Max Schläpfer: «Wir brauchen die gegenseitige Ermutigung»
Zum Jahresanfang fragt Livenet Persönlichkeiten aus Gemeinden und
Werken, was sie von diesem Jahr 2015 erwarten und was sie sich wünschen. Heute: Max Schläpfer, Präsident des Verbands VFG Freikirchen Schweiz.
Livenet: Max Schläpfer, welches Ereignis war für Sie das grösste im letzten Jahr?
Max Schläpfer: Viel eher als ein einziges Ereignis, haben mich im vergangenen Jahr all die Gemeinden beeindruckt, die ich besuchen durfte. Es waren Gemeinden jeder Grösse, Gemeinden auf dem Land und Gemeinden in grösseren Agglomerationen. Sie alle setzen den Auftrag des Evangeliums in grosser Treue, oft unauffällig und mit ihren Möglichkeiten und Grenzen um. Sie kümmern sich um Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren und bieten ihnen eine geistliche Heimat. Sie engagieren sich in evangelistischen Projekten, unterstützen die weltweite Mission. Ihre Mitglieder opfern viel von ihrer persönlichen Zeit, um die Gemeindedienste aufrecht zu erhalten. Diese Menschen haben mich beeindruckt und es wurde mir neu bewusst, dass durch sie die Substanz des Evangeliums sichtbar gelebt wird.
Was müsste bei den Christen 2015 passieren?
Ich halte nicht viel von Rezepten und schon gar nichts von generellen Forderungen an die Christen über das, was bei ihnen geschehen müsste. Aus meiner Sicht sollten wir einander einfach ermutigen, für Jesus zu leben, auf die Impulse des Geistes zu hören und dort, wo der Herr uns hingestellt hat, treu unseren Dienst zu tun. Die Erwartung, dass Jesus jeden von uns brauchen will, um sein Reich zu bauen, darf nicht erlöschen, genauso wie die Hoffnung auf seine Wiederkunft und das Bewusstsein der Realität der Ewigkeit. Wir alle haben unsere Kämpfe, Ängste und Zweifel, in denen wir nicht allein gelassen werden dürfen. Die Realität dieser Welt bringt neben viel Freude auch Enttäuschungen und zuweilen Frustration. Damit die Begeisterung für Jesus und die Frische im Gebet erhalten bleiben, brauchen wir die gegenseitige Ermutigung.
Welche besondere Herausforderung wartet auf Sie?
In meiner jetzigen Lebensphase wird mir die Bedeutung des geistlichen Erbes, das wir einer neuen Generation hinterlassen, immer wichtiger. Darum will ich noch mehr in die nachfolgende Generation investieren. Man sagt so schön, dass man das Rad nicht neu erfinden muss. Das stimmt auch für viele Aspekte des Gemeindebaus, der Mission und der Evangelisation. Aber nur dort, wo sich Erfahrung und Weisheit mit der Offenheit und dem Hunger nach nach Neuem treffen, werden frische Kräfte frei und wird das Erbe multipliziert. Als jemand, der schon bald zur abtretenden Generation gehört, möchte ich hier einen Beitrag leisten.
Was liegt Ihnen für ihr Land am meisten am Herzen?
Wir leben in einem einzigartigen Land und müssen dazu Sorge tragen. Zu den höchsten Gütern in der Schweiz gehören Freiheit und Frieden. Beides sind auch wichtige Voraussetzungen für die ungehinderte Verkündigung des Evangeliums. Mir liegt deshalb viel daran, dass diese Freiheiten erhalten bleiben und in keiner Weise eingeschränkt werden, auch nicht durch gut gemeinte christlich gefärbte national-religiöse Bestrebungen.
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