etwa auch für alt Bundesrat Hans Rudolf Merz gebetet, der 2008 einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitt und schnell wieder gesund geworden sei. Er habe damals täglich für Merz gebetet, sagt Christen: «Die Gebetserhörung, ja die gibt es».
«Frei-sinnig»
Beat Christen gehöre keiner Partei an, «seine politische Gesinnung ist eine Mischung aus konservativ, freisinnig, sozial und grün». In den vergangenen Jahren konnte Christen Vertrauen zu vielen Parlamentsmitgliedern aufbauen. «Damit sind auch die Gebetsanliegen häufig konkreter geworden» hielt er in einem idea-Interview 2011 fest. Er wird heute sowohl von der SP als auch von der SVP zu Fraktionsausflügen eingeladen. Schmunzelnd meint er: «Ich bin ein wahrer Frei-Sinniger, denn ich darf in alle Richtungen denken. Doch ich habe in Jesus Christus eine klare Mitte.»
Beten und vernetzen
Aus dem Gebet kommt für Beat Christen auch Aktion, hält der Migros-Artikel fest: «Der umtriebige Mann mit den weissen Haaren und dem wachen Blick vermittelt auch gern. Er stellte etwa für die christliche Ostmission den Kontakt zu Politikern her, was den Anstoss zum Postulat 'Stopp dem Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung' gab» 2001 gab er das Buch heraus «La Suisse existe – Die Schweiz: Geschichte, Identität, Vision».
Mission – na und?
Auch das Reizwort «Mission» umgeht das Migros-Portrait nicht: «Wenn jemand ihm vorwirft, er wolle missionieren, nimmt er das gelassen» so der Artikel: « 'Ja, klar habe ich eine Mission', antwortet Christen. Nämlich die, dass Politik und Glaube sich einander annähern und die Politiker ihre Verantwortung wahrnehmen. Aber: 'Ich will niemanden denkerisch vereinnahmen' sagt er. 'Ich will für den Glauben gluschtig machen'.»
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